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Furchteinflössend: Ausgewachsener Tyrannosaurus rex der Show «Walking with Dinosaurs». Bild: Sacha Beuth

Die Schreckens-Echsen kehren zurück

Von: Sacha Beuth

16. August 2018

Vor Jahrmillionen beherrschten die Dinosaurier die Erde, bis ein Meteoriteneinschlag ihrem Dasein ein Ende setzte. In der Show «Walking with Dinosaurs», die vom 12. bis 16. September im Hallenstadion gezeigt wird, werden 18 Urzeit-Giganten durch eine einzigartige Mischung aus Animatronic und Figurenspiel wieder zum Leben erweckt.

Kaum hat sich der kleine Dino aus der Eischale befreit und seinen ersten Atemzug getan, da ist es mit seinem Leben auch schon wieder zu Ende. Ein Biss und der Schlüpfling verschwindet im Rachen eines Liliensternus, eines fünf Meter langen Raptors, der vor rund 200 Millionen Jahren das späte Trias unsicher machte. Mit dem mickrigen Happen ist der Hunger des Urzeitjägers, der mit seiner Irokesenfrisur als Punk unter den Sauriern gilt, noch längst nicht gestillt. Da trifft es sich gut, dass gerade ein Plateosaurus um die Ecke kommt. Das Fleisch des Pflanzenfressers könnte den Lilien- sternus locker für eine längere Zeit über die Runden bringen. Allerdings gibt es da ein Problem. Der Plateosaurus ist rund doppelt so gross wie der Liliensternus und besitzt mit seinem langen Schwanz, den er wie eine Peitsche einsetzt, eine wirksame Verteidigungswaffe. Der Angriff aus dem Hinterhalt scheitert, der Räuber muss sich geschlagen zurückziehen und nun können sich auch die Plateosaurus-Babys aus ihren Verstecken wagen – Happy End auf dem Urkontinent Pangea.

Obwohl Dinosaurier seit über 60 Millionen Jahren ausgestorben sind, spielt die beschriebene Szene in der Gegenwart. Natürlich sind die Urzeitmonster nicht echt, sondern von Menschen geschaffene, künstliche und teilweise ferngesteuerte Riesenfiguren, die zu «Walking with Dinosaurs» gehören. Bereits 2009 und 2013 gastierte die aus einer Co-Produktion von BBC und Global Creatures entstandene Show im Hallenstadion und faszinierte über neun Millionen Menschen in über 250 Städten. Nun kehren die Schreckensechsen – so die deutsche Übersetzung des wissenschaftlichen Namens – erneut nach Zürich zurück (siehe Box). «In der Zwischenzeit hat es bezüglich der Lebensweise, aber auch des äusseren Erscheinungsbildes vieler Saurierarten neue wissenschaftliche Erkenntnisse gegeben. Diese Erkenntnisse haben wir in unsere Show einfliessen lassen. So tragen einige Exemplare nun Federn oder Federkiele, welche in den ersten beiden Versionen fehlten», erklärt Resident Director Ian Waller anlässlich einer Medienpräsentation in London.

Eine Million Dollar pro Dino

18 lebensgrosse Urzeitwesen sind in der Show zu sehen. Und während die einen, wie etwa die 13 Meter hohen Brachiosaurier, einen mit ihrer schieren Grösse in Erstaunen versetzen oder dem Publikum, wie das Tyrannosaurus-­­Junge mit seinem angeberischen Gequake, einige «Jöös» entlockt, sorgen andere dafür, dass einem ein eiskalter Schauer über den Rücken läuft. Etwa wenn Mama-T-rex sich beschützend vor ihr Junges stellt, sich zum Publikum herunterbeugt, den Rachen mit den dolchartigen Zähnen öffnet und ein schauerliches Brüllen hören lässt. Ein physischer Kontakt zwischen Dino und Zuschauer findet während der Vorstellung jedoch nicht statt. Und auch die grossen Sauriermodelle berühren sich – mit einer kontrollierten Ausnahme – nicht gegenseitig. «Jedes der grossen Modelle kostet etwa eine Million US-Dollar. Da wollen wir lieber nichts riskieren», betont Waller. Die hohen Kosten erstaunen nicht, wenn man bedenkt, dass beispielsweise für die Herstellung eines 1,6 Tonnen schweren Torosaurus unter anderem 200 Liter Farbe, 12 Wagenladungen Batterien, 132 Meter hydraulische Schläuche, 296 Meter Textil- und 132 Meter Schaumstoff verwendet wurden.

