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Die Photobastei wollte unabhängig von der Kulturförderung überleben. Bild: PD

Das Aus für eine kreative Insel

Von: Jan Strobel

07. Januar 2020

Die Photobastei am Sihlquai galt über die Stadrgrenzen hinaus als Insitution für Fotografie. Ende Juni 2020 gibt das Haus seinen Betrieb auf.

Sie hatte sich in kurzer Zeit zu einer kleinen Kulturinstitution in der Stadt Zürich entwickelt, nun stellt die Photobastei am Sihlquai nach fünf Jahren ihren Betrieb ein. Trotz guten Vermietungs- und Besucherzahlen sei das Ausstellungs- und Kulturzentrum leicht defizitär geblieben, so die Direktion der Photobastei. Bei einem Umsatz von rund einer Million Franken seien die Risiken, die sich insbesondere aus dem Museumsbetrieb ergeben, zu gross, um vom Hauptverantwortlichen, Romano Zerbini, getragen zu werden. Deshalb habe er entschieden, die Photobastei auf Ende Juni 2020 zu schliessen.

Ein kultureller Freiraum
Als die Photobastei als ein von Zerbini privat initiiertes Kultur- und Fotografieprojekt 2014 gegründet wurde, verstand sie sich als Freiraum für Fotografie und Darstellende Kunst mit einem Angebots-Mix von Museum, Vermietung von Ausstellungsräumen sowie einem Kulturzentrum mit Gastronomie. Eine Dunkelkammer mit sieben Arbeitsplätzen sowie eine Bibliothek mit über 1500 Standardwerken zur Fotografie rundeten das Angebot ab.
 
Ziel war ein kultureller Freiraum, der unabhängig von Sponsoring und Kulturförderung sich selber finanzierte. Zunächst startete Romano Zerbini die Photobastei als temporäre Fotoausstellung in einem ehemaligen UBS-Hochhaus am Schanzengraben. Die Zwischennutzung lockte während neun Monaten rund 100 000 Besucher an. Schliesslich konnte Zerbini die ehemaligen Räume der Zürcher Hochschule der Kümnste (ZHdK) am Sihlquai 125 als Spielraum beziehen. Die Stadt hatte das Gebäude vom Kanton für eine vierjährige Zwischennutzung übernommen. Der Ort sollte Teil eines Hotspots der Kreativität und Innovation werden. Tatsächlich entstand mit der Photobastei das einzige Haus für Fotografie in Zürich.

Vor allem der Museumsbetrieb war in den folgenden Jahren indessen grösseren Schwankungen unterworfen. Nicht jede Ausstellung konnte ihre Kosten einpielen, und im Sommer blieben oft die Besucher aus. Erschwerend sei beim Standort am Sihlquai hinzugekommen, dass sich die Photobastei im zweiten und dritten Stock eines sehr alternativ geprägten Gebäudes befinde und über kein Laufpublikum verfüge, so die Photobastei-Leitung. Im Sommer müsse die Photobastei deshalb drei Monate schliessen und generiere keine Einnahmen. «Die Risiken konnten schnell Löcher von vorübergehend 50 000 bis 100 000 Franken reissen, die auch mit grösstem Einsatz durch den Gastrobetrieb, durch Sponsoring oder durch Eingaben bei Stiftungen und der Stadt Zürich nicht immer ganz gedeckt werden konnten.» Das kleine Team, bestehend aus vier Teilzeitstellen, die den gesamten Betrieb stemmen, sei «müde und ausgezehrt». 

Auf den sozialen Netzwerken löste der Schliessungsentscheid Betroffenheit aus. Dass die Stadt Zürich und die Fotografiebranche ein solches Museum verliere, so ein User, sei «schlichtweg eine Katastrophe».


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