mobile Navigation

News

Taxifahrer am Hauptbahnhof lassen die Kunden im Regen stehen. Bild: CLA

Die Taxifahrer, die nicht wollen

Von: Clarissa Rohrbach

17. Mai 2016

Am Hauptbahnhof weigern sich Fahrer, Gäste für kurze Strecken mitzunehmen. Taxiverband und Polizei raten, diese anzuzeigen.

«Eine Schweinerei ist das! Haben die denn keine Mütter? Oder Schwestern?» Der Taxifahrer Ahmed B. glüht vor Wut. Es ist halb eins nachts am Hauptbahnhof. Leserin Veronica S. ist soeben in Ahmeds Wagen eingestiegen, nachdem zwei seiner Geschäftskollegen sich geweigert hatten, sie zu fahren. «Die Strecke ist zu kurz», hiess es, sie solle einen anderen fragen. «Goldbrunnenplatz fahr ich nicht», sagte der andere. «Die machen unseren Ruf kