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Die Erotikmesse Extasia findet trotz Beschwerden statt. Bild: PD

«Die Leute sollen Spass am Sex haben»

Von: Clarissa Rohrbach

25. April 2017

Für konservative Politiker ist die Erotikmesse Extasia ein Schmuddelanlass. Organisator Arnold Meyer dementiert: die Hälfte der Besucher seien Frauen und Paare.

Nackte Brüste und Latex in einer teils staatlichen Halle: ein Skandal? Ja, meinten einige Kantonsräte der EDU und der SVP. In einer schriftlichen Anfrage forderten sie den Regierungsrat auf, die Erotikmesse Extasia, die zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder in Zürich stattfindet, zu verbieten. Es handle sich dabei um einen Schmuddelanlass, welcher der Stadt schade und zu mehr sexuell übertragbaren Krankheiten führe. Die Regierung sah das Problem nicht. Solange die Messe innerhalb des gesetzlichen Rahmens stattfinde, gebe es keinen Grund, diese zu untersagen. Die mündigen Bürger würden schliesslich selber entscheiden, ob sie da hinwollten oder nicht. 

Organisator Arnold Meyer ist von der Antwort der Regierung erleichtert. Die Prüderie seiner Gegner ortet er vor allem in deren christlichem Hintergrund. Die Extasia fordere die Besucher eben auf, Spass am Sex zu haben. «Solch eine freizügige Einstellung lässt sich schwer vereinbaren mit der konservativen Idee von Ehe, die in diesen Kreisen kursiert.» Meyer schliesst sich der Meinung der Regierung an, Sexualität sei schon lange kein Tabu mehr. «Wir leben heute in einer übersexualisierten Gesellschaft, man ist sich nackte Haut gewöhnt.» 

Auch die Vorwürfe, bei der Extasia würde ein respektloses Frauenbild propagiert, weist Meyer von sich. «42 Prozent unserer Besucher sind Frauen und Paare.» Das sei zwar 2003, als die Messe erstmals stattfand, nicht so gewesen. «Frauen hatten noch Berührungsängste, es kamen vorwiegend Männer.» Doch heute sorgt eine «Women only Zone» mit männlichen Strippern dafür, dass die weiblichen Gäste auf ihre Kosten kommen. «Es ist uns wichtig, auch Männer als Lustobjekt zu präsentieren, damit Gleichberechtigung herrscht.» 

Mit den 10  000 Besuchern hofft die Branche auf ein gutes Geschäft. Denn die Konkurrenz des Internets ist gross. Laut Meyer konsumieren die meisten Leute Pornos online, sodass sich der Verkauf von DVDs nicht mehr lohne. «Aber vor allem bei Toys und Dessous ist es wichtig, die Sachen anfassen zu können.» Besonders im Trend seien im Moment Dildos, die man per Handy steuern kann, sowie Virtual-Reality-Pornos, bei denen man mittels einer 3-D-Brille die Sexspiele in 360 Grad erlebt, als ob man dabei wäre. Das gefällt auch den Paaren: «Erotikprodukte helfen ihnen, ihre Sexualität zu erforschen», meint Meyer. 

EDU-Kantonsrat Hans Egli gibt sich nicht geschlagen. Er wird vor der Messe Zürich Flyer verteilen, die aufzeigen sollen, wie schlecht die Extasia für die Gesellschaft ist. «Erotikmesse klingt verharmlosend, tatsächlich ist es ein grosses Bordell.»

Extasia, 5.–7. Mai, Messe Zürich

Weitere Informationen: www.extasia.ch

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