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"Heizumstellung": Bis 2040 soll in Zürich die Mehrzahl der Öl- und Gasheizungen durch umweltfreundlichere Anlagen ausgetauscht werden. Bild: Stadt Zürich

Der Stadtrat drückt bei Fern- und Erdwärme aufs Gas

Von: Sacha Beuth

25. Mai 2021

Öl- und Gasheizungen gehören zu den grössten CO₂-Treibern. Um das anvisierte Klimaziel einer klimaneutralen Stadt bis 2040 zu erreichen, will der Stadtrat nun das Angebot umwelt- und klimafreundlicher Heizenergie vergrössern und baut darum sein Fernwärme- und Geothermik-Netz massiv aus.

Der von Volk und Parlament gesteckte Auftrag an die Stadt zur Erreichung einer 2000-Watt-Gesellschaft und einer Netto-Null beim CO₂-Ausstoss ist schon lange bekannt. Ebenso, dass für Letzteren nebst dem Verkehr vorab Öl- und Gasheizungen verantwortlich sind. Aus diesem Grund will der Stadtrat die Wärmeversorgung umbauen. Weg von fossiler und hin zu thermischer Heizenergie, die von Fernwärmeanlagen (zum Beispiel Abwärme von Kehrichtverbrennung) und Energieverbunden stammt, die Wärme von Erde, Sonne und Wasser nutzen. Wie dies genau umgesetzt werden soll, erklärten am letzten Mittwoch in einer Online-Medienkonferenz die Stadträte Michael Baumer (Vorsteher der Industriellen Betriebe), Richard Wolff (Vorsteher Tiefbau- und Entsorgungsdepartement) und Andreas Hauri (Vorsteher Gesundheits- und Umweltdepartement). Ersterer wies gleich zu Beginn darauf hin, dass es sich um ein Generationenprojekt handle, das auch durch übergreifende Beteiligung von gleich drei Departementen ein Höchstmass an Koordination erfordere und zudem angesichts des anvisierten Zeitpunkts für die Erreichung der Klimaziele eile.

«50 Prozent der direkten CO₂-Emissionen stammen aus dem Gebäudebereich, insbesondere von den über 21 000 fossil betriebenen Heizungen auf Stadtgebiet. Um die Klimaziele zu erreichen, müssen wir hier den Hebel ansetzen und etwa pro Jahr fünf Mal mehr Öl- und Gasheizungen ersetzen als heute», erklärt Andreas Hauri. Dagegen seien nur rund 30 Prozent des Siedlungsgebietes der Stadt Zürich gegenwärtig durch thermische Netze erschlossen wie der Nordosten, das Hochschulgebiet sowie Zürich-West und ein kleiner Teil der Innenstadt (siehe Grafik). «Diesen Anteil wollen wir in den nächsten 20 Jahren auf 60 Prozent erhöhen, also verdoppeln und dafür in den Ausbau der thermischen Netze zusätzlich 1,5 Mia. Franken investieren», ergänzt Baumer. Laut dem Vorsteher der Industriellen Betriebe seien solche Netze nicht nur klimafreundlich, sondern auch sicher und langlebig. Er ist sich auch bewusst, dass sich ein Anschluss an ein thermisches Netz nicht immer realisieren lässt. «In solchen Fällen sind dezentrale Lösungen wie etwa Erdwärme mittels Erdsonden oder zur Not Biogas vorgesehen.»

Eine Herkulesaufgabe

Der Aus- beziehungsweise Umbau der thermischen Netze hat natürlich Konsequenzen für das Gasnetz. «Wo das Fernwärmenetz ausgebaut wird, wird zugleich das Gasnetz stillgelegt. Infos über Stilllegung wollen wir, wenn möglich, 15 Jahre im Voraus bekanntgeben. Zudem soll eine Regelung für einen Zeitplan und allfällige Entschädigungen folgen. Eine entsprechende Verordnung wird im Herbst an den Gemeinderat überwiesen», erklärt Baumer. Bau- und verkehrstechnisch steht die Stadt wegen der Massnahmen ebenfalls vor besonderen Herausforderungen. Richard Wolff erwartet denn auch für die kommenden 20 Jahre ein Plus von 30 Prozent beim Bauvolumen. «Uns steht eine Herkulesaufgabe bevor. Denn bei all dem Mehr an Menschen, Maschinen und Material wollen wir natürlich die Belastung und Behinderungen – namentlich im Verkehr – immer so gering wie möglich halten.»

Zur Bündelung der Kräfte wird die Stadt die Geschäftsstelle «Wärme Zürich» gründen, die aus ERZ, EWZ und Energie 360 ° besteht und 2022 ihren Betrieb aufnehmen soll. Ihr obliegt nicht nur die Koordination des Auf- und Ausbaus der thermischen Netze, sondern sie soll auch als Anlauf- und Beratungsstelle für Kunden dienen, die ihre Heizung sanieren wollen.

Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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