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Am Boden: Julien Ngoys Position versinnbildlicht die gegenwärtige Situation seines Clubs GC und teilweise auch die des FCZ. Bild: Keystone/Ennio Leanza

Die Misere der Zürcher Fussballklubs

Von: Sacha Beuth

14. Mai 2019

Die Grasshoppers steigen ab, der FCZ ist immer noch in Relegationsgefahr– der Zürcher Fussball steckt in einem Tief. Experten sehen als Gründe dafür vor allem das Fehlen eines modernen Stadions und Missmanagement.

Seit letztem Wochenende ist klar: Der Grasshopper Club Zürich, Rekordmeister mit 27 Titeln, steigt nach der Partie in Luzern, die beim Stand von 4:0 für die Innerschweizer abgebrochen wurde und im Chaos endete, in die Challenge League ab. Beim Lokalrivalen FCZ läuft es zwar etwas besser. Das Team von Ludovic Magnin könnte aber trotz des 2:1 in Neuenburg am Schluss noch auf dem Relegationsplatz landen und ebenfalls absteigen. Fakt ist: Der Zürcher Fussball steckt in einem Tief. Die Zeiten, als GC und/oder der FCZ die Meisterschaft über einen längeren Zeitraum mitbestimmten oder gar dominierten, sind Jahrzehnte her.

Wachablösung an der Spitze

Doch was sind die Gründe für diese Baisse? Und wird sich die Situation bald wieder verbessern? Die Meinungen der Experten dazu sind teilweise unterschiedlich. «Trotz des Abstieges 2016 in die Challenge League waren wir die letzten 15 Jahre mit vier Cupsiegen und drei Meistertiteln sehr erfolgreich», betont FCZ-Sportchef Thomas Bickel. «Da darf man nicht nur die schwierige Situation von jetzt sehen. Ausserdem gehören Rückschritte dazu, wenn man eine Strategie durchziehen will.» Aber auch der ehemalige Aktive beider Clubs gibt zu, dass eine Wachablösung stattgefunden hat. «Basel und YB leisten seit Jahren gute Arbeit bis ins kleinste Detail und nutzen ihre finanziellen Möglichkeiten optimal.» Das Fehlen eines modernen Stadions will Bickel dagegen nicht als Ausrede für das Tief gelten lassen. «Klar ist eine solche Arena hilfreich. Mit der aktuellen sportlichen Misere hat sie nichts zu tun.»

Etwas anders sieht dies René Gnägi: «Das Desaster begann – zumindest für GC – mit der Eröffnung des Campus 2005 bzw. dem Abbruch des Hardturmstadions 2007. Damit wurde das Herz des Vereins zerstört. Der Campus ist zwar gut gemeint, aber die Verbindung zur Stadt ging komplett verloren. Und der Letzigrund ist einerseits das Stadion des Rivalen und andererseits keine richtige Fussballarena», so der Präsident des GC-Fanclubs Ostschweiz. Bei den Grass­hoppers hätten ausserdem in den letzten Jahren zu viele Personen in der Leitung mitgemischt, die sich weder mit dem Club identifizierten noch den nötigen Fussballsachverstand mitbrachten. «Dies führte zu internen Machtkämpfen und entscheidenden Fehlern bei Transfers, Verträgen, Trainern und Strategie. Das passierte zwar auch beim FCZ, aber lange nicht in dem Masse wie bei uns.» Mit den Vermarktungsmöglichkeiten eines neuen, modernen Stadions und einer Rückkehr in die Stadt könnten es auch die Grasshoppers schaffen, sich wieder dauerhaft in der Schweizer Spitze zu etablieren, ist Gnägi überzeugt.

Martin Brunner, langjähriger GC-Goalie und ehemaliger Goalie- und Juniorentrainer beim FCZ, stösst ins gleiche Horn: «GC und der FCZ brauchen ein modernes Stadion. Solange das nicht steht, sind die Aussichten für beide Zürcher Clubs düster.» Bei GC sei es zudem wichtig, endlich wieder ein vernünftiges Management zu betreiben. «Obwohl immer Geld floss, ist in den letzten 20, 30 Jahren nichts Nachhaltiges entstanden. Das muss sich ändern.»

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