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Die Teilnehmer an der Mitgliederversammlung des Quartiervereins Riesbach waren sich praktisch einig: Die ZKB-Seilbahn muss verhindert werden. Bild: SAG

David gegen Goliath in Riesbach

Von: Jan Strobel/Christian Saggese

16. April 2019

Im Quartier Riesbach hat die Opposition gegen die geplante ZKB-Seilbahn Nägel mit Köpfen gemacht. Der Quartierverein beschloss an seiner Mitgliederversammlung mit deutlicher Mehrheit, sich an rechtlichen Schritten gegen das Projekt zu beteiligen.

Mit einem kräftigen Bündner Gerstensüppchen und Wienerli stärkten sich die Mitglieder des Quartiervereins Riesbach am Montagabend für die anstehende Mitgliederversammlung, die immerhin ein emotionales Traktandum auf der Liste führte. Es ging um nichts weniger als das Objekt des Anstosses schlechthin im Quartier, um die ZKB-Seilbahn, die ab 2020 temporär für fünf Jahre das Zürichhorn mit dem My­thenquai verbinden soll, und im Gemeinschaftszentrum Riesbach waren sich die Teilnehmer der Versammlung einig, dass dieses Projekt unbedingt verhindert werden soll.

Bereits vergangenes Jahr hatte der Quartierverein beschlossen, aktiv bei einer Petition gegen die Seilbahn mitzumachen, an diesem Abend sollte der Kampf nun in die nächste – konkretere – Runde gehen, gleichsam Nägel mit Köpfen gemacht werden. Zur Abstimmung stand ein Antrag des Vorstands für einen Unterstützungsbeitrag von 7000 Franken an den Verein IG Seebecken seilbahnfrei für die Einsprache gegen die geplante ZKB-Seilbahn sowie die Übernahme einer zusätzlichen Defizitgarantie im Rahmen von 10 000 Franken. Quartiervereinspräsident Urs Frey fand dafür vor den rund 100 Teilnehmern martialische Worte: «Wollen wir in die Opposition gehen, brauchen wir dieses Geld für unsere Kriegskasse, damit wir die Anwaltskosten bezahlen können. Wir müssen schnell handeln.» Finanziell stehe der Quartierverein gut da, sein Vermögen erlaube diese Ausgabe. 7000 Franken seien angemessen. Mittel der Stadt würden dabei keine eingesetzt.

Gleichwohl äusserte Quartiervereinsmitglied Tom Hebting, Mitherausgeber des Quartiermagazins «Kontacht», Bedenken. Zwar finde er es grundsätzlich gut, wenn sich der Quartierverein gegen das ZKB-Projekt wehre, machte er deutlich. «Allerdings finde ich es schwierig, dass wir uns auf Rechtshändel einlassen. Die ZKB hat so viele Mittel in der Hand und kann zusätzlich auf die Unterstützung der Stadt zählen. Diese 7000 Franken sind für mich hinausgeworfenes Geld.» Dem widersprach SP-Gemeinderat Joe A. Manser. «Wir müssen unseren Spielraum nutzen. Das Gesetz sieht das Einspracherecht vor, und der Quartierverein sollte von diesem Recht auch Gebrauch machen.»

Die Verzögerungstaktik

Quartiervereinspräsident Urs Frey seinerseits versuchte noch einmal, seinen Standpunkt deutlich zu machen. «Ob wir mit der Einsprache Chancen haben werden, weiss ich natürlich nicht.» Dennoch habe ein geschlossener Entscheid des Quartiervereins für den Unterstützungsbeitrag eine Signalwirkung, insbesondere auch auf die Ebene der Politik. Der Schritt sei ein «Akt der Entschlossenheit». «Wir spielen damit auf Zeit, indem wir die Rechtsmittel ausreizen. Natürlich wird das gewissermassen ein Kampf von David gegen Goliath.»

Joe A. Manser seinerseits wies auch auf Alternativen hin. «Wir sind nicht nur die, die motzen, sondern haben bereits in der Vergangenheit einen valablen Vorschlag gemacht als Gegenentwurf zur geplanten ZKB-Seilbahn: eine dauerhafte Schiffsverbindung zwischen den beiden Zürichseeufern, zwischen Riesbach und Wollishofen.»

Am Ende fiel der Entscheid der Mitgliederversammlung erwartbar deutlich aus. Von den 97 stimmberechtigten Quartiervereinsmitgliedern im Saal stimmten 85 dem Antrag des Vorstands zu. Das Ergebnis quittierten die Teilnehmer mit Applaus. Und Urs Frey machte Mut: War es nicht David, der über Goliath gesiegt hatte?

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