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Nach zweieinhalbjähriger Bauzeit ist es so weit: Das 8er-Tram fährt über die Hardbrücke und bindet den S-Bahnhof ans Tramnetz an. Bild: Sibylle Ambs

Brücke frei für die Tramlinie 8

Von: Ginger Hebel

12. Dezember 2017

Seit letztem Wochenende fahren Trams der Linie 8 über die Hardbrücke und verbinden den Hardplatz mit dem Escher-Wyss-Platz. Für VBZ-Gesamtprojektleiter Bruno Imhof ein Erfolgsmoment.

Bruno Imhof erzählt gern vom Moment, als er zum ersten Mal im 8er über die Hardbrücke fuhr. «Als ich gesehen habe, dass alles funktioniert, fiel mir echt ein Stein vom Herzen», sagt der 37-Jährige. Er ist verantwortlich für die Tramverbindung Hardbrücke, Zürichs Grossprojekt, Kostenpunkt: 101,2 Millionen Franken.

Das Tram 8 verkehrt neu ab Hardplatz über die Hardbrücke zum Bahnhof Hardbrücke und weiter via Escher-Wyss-Platz bis zur Haltestelle Hardturm. Damit werden Zürich-West und die Hardturmstrasse direkt mit dem Stauffacher, Paradeplatz und Klusplatz verbunden. Zudem wird der für Pendler wichtige S-Bahnhof Hardbrücke direkt ans Tramnetz angebunden. Das Fahrgastaufkommen im Bahnhof wird sich von heute 45 000 Personen pro Tag langfristig verdoppeln. «Die Kapazitätsgrenze liegt langsam am oberen Limit. Die neue Verbindung ist ganz klar eine Entlastung für die anderen Trams und die SBB», sagt Bruno Imhof.

Ein Tram über eine Brücke zu führen, ist eine grosse technische Herausforderung, hinzu kamen die beengten Verhältnisse auf der Hauptverkehrsachse. 1550 Tonnen Stahl und 4,7 Kilometer Tramschiene wurden verbaut. «Alle Beteiligten, auch das Tiefbauamt, haben bei diesem Projekt in vielerlei Hinsicht Entwicklungsarbeit geleistet», sagt Imhof. Die Statik der alten Hardbrücke sei ausgereizt gewesen. Aus diesem Grund mussten Teile der Brücke komplett abgebrochen und neu angesetzt werden, damit sie der Last standhält. Auch der Hardplatz wurde umgestaltet. Neu gibt es hier einen Convenience-Store.

Die Bauarbeiten dauerten zweieinhalb Jahre und führten zu Verkehrsbehinderungen, Lärm und Dreck. 300 Personen waren in den Brücken- und Gleisbau involviert, auch Bruno Imhof hatte sein Büro mitten auf der Brücke. «Der Zeitplan war eng. Wir sind froh, dass wir die Arbeiten termingerecht abschliessen konnten.» Am 4. September begannen die ersten Probefahrten. Bruno Imhof ist zufrieden, wie alles läuft. Möglicherweise muss in den nächsten Tagen noch die Signalisation feinjustiert werden, denn die neue Tramverbindung bringt eine Umstellung für Autofahrer. Das Tram überquert die Hardbrücke in Richtung Pfingstweidrampe und somit den Verkehr auf der Brücke, «das gibt es in Zürich so nirgends», erklärt Imhof. Er ist jedoch zuversichtlich, dass sich alles einpendeln wird.

Der 37-Jährige wuchs im Thurgau auf. Während seiner Schulzeit arbeitete er auf Baustellen, um Geld zu verdienen, und machte später Karriere auf dem Bau. Er baute Autobahnen und Brücken in der ganzen Schweiz, wie zum Beispiel bei der Westumfahrung Zürich. Seit zwei Jahren arbeitet er für das Projekt Tramlinie 8, seit März 2017 ist er VBZ-Gesamtprojektleiter.

