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Urs Pauli wurde 1999 Vizedirektor von ERZ, 2008 Direktor. Bild: PD

Das Ende einer langen Vertrauenskrise

Von: Jan Strobel

23. Mai 2017

Urs Pauli, der Direktor von ERZ Entsorgung + Recycling, wurde freigestellt. Gegen ihn hat die Stadt ein Strafverfahren wegen ungetreuer Amtsführung eingeleitet.

Die sofortige Freistellung von Urs Pauli, Direktor von ERZ Entsorgung + Recycling, durch seinen Vorgesetzten Stadtrat Filippo Leutenegger am vergangenen Montag glich sozusagen dem bekannten Pulverfass, das vor sich hinschwelt, bis es schliesslich zur Explosion kommt. Konkret geht es um den Verdacht auf ungetreue Amtsführung im Zusammenhang mit Dienstfahrzeugen. Pauli habe sich, so Leutenegger, widerrechtlich einen BMW zum Preis von 127 000 Franken als Dienstwagen angeschafft – und sich die Genehmigung dafür gleich selbst ausgestellt. Die Stadt Zürich hat deswegen Strafanzeige gegen Pauli eingereicht.

Darüber hinaus hatte bereits 2015 eine Administrativuntersuchung gezeigt, dass der Objektkredit für das Logistikzentrum Hagenholz wegen interner Verfehlungen um 14,7 Millionen Franken überschritten wurde. Zudem seien verschiedene Endabrechnungen über Projekte nicht rechtzeitig der Finanzkontrolle der Stadt eingereicht worden.

«Überrissen und ungerecht»
Die nun erfolgte sofortige Freistellung ist das Resultat einer längeren Vertrauenskrise. Bereits im Januar hatten erste Trennungs­gespräche stattgefunden. «Als ich letzte Woche feststellen musste, dass mein Vorgesetzter Filippo Leutenegger nicht mehr zu mir steht, habe ich meinen vorzeitigen Altersrücktritt eingereicht», sagte der 58-Jährige vor den Medien. Dies, um den Stadtrat «im Wahlkampf nicht weiter zu belasten». Die sofortige Amtsenthebung betrachtet er als «überrissen und ungerecht». Offenbar habe man einen Vorwand konstruiert, um ihn loszuwerden, so Pauli. Er gebe zwar zu, dass er vielleicht «hin und wieder» den einen oder anderen «prozeduralen Fehler» gemacht habe; «nie habe ich jedoch daraus einen persönlichen Vorteil gezogen oder anderen angedeihen lassen.»

Die private Nutzung eines Dienstfahrzeugs sei ihm bereits 1999 vertraglich «bis auf Widerruf» bewilligt worden, vorausgesetzt, dass er in einem Schadensfall ERZ die Kosten vergüten und das Benzin für Privatfahrten selbst bezahlen würde. Das Dokument sei ihm von seinem damaligen Vorgesetzten ausgestellt worden. Fuhr Pauli zu Beginn noch Opel Corsa und Opel Vectra, kaufte er sich 2012 einen BMW 550, einen Wagen der oberen Mittelklasse. Der Preis habe allerdings nicht 127 000 Franken, sondern 106 544 Franken betragen, betont Pauli. Für diese Neubeschaffung eines Wagens hätte er sich jedoch eine Bewilligung für die private Nutzung einholen müssen, machte Stadtrat Leuten­egger deutlich. Seine Vorgängerin Ruth Genner habe diese damals aber nicht erteilt.

Trotz der sofortigen Freistellung anerkennt der Stadtrat, dass es auch das Verdienst von Urs Pauli gewesen sei, dass ERZ heute finanziell, organisatorisch und strategisch sehr gut aufgestellt ist. Tatsächlich sah sich ERZ in den 90er-Jahren nicht nur mit veralteten Strukturen, sondern auch mit einem Schuldenberg von 390 Millionen Franken konfrontiert.

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