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Pappe zu Pappe: Für die Entsorgung von Altkarton werden in Zürich keine neuen Gebühren erhoben. Bild: Lucia Eppmann

Das Verbraucherprinzip endet in Zürich beim Karton

Von: Sacha Beuth

14. Januar 2020

Weil die Preise für Altkarton in den Keller gefallen sind, sind einige Schweizer Gemeinden dazu übergegangen, für dessen Entsorgung eine Extragebühr von ihren Bewohnern zu verlangen. In Zürich jedoch will man davon nichts wissen und setzt weiter auf eine Pauschale.

In einigen Gemeinden der Schweiz wie etwa in Altstätten SG, Au SG und Grenchen herrscht gerade dicke Luft. Grund ist eine neue Gebühr, die dessen Bewohnern auferlegt wurde. Weil China immer weniger Altkarton und Altpapier importiert, besteht in Europa für diesen Rohstoff ein massives Überangebot. Was zur Folge hatte, dass die Preise dafür in den Keller sanken. Um die finanziellen Ausfälle auszugleichen, sahen sich deshalb die Entsorgungsunternehmen in den betroffenen Gemeinden gezwungen, die Kosten für die Kartonentsorgung auf den Verbraucher zu überwälzen. Mit bis zu fünf Franken pro Kartonpack.

Droht nun auch Zürich eine solche Gebühr? Daniel Eberhard, Mediensprecher bei ERZ, gibt Entwarnung: ««Nein, denn in der Stadt Zürich wird die Kartonentsorgung über den ‹Infrastrukturpreis Abfall› finanziert, eine Gebühr für Liegenschaftenbesitzer und Betriebe. Erstere verrechnen die Kosten dafür in der Regel über die Nebenkosten an ihre Mieter weiter.» Zudem habe der gegenwärtige Preiszerfall bei Altkarton für Zürich keine Auswirkungen, da man mit den Abnehmern fixe Preise für zwei Jahre festgelegt habe. «Der aktuelle Vertrag läuft bis Ende 2020. Und auch für 2021 braucht die Stadtbevölkerung keine zusätzlichen Gebühren für die Kartonsammlung zu befürchten, da deren Finanzierung auch für die Zeit nach 2020 aufgrund des bestehenden und genehmigten Gebührenmodells gewährleistet ist.

«Bewährtes System»

Obwohl man in Zürich ansonsten gerne auf das Verursacherprinzip setzt – siehe etwa Sackgebühr – will man an diesem auf dem Solidaritätsprinzip beruhenden Modell nicht schrauben. «Wir sehen keinen Anlass dazu, zumal sich das System bewährt hat und auf breite Akzeptanz in der Bevölkerung stösst», heisst es so oder ähnlich von AL, SVP, GLP und SP. SP-Gemeinderat Michael Kraft glaubt zudem nicht, dass eine gesonderte Kartonentsorgungsgebühr eine wirkliche Lenkungswirkung hätte. «Hingegen wäre es angezeigt, dass ERZ, gedeckt durch den Infrastrukturpreis Abfall, auch Grüngut und Plastik flächendeckend einsammelt.» Auch die FDP sieht laut Michael Schmid, Fraktionspräsident im Gemeinderat, «aktuell keinen Bedarf nach einer neuen separaten Gebührenkategorie». Die weitere Entwicklung beim Karton gälte es aber im Auge zu behalten. Einzig die EVP Stadt Zürich will mit der nationalen EVP auf nationaler Ebene prüfen, «ob auf dem überbordenden Onlinehandel eine vorgezogene Recyclinggebühr erhoben werden soll», so Ernst Danner, Präsident EVP Stadt Zürich.

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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