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Über das Osterwochenende mussten 103 Ordnungsbussen ausgestellt werden. (Bild: Denis Linine / istock)

Coronavirus hat massiven Einfluss auf die Polizeiarbeit

Von: Christian Saggese

14. April 2020

Sie stehen trotz Ansteckungsgefahr an der Front, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtpolizei Zürich. Auch am Osterwochenende mussten sie über 200-mal ausrücken und Bussen verteilen.

Die Coronakrise stellt auch die Stadtpolizei Zürich vor neue Herausforderungen. Wie sich die Gesetzeshüter selbst im Einsatz schützen und wie sich der Schwerpunkt der Arbeit verschoben hat, weiss Marco Cortesi, Leiter Mediendienst bei der Stadtpolizei Zürich.

Wie sehr belastet das Coronavirus intern die Zürcher Stadtpolizei?

Marco Cortesi: Es ist für alle Mitarbeitenden, egal ob an der Front oder im Büro, egal ob Kader, Kriminalpolizei oder Sicherheitspolizei, eine aussergewöhnliche und schwierige Situation, die von allen ausserordentliche Leistungen erfordert. Die Stimmung ist aber gut, weil der Informationsfluss funktioniert und die Stadtpolizei Zürich auch auf Krisen vorbereitet ist.

Mit welchen Massnahmen wird der Schutz der ausrückenden Einsatzkräfte bestmöglich gewährleistet?

Unsere Mitarbeitenden sind auf die Thematik sensibilisiert. Die Frontmitarbeitenden sind mit einem persönlichen Hygieneset ausgerüstet, das stets mitgeführt wird. Unsere Leute können je nach Situation selbst entscheiden, welche Vorsichts- und Eigenschutzmassnahmen sie vor Ort treffen wollen.

Besteht die Gefahr, dass es einen personellen Engpass gibt, sollte ein Stadtpolizist am Virus erkranken und diesen unbeabsichtigt intern verbreiten?

Auch hier gibt es interne Richtlinien, wie sich unsere Leute verhalten sollen, sobald sie krank werden, beziehungsweise Krankheitssymp­tome aufweisen oder auch wenn in ihrem Umfeld jemand erkrankt. Glücklicherweise gibt es derzeit wenige Erkrankungen innerhalb des Korps. Aktuell sind zwei Personen betroffen. Drei positiv getestete Personen sind mittlerweile wieder genesen und arbeiten wieder. Selbstverständlich haben wir auch Szenarien vorbereitet für Fälle, bei denen mehrere oder viele Mitarbeitende betroffen wären.

Das öffentliche Leben steht still. Wie haben sich dadurch die Schwerpunkte Ihrer Arbeit verschoben?

Unsere Arbeit hat sich insofern verändert, als dass bestimmte Delikte wie zum Beispiel Einbruchdiebstähle oder Diebstähle zurückgegangen sind. Auch die typischen Ausgangsdelikte wie Tätlichkeiten oder Körperverletzungen sind durch die Schliessung von Restaurants und Bars zurückgegangen. Unsere Polizistinnen und Polizisten sind jedoch stark engagiert, dafür zu sorgen, dass die Vorgaben des Bundesrates im Zusammenhang mit dem Coronavirus eingehalten werden.

Müssen Sie mehr ausrücken wegen häuslicher Gewalt?

Nein, bis jetzt haben wir keine Häufung von Fällen häuslicher Gewalt festgestellt, obwohl dies von externen Stellen oft und immer wieder vorausgesagt wurde.

Vor dem verlängerten Osterwochenende wurden Ängste laut, dass sich viele Zürcherinnen und Zürcher nicht an die Regeln vom Bund halten. Wie hat die Stadtpolizei diese Tage erlebt?

Grossmehrheitlich hielt sich die Bevölkerung an die vorgegebenen Regeln. Die Stadtpolizei Zürich war aber mit über 200 Einsätzen im Zusammenhang mit Corona stark gefordert. Insgesamt mussten 103 Ordnungsbussen ausgestellt werden.

Als erste Massnahme wurden bereits Pärke und das Seebecken für die Öffentlichkeit geschlossen. Welche neuen Brennpunkte haben sich seither herauskristallisiert?

Über das Osterwochenende hat es sich gezeigt, dass sich die bekannten Örtlichkeiten am Wasser, am Waldrand insbesondere mit Grillstellen und grössere Grünflächen nach wie vor als beliebte Anziehungspunkte herausstellten. Am Freitagabend kam es im Bereich der Waid erneut zu einem Autohotspot, nachdem sich mehrere Personen mit ihren Fahrzeugen zu einem Auto-Tuning-Treffen einfanden. Dies führte dazu, dass die Waidbadstrasse jeweils ab 19 Uhr bis 6 Uhr am Folgetag für den motorisierten Verkehr gesperrt wurde. Auch auf der Saffa-Insel kam es zu grösseren Personenansammlungen. Dies führte dazu, dass die Saffa-Insel am Samstag und am Sonntag geräumt und bis 23 Uhr gesperrt werden musste.

Wie lange lässt sich nach Schätzungen der Polizei die aktuelle Ausnahmesituation noch aufrechterhalten?

Diese Frage können wir nicht beantworten, weil wir uns nicht auf Spekulationen einlassen und es grundsätzlich Sache des Bundesrates ist, solche Fragen zu beantworten.

Welche Wünsche haben Sie seitens Polizei an die Bevölkerung und an die Behörden?
«Bitte bleiben Sie zu Hause.» Das ist unser Wunsch an die gesamte Bevölkerung.

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