Fitte «Anzugträger»

Wie anspruchsvoll die ganze Inszenierung ist, offenbart sich, als die Medienvertreter einen Blick hinter die Kulissen werfen dürfen. Im Vordergrund stehen natürlich die Dinos selbst, die im Prinzip aus zwei Modelltypen bestehen. Die kleinere Variante wird generell für zwei bis drei Meter hohe, zweibeinige Raptormodelle verwendet. Hierfür zieht sich ein Mitarbeiter erst eine tarnfarbene Hose an und schlüpft dann in eine von einem Saurierkostüm überzogene, bis zu 45 Kilogramm schwere Trageinheit. An dieser sind Joystickähnliche Hebel befestigt, über die sich Schwanz, Hals, Kopf, Maul und Augen steuern lassen. «Eine ziemlich anspruchsvolle Aufgabe, bei der nicht nur körperliche Fitness, sondern auch Koordinationsfähigkeiten gefragt sind – wobei erschwerend hinzukommt, dass der, der darin steckt, nur durch die leicht transparente Haut schauen kann und darum den Aussenbereich nur schemenhaft wahrnimmt», erklärt Matt Olver, der Leiter der «Anzugträger».

Koordination ist auch die entscheidende Fähigkeit des Teams im Kontrollzentrum, der sogenannten Voodoo Lounge, die sich im oberen Bereich der Arenen befindet. «Von hier lenken zwei Personen die Körperteile der grossen Modelle», erklärt Amanda Maddock, Lead-Voodoo-Operator. Eine Person über­nimmt über einen elektronischen Steuerarm wie ein Puppenspieler die Bewegungen von Augen, Maul, Kopf und Hals, die andere betätigt die übrigen Körperteile und spielt via Keyboard die tierischen Laute ab. Zusätzlich sitzt innerhalb des Modells ein Fahrer, der den auf einem als Kunstfelsen getarnten Fahrgestell befindlichen Dino über die Bühne bewegt. «Somit gibt es drei Gehirne für ein Modell. Da muss schon jeder genau wissen, was er wann zu tun hat.»

Bei der Umsetzung der Show legten die Macher nicht nur grosses Gewicht auf Technik und Unterhaltungseffekte, sondern auch auf Wissensvermittlung. So sind alle Szenen eingebettet in eine Geschichte, die von der Entstehung der ersten Dinosaurier in der Trias-Periode bis zu deren Aussterben in der späten Kreidezeit führt und in der ein als Paläontologe verkleideter Moderator historische und biologische Fakten zu den verschiedenen Arten liefert. In Zürich wird dafür Timo Schöfer zuständig sein. Der 53-jährige Deutsche hat schon die beiden vorgängigen Touren begleitet und freut sich sehr, dass er wieder dabei sein darf. «Die Show überwältigt mich jedes Mal wieder aufs Neue, besonders wenn die grossen Raubsaurier auftreten und du die Reaktionen aus dem Publikum mitbekommst.» Und auch bei Schöfers Job sind neben Textsicherheit koordinatorische Fähigkeiten gefragt. «Ich berichte quasi wie ein Reporter direkt vom Geschehen. Muss mal vor einem Dinosaurier fliehen, mal einem anderen ausweichen und insgesamt darauf achten, dass ich die richtigen Worte zur richtigen Zeit am richtigen Ort spreche.»

Geheimes bleibt geheim

Viel zu schnell ist der Backstage-Rundgang zu Ende. Gerne hätte man noch mehr Details erfahren. Wie etwa die Laufbewegungen auf die Rollgeschwindigkeit des Gestells abgestimmt werden. Oder aus welchen Stimmen heute lebender Tierarten die Dinosaurierlaute zusammengesetzt wurden. Doch Ian Waller winkt lächelnd ab. «Einige Geheimnisse müssen geheim bleiben. Sonst würde unsere Show einen grossen Teil ihrer Faszination einbüssen. Und das ist doch schade, oder?»

 

 

 

Tickets zu gewinnen!

Das Live-Spektakel «Walking with Dinosaurs» wird vom 12. bis 16. September 2018 auch im Hallenstadion gezeigt. Tickets und weitere Infos gibts unter: www.ticketcorner.ch

Das «Tagblatt» verlost 3 x 2 Tickets der Kategorie 1 für die Show am 12. September um 19 Uhr. Senden Sie uns eine E-Mail mit Namen, Adresse, Telefon und dem Betreff Dinosaurier an: gewinn@tagblattzuerich.ch

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