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Legionellen können schwere Lungenentzündungen verursachen. Bild: Eawag

Die schlummernde Gefahr im Wasser

Von: Jan Strobel

05. Mai 2020

Wegen des Lockdowns blieben viele Wasserleitungen unbenutzt. Ein idealer Nährboden für die Erreger der Legionärskrankheit.

Gleichsam im Schatten des Coronavirus lauern auch in den Zürcher Wasserleitungen stäbchenförmige Bakterien – die Legionellen – welche unter anderem schwere Lungenentzündungen auslösen können, wenn sie mit Wassertröpfchen aus Duschen, Klimaanlagen oder etwa Autowaschanlagen eingeatmet werden. Auf die Gefahr wiesen kürzlich die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich und das ihr zugehörige Kantonale Labor Zürich hin.

In den Fokus geraten sind die Legionellen und ihr schlummerndes Risikopotential mit dem Lockdown, der jetzt rascher gelockert wird, als gedacht. In vielen Betrieben, aber auch in Schulen oder Sportanlagen, die im Zug der bundesrätlichen Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie vorübergehend schliessen mussten, blieben die Wasserleitungen über Wochen häufig unbenutzt.
Das biete, so die Gesundheitsdirektion, einen Nährboden für die Legionellen. Sei das Wasser in den Leitungen nämlich lange stillgestanden, hätten sich die Bakterien stark vermehren können.

«Auch anderen bakteriellen Krankheitserregern könnte die Betriebspause Gelegenheit gegeben haben, sich dort stark zu vermehren», macht die Gesundheitsdirektion weiter deutlich. Betriebe werden deshalb aufgefordert, vor der Wiedereröffnung Massnahmen zu ergreifen, um die Legionellen-Gefahr im Wasser abzuwenden.

Angesichts des Legionellen-Risikos legt der Schweizerische Verein für das Gas- und Wasserfach (SVGW) bei der Wiederinbetriebnahme nahe, das Wasser mindestens bis zum Erreichen der Temperaturkonstanz fliessen zu lassen und für eine genügend starke Durchströmung in den Leitungen zu sorgen. Die Spülung sollte dabei getrennt für die Kalt- als auch für die Warmwasserinstallation erfolgen, die nach der Inbetriebnahme auf Legionellen überprüft werden muss.

Häufung der Fälle

Die Universität Zürich rät Nutzern, das Wasser während fünf Minuten laufen zu lassen, wenn sie nach längerer Zeit zurückkehren. Es sei möglich, dass zu Beginn etwas rostiges Wasser aus der Leitung komme, was aber kein Grund zur Beunruhigung darstelle. An der Universität selbst, die nach aktuellem Stand bis 8. Juni geschlossen bleibt, würden bereits punktuell Wasseranalysen durchgeführt.

In der Schweiz häufen sich die Fälle der Legionärskrankheit: 583 Fälle der schweren Lungenentzündung registrierte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) im vergangenen Jahr. 2014 waren es noch halb so viele.

Bereits Anfang März startete ein multidisziplinäres Forschungsprojekt unter der Leitung der Eidgenössischen Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz in Dübendorf. Während der nächsten vier Jahre soll untersucht werden, wie das Legionellen-Infektionsrisiko beim Duschen bewertet werden kann. Zudem strebt das Projekt eine Verbesserung der Probenahmestrategie an. Ebenso setzt es sich zum Ziel, Schnellnachweisverfahren zur Erkennung von Kontaminationen in Gebäuden zu optimieren.

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