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Freut sich auf den Umzug am 25. November: «Ich werde all die Gesellen in Rot und Braun bewundern und voller Stolz denken: Das sind mini Manne!» Karin Diefenbacher, Präsidentin der St.-Nikolaus-Gesellschaft Zürich. Bild: PD

Chefin für den Chlaus

Von: Sibylle Ambs

16. Oktober 2018

FÜHRUNGSWECHSEL Früher fuhr sie den Samichlaus zum Einsatz – heute steht sie für eine neue Generation. Mit Karin Diefenbacher lenkt zum ersten Mal in der 70-jährigen Geschichte eine Frau die Geschicke der St.-Nikolaus-Gesellschaft der Stadt Zürich.

Es erinnerte schon fast an eine Palastrevolution, was an der Generalversammlung der St.-Nikolaus-Gesellschaft Zürich (StNG) im letzten Mai vor sich ging: Die 120 anwesenden Aktiven und Veteranen wählten nicht, wie vom scheidenden Präsidenten Dölf Hitz erwartet, dessen Wunschkandidaten Hans Ernst Weber. Stattdessen machte Sprengkandidatin Karin Diefenbacher mit sechs Stimmen mehr das Rennen. «Viele jüngere Mitglieder fühlten sich nicht mehr gehört in der Organisation. So wurde ich im Vorfeld angefragt und stellt mich für die Wahl zur Verfügung», so die neue Präsidentin. «Leider war die bisherige Leitung zu keinem Gespräch vor der Wahl bereit.» Dölf Hitz führte die StNG die letzten zehn Jahre, sein Rücktritt war geplant – nicht geplant war ein grosser Umbruch. Der Tumult nach dem Wahlergebnis war dementsprechend gross, es gab auch einige Austritte aus dem Verein. «Das Resultat war zwar knapp, aber deutlich. Die Basis hat gewählt, und sie hat sich für den Aufbruch in eine neue Zukunft entschieden», zieht die 54-jährige Schwerzenbacherin Bilanz.

Karin Diefenbacher ist seit neun Jahren in der StNG. Sie hat als «Eseli» angefangen und die Chläuse und Schmutzlis zu ihren Einsätzen gefahren. Später wurde sie in den Vorstand der StNG gewählt und war für die Gebende Hand zuständig, eine Unterorganisation des Vereins. «Auch als Mitglied des Vorstands war ich trotzdem immer nah an der Basis. Ich habe mich in die Bartlistube gesetzt und zugehört. Ich wollte wissen, was läuft.»

Heute, ein halbes Jahr nach der Wahl, blickt Karin Diefenbacher zuversichtlich auf ihre erste Samichlaus-Saison als Präsidentin: «Inzwischen ist etwas Ruhe eingekehrt, und einige, die sich zu Beginn mit einer Frau als Präsidentin nicht abfinden konnten, sind inzwischen zum Verein zurückgekehrt.» Noch sind nicht alle Posten im neuen Vorstand besetzt, der aktuell aus drei Männern und drei Frauen besteht.

Mehr Wertschätzung

Für die rund 40 Teams aus Samichlaus, Schmutzli und Eseli, die vom 25. November bis zum 6. Dezember im Einsatz stehen, brechen neue Zeiten an: «Bis jetzt herrschten strenge Regelungen. Wer ein Samichlaus sein wollte, musste sich für mindestens vier Tage pro Saison und den Umzug verpflichten.» Die meisten Samichläuse seien aber berufstätig, und in der heutigen Zeit könne nicht jeder einfach so freinehmen. «Schön wäre es, wenn jeder nebst dem Umzug mindestens zwei Tage dabei sein könnte. Ich möchte, dass unsere Samichläuse und Schmutzlis Freude an ihrem Wirken haben.» Mit der neuen Vereins-Software haben in Zukunft die rund 200 Freiwilligen, die jedes Jahr während der 12-tägigen Samichlaus-Saison im Einsatz stehen, Zugriff auf alle Informationen und Beschlüsse. Und Karin Diefenbacher hört auch als Präsidentin immer noch zu: «Ich möchte wieder einen freundlicheren und geselligeren Umgang miteinander. Wertschätzung für die Einsätze unserer Freiwilligen steht an oberster Stelle.» Doch nicht alles soll sich verändern unter der neuen Leitung: «Die Pflege der Tradition ist mir sehr wichtig! An Bewährtem wird nicht gerüttelt, und keine Sorge, auch wenn ich eine Frau bin, für die Rolle des Samichlaus und des Schmutzlis kommen nach wie vor nur Männer infrage.»

Weitere Infos: Für den Chlaus-Einzug am 25.11. durch die Bahnhofstrasse werden noch Kinder bzw. Zugzwärgli gesucht. Freiwillige melden unter: material@samichlaus-zuerich.ch

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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