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Mittels Plakataktion über dem Eingang des Coop forderten die Juso Stadt Zürich im Oktober eine Nutzung des Papierwerdareals in ihrem Sinne: «Dieser Ort kann mehr! Jugendzentrum her!» Der Stadtrat will einen freien Platz daraus machen. Bild: Juso Stadt Zürich

Das ewige Provisorium

Von: Stine Wetzel

30. Oktober 2018

Der Abriss des Globus-Provisoriums auf dem Papierwerdareal ist seit 50 Jahren überfällig. Doch was mit dem Areal an zentraler Lage passieren soll, ist Gegenstand eines nicht enden wollenden Streits.

Ein Hochhaus, ein Rathaus, ein Kongresszentrum, ein verlängerter Arm des Landesmuseums, eine Zukunftswerkstatt: Die Diskussion, was mit dem städtischen Papierwerdareal passieren soll, hat Tradition. Eine Tradition, die inzwischen durch den Kakao gezogen wird. Jürg Rohrer etwa schlug im «Tages-Anzeiger» einen «Platz der fehlenden Ideen» vor. Marius Huber nannte das Globus-Provisorium in der gleichen Zeitung einen «Running Gag». Einerseits weil das Gebäude im Stadtzentrum auch nach fast 60 Jahren noch als Provisorium bezeichnet wird. Andererseits weil es der Stadtrat für einen Platz abreissen lassen will, gegen den sich der Gemeinderat schon vor vier Jahren gestellt hatte.

Der Vorschlag des Stadtrats – ein Platz mit Pavillon sowie mit Coop und einem Parkdeck im Untergrund – und der Antrag auf einen Projektierungskredit von vier Millionen Franken liegen derzeit bei der beratenden Kommission.

«Konsumgetriebene Innenstadt»

Ein offener Platz würde das Potenzial des Papierwerdareals auf keinen Fall ausschöpfen, finden die Juso Stadt Zürich – ein Jugendzentrum hingegen schon. «Wir wollen an diesem Ort etwas Lebendiges und Kreatives schaffen, das einen Gegenpol zur konsumgetriebenen Innenstadt darstellt», sagt Lara Can, Co-Präsidentin der Jungpartei. Mitte Oktober haben die Juso ein Transparent an der Fassade des Gebäudes angebracht: «Dieser Ort kann mehr! Jugendzentrum her!».

Die Jugend brauche einen zentral gelegenen Ort, um wahrgenommen zu werden und sich besser einzubringen. Die bestehenden Jugendeinrichtungen der Offenen Jugendarbeit oder etwa das Dynamo reichen laut Can nicht aus. «Keines dieser Angebote ermöglicht komplette Autonomie.» Daher fordern die Juso auf dem Papierwerdareal einen Raum, den die Jugend selbst verwalten und mitgestalten könne. Die Forderung ist nicht neu. Bereits vor 50 Jahren wollten die Jungen hier einen Ort für sich etablieren.

«Realitätsferner Unfug»

Das Provisorium wurde 1960 für Globus erstellt. Als der Bau des Detailhändlers am Löwenplatz fertig war, 1968, sollte das Provisorium eigentlich abgerissen werden. Doch es blieb. Heute befinden sich im Obergeschoss Räume der Stadtpolizei, im Erdgeschoss ein Coop. Der Mietvertrag zwischen dem Grossverteiler und der Stadt läuft Ende 2019 aus.

Die Juso wollen sich nun für ein selbst verwaltetes Jugendzentrum im Stadtparlament einbringen und hoffen auf die Unterstützung der SP. Die Forderung der Juso sei «ein weiterer Denkanstoss, der bei der weiteren Nutzungsplanung mitberücksichtigt werden muss», so SP-Fraktionschef Davy Graf. Für die SP sei auf jeden Fall ein Ort für die breite Öffentlichkeit wichtig – eine freie Fläche sei zu wenig.

FDP-Fraktionschef Michael Schmid hat kein Verständnis für die Argumente der Juso, Angebote gebe es für sie genug. «Unsere Begeisterung hält sich aber auch bei der Platzidee in Grenzen.»

Auch Beni Schwarzenbach, Co-Präsident der GLP, hält die Forderung der Juso für «Unfug» und «realitätsfern». Auch ein freier Platz sei für die GLP nicht die optimale Lösung. «Die Idee einer Markthalle, kombiniert mit Gastronomie und einer Aussenterrasse ist eine überlegenswerte Alternative.» Die Grünliberalen würden einen Ideenwettbewerb begrüssen und die Stimmbevölkerung über die Vorschläge entscheiden lassen.

Auch die Grünen wollen mehr als nur einen Platz. «Sonst würde die letzte hochwertige innerstädtische Baulandreserve vernichtet», sagt Fraktionschef Markus Kunz. «Eine durchgängige ebene Fläche vom Beatenplatz bis zum Fluss wäre schön, aber daneben ist auch Platz für Bauten.» Er persönlich wäre statt eines Jugendzentrums für ein Seniorenzentrum. 

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