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Krempelte für den guten Zweck die Ärmel hoch: Walter Andreas Müller. Bild: SB

Der grosse Stichtag in Zürich

Von: Sacha Beuth

05. Januar 2021

Am Montag erfolgte am Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention EBPI beim Hirschengraben der offizielle Startschuss zur Covid-19-Impfung im Kanton Zürich. Dabei zeigte es sich, dass die Kantonsregierung die Impfbereitschaft der Bevölkerung unterschätzte.

Normalerweise ist es die Aufgabe von Walter Andreas Müller, kurz WAM, die Leute zum Lachen zu bringen. Dass er auch eine ernste Seite hat, bewies der 75-Jährige am Montag beim Start zur Covid-19-Impfung im Zelt des Instituts für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention EBPI. Dort liess sich der Schauspieler und Moderator die erste Dosis des Impfstoffs (siehe auch Box) in seinen rechten Oberarm spritzen. «Ich habe durch Corona einen Schauspielkollegen und einen Cousin verloren. Das muss aufhören. Es ist mir darum ein grosses Anliegen, dass sich die Leute schützen und impfen». Also habe er sich wie auch Kabarettist und Autor Franz Hohler, alt Regierungsrat Hans Hofmann, Unternehmerin Rosmarie Michel und Robert Steffen, Gründer des Zentrums für Reisemedizin, als Impfbotschafter und Vorbild zur Verfügung gestellt. «Die Leute sollen sich sagen: Wenn es der WAM macht, kann es nicht so schlimm sein.»

Allerdings zeigte es sich, dass die Aufbietung der prominenten Vorbilder wohl gar nicht nötig war. Denn nur wenige Stunden, nachdem das Gesundheitsdepartement am 30. Dezember die Anmeldung für die erste Impfphase für über 75-Jährige bekanntgegeben hatte, waren sämtliche Impftermine für den Januar ausgebucht und das Netz überlastet. «Wir waren wohl zu pessimistisch, was die Impfbereitschaft der Bevölkerung betrifft», gibt Regierungspräsidentin Silvia Steiner denn auch am Montag zu. Und auch Natalie Rickli, Vorsteherin des Gesundheitsdepartements, zeigte sich zerknirscht und bat die Bevölkerung wegen der «technischen Probleme» um Entschuldigung und gelobte Besserung. Dass für die erste Phase der Impfung für den Kanton Zürich aber nur 16 000 Dosen bereitgestellt und darum nur knapp 8000 Personen (bei rund 100 000 Anfragen) geimpft werden können, sei aber nicht die Schuld des Kantons. «Die Menge der Impfmittel wird vom Bund an die Kantone zugeteilt.» Zugleich erinnerte Rickli daran, dass die Logistik hier sehr anspruchsvoll sei. «Das Wichtigste ist, dass es jetzt endlich losgeht und wir einen Schritt Richtung Normalität machen können.» Am EBPI ist man bereit dafür. Laut Jan Fehr, Leiter des Impfzentrums, können pro Tag 500 bis 600 Personen geimpft werden. Das Behandlungszelt ist in drei Bereiche gegliedert. Im vorderen Bereich findet die Registration und die letzten Abklärungen durch einen Arzt statt. In den Kojen des mittleren Bereichs wird geimpft. Und im hinteren Bereich befindet sich die Ruhezone, wo sich die geimpfte Person unter Beobachtung einer medizinischen Aufsichtsperson 15 Minuten aufhält und auch den Termin für die zweite Teilimpfung erhält.

Entspannt wartet dort das Ehepaar Stüssi aus Wetzikon – 77 und 76 Jahre alt. Sie waren die ersten Zürcher, die geimpft wurden. Auf die Frage, wie sie sich fühlen, antworten beide gut gelaunt und unisono: «Super!».

Die wichtigsten Infos zur Covid-19-Impfung

Wer wird geimpft?
Erste Priorität haben Personen ab 75 Jahren (individuelle, selbständige Anmeldung) sowie Erwachsene mit speziellen und schweren chronischen Erkrankungen (Anmeldung durch den behandelnden Arzt). Wann die übrigen impfwilligen Personen an der Reihe sind, hängt u. a. davon ab, wann weitere Impfstoff-Kontingente verfügbar sind. Achtung: Es werden nur Personen ohne Corona-Symptome geimpft.

Wie erhalte ich einen Impftermin?
Für Januar sind alle Termine ausgebucht und es können gegenwärtig auch keine Termine gebucht werden. Erst ab dem 18. Januar ist für die oben genannten Personen online über www.coronazentrum.uzh.ch oder Telefon 0800 33 66 55 wieder ein Termin für die erste Teilimpfung erhältlich. Der Termin für die zweite Teilimpfung wird nach erfolgter erster Teilimpfung (Abstand mind. 21 Tage) vor Ort bekannt gegeben. Impfungen ohne Termin sind nicht möglich.

Wo wird geimpft?
Vorerst nur im Zentrum für Reisemedizin des EBPI der Universität Zürich, Hirschengraben 84, 8001 Zürich.

Was muss man mitbringen?
Krankenversicherungskarte, ID oder einen anderen amtlichen Ausweis sowie – falls vorhanden – Impfausweis. Wichtig: Hygieneregeln beachten.

Was kostet die Impfung?
Die Impfung ist freiwillig und für die Bevölkerung kostenlos.

Welches Vakzin wird geimpft?
Vorerst nur der Impfstoff BNT162b2 von Biontech/Pfizer, der intramuskulär in zwei Schritten verabreicht wird und laut Swissmedic nicht nur sicher ist, sondern auch eine hohe Wirksamkeit aufweist. Mögliche Nebenwirkungen sind so weit bekannt mit jenen nach einer Grippeimpfung vergleichbar (Müdigkeit, erhöhte Temperatur, Kopf- und Muskelschmerzen).

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