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Bewusster Konsum: Anhänger der Zero-Waste-Bewegung verwenden Glas statt PET und stellen teilweise ihre eigenen Hygiene- und Putzmittel her. Bild: Tara Welschinger/Foifi Zero Waste Ladencafé

Das Null-Abfall-Experiment

Von: Stine Wetzel

21. August 2018

Kein PET, kein Einweggeschirr, so wenig Plastik wie möglich: Beim Sommerfest des Noerd, des Gewerbehauses der Kreativen in Oerlikon, versuchen die Veranstalter die Abfallmenge auf ein Minimum zu bringen – ein Vorhaben mit Tücken, wie sich schon in der Organisation gezeigt hat.

Sie gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf: die Bilder von Müllbergen nach Festivals. Allein bei der Street Parade kamen 83,2 Tonnen Abfall zusammen. «Die Zahlen sind wirklich schockierend. Das muss irgendwie anders gehen», findet Vania Kukleta. In der Stadt ist die Zürcherin als Montagsmarkt-Macherin, Unternehmerin und Event-Organisatorin bekannt. Zusammen mit Tara Welschinger, Inhaberin eines Quartierladens für unverpackte Produkte an der Schiffbaustrasse, organisiert Kukleta das Sommerfest des Noerd.

In dem Gewerbehaus in Neu-Oerlikon sind seit 2011 25 Kreativfirmen eingemietet. Zu ihrem Fest am Samstag, 25. August, erwarten sie bis zu 5000 Besucher. Es soll der erste Zero-Waste-Event in Zürich werden. Zero Waste ist das Schlagwort der Stunde: Sachen, die Müll bedeuten und die man eigentlich nicht braucht, verweigern, reduzieren, was man nicht umgehen kann, zur Not wiederverwenden (siehe unten).

Abstriche bei der Serviette

«Ein Fest zu veranstalten, ohne Müll zu produzieren, ist ein Ding der Unmöglichkeit», so Kukleta. «Aber es ist ein Experiment, das uns zeigen wird, was möglich ist.» Zero Waste fängt bei den Ausstellern des Designmarkts, die ihre Flyer zu Hause lassen, an, und hört bei den Essensständen auf. Das ­Essen gibt es entweder im Miet­geschirr oder im Geschirr, das die Besucher selbst mitbringen; zwei Essensstände arbeiten mit einem eigenen Geschirrsystem. Getränke werden zum Deziliterpreis in Depot- oder mitgebrachten Bechern ausgeschenkt. Doch ganz ohne Abfall geht es nicht. Die Grenzen setzt nicht zuletzt die Gesetzgebung. Fleisch etwa, das an den Essensständen verkauft wird, muss aus hygienischen Gründen vakuumiert sein. «Auch die Bestellungen haben uns vor Schwierigkeiten gestellt, weil viele Dinge nur in Verpackung erhältlich sind. Wir haben beispielsweise darauf geachtet, dass die Becher zumindest nicht so kleinteilig verpackt sind», sagt Kukleta.

Der Recycling-Abholservice Pink Bag betreibt auf dem Fest vier Müllstationen. Der Abfall wird für die Bilanz genau dokumentiert. «Nur so sehen wir, was wir erreicht haben und wo es noch ein Umdenken braucht.» Die Organisatorinnen wollen die Auswertung und die Erfahrungswerte beispielsweise an die SBB schicken – «als kleine Aufforderung, sich zu überlegen, wie die Verkaufsstellen nachhaltiger betrieben werden könnten».

Die Zero-Waste-Thematik wird beim Fest ausserdem in Vorträgen und Workshops aufgenommen. «Damit wollen wir die ganze Zero-Waste-Welt zeigen. Man muss aber nicht zum kompletten Konsumverweigerer werden, oft reicht es schon, Alternativen in Erwägung zu ziehen.» Auch Kukleta und Welschinger machen kein Dogma aus Zero Waste. Abstriche machen sie etwa bei den Papierservietten. «Wir hätten nichts gewonnen, wenn sich die Besucher stattdessen WC-Papier holen. Es ist schon gut, dass sie sich eine Serviette nehmen, wenn sie eine benötigen.» Nur bewusst soll der Griff zum Papier sein.

Das Sommerfest samt Zero-Waste-Experiment findet am 25. August, ab 12 Uhr bis Open End an der Binzmühlestrasse 170 statt. Es gibt einen Dachgarten mit Bars und Musik, Streetfood, einen Floh- und einen Designmarkt, Plauschaktionen für Kinder, Workshops zu Stoffwindeln, Bienenwachstüchern und Co., Vorträge und Podiumsdiskussionen zum Thema Zero Waste.
www.noerd.ch/sommerfest

Was ist Zero Waste?

Zero Waste Switzerland ist ein Verein, der die Bevölkerung auf ein bewusstes Konsumverhalten und auf Abfallreduktion sensibilisieren will. Die Initiative propagiert einen möglichst abfallfreien Lebensstil nach folgenden Prinzipien: Konsumverweigerung (Kassenquittungen, Plastiksäcke und Wegwerfbecher ablehnen), Reduktion (beispielsweise lieber unverpackte Lebensmittel kaufen), Wiederverwenden (etwa Stoff- statt Plastikbeutel benutzen) und alles, was sich nicht verweigern, reduzieren und wiederverwenden lässt, zu recyceln.

www.zerowasteswitzerland.ch

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