Innovative Haltestellen

Die 70 Meter lange Haltestelle Hardbrücke ist ein Novum. Erstmals werden hier Personenströme gemessen. Für die Sicherheit wurden spezielle Veloführlichter im Boden versetzt, welche den Weg weisen, damit Fussgänger und Velofahrer besser aneinander vorbeikommen. Ein brandneues System erkennt, wenn ein Bus oder ein Tram in die Haltestelle einfährt. Die Züri-Bordsteine verfügen über eine ebene Haltekante, die behindertengerecht ist. «Die Zürcher Bauwelt ist führend in der Schweiz, auch in Bezug auf Innovationen», sagt Imhof.

Er findet es spannend, wie Zürich sich entwickelt, und freut sich, dass er seinen Teil dazu beitragen darf. «Zürich wächst und verändert sich aktuell sehr schnell. Diese Tramverbindung ist ein grosser Mehrwert für die ganze Region.» 

Eine kurze Geschichte des 8er-Trams

1910:
Der Streckenabschnitt Feldstrasse–Stauffacher–Selnau–Stockerstrasse wird in Betrieb genommen. 

1928:
Die Tramlinie 8 verkehrt von der Hohlstrasse über Helvetiaplatz, Stauffacher, Paradeplatz und Bellevue bis zur Station Seilbahn Rigiviertel, wie der Rigiblick damals noch genannt wird. Der Hardplatz wird noch von der Linie 6 bedient. 

1954:
Die Zukunft soll nicht dem Tram, sondern dem Trolleybus gehören. So wird die Tramlinie 1 auf Busbetrieb umgestellt. Dasselbe ist auch für den 8er vorgesehen. 

1975:
Nachdem 1972 die Hardbrücke fertiggestellt ist, steht die Umgestaltung des Hardplatzes an. 1975 steht das Projekt fest. Die Tramlinie  8 soll durch die Hohlstrasse zum Hardplatz geführt werden. Ursprünglich hätte der 8er durch die Sihlfeldstrasse geführt werden sollen. 

2000:
Die Verlängerung der Tramlinie 8 wird zum Thema und soll bald in Angriff genommen werden. Von der Endtstation Hardplatz soll das Tram unter den SBB-Geleisen an den Escher-Wyss-Platz und von dort weiter zur Grünau fahren.  JS

Eröffnungsfeier mit Schwarzfahrer-Drinks

Der neu gestaltete Hardplatz war Dreh- und Angelpunkt des Eröffnungsfests anlässlich der neuen Tramverbindung Hardbrücke. Mit «Churzschtrecki»-Shots und Schwarzfahrer-Drinks wurde die neue Tramverbindung offiziell eröffnet. So konnte man sich an der Trambar – in einem alten VBZ-Waggon stationiert – wahlweise Lang- oder Kurzstrecken-Drinks mit klingenden Namen wie «8er-Strecki» oder «Schiffbau-Shot» gönnen oder sich eine Bratwurst gegen den ersten Hunger am Mittag einverleiben.

Im grossen Zelt erzählte Andrea Schulthess vom Theater Hannibal Märchen für die kleinen Besucher. Später am Tag gab es Unterhaltung für Erwachsene, wie immer unverblümt und frei Schnauze vom Zukkihund, dem wohl berühmtesten sibirischen Husky Zürichs und seinem Erfinder, Comedian und Grafiker Rafi Hazera. Seinen Betrieb nahm das 8er-Tram regulär zwar erst pünktlich zum Fahrplanwechsel am Sonntag, 10. Dezember, auf. Trotzdem konnte die breite Öffentlichkeit aber bereits am Samstag mit einer Extrafahrt ab der Haltestelle Hardplatz im Viertelstundentakt die neue Streckenführung testen. 

Die Gäste kamen sowohl aus dem Quartier als auch aus den umliegenden Kantonen, um eine Tramfahrt über die Brücke zu machen: «Ich war etwas skeptisch, ob diese Trams dann im Winter und bei Glatteis auch auf die Brücke hochkommen», meinte ein Festbesucher und langjähriger Quartierbewohner. Diese Feuerprobe hat die Extrafahrt-Cobra bei starkem Schneefall und eisigen Temperaturen am Wochenende mit Bravour bestanden. Sibylle Ambs

 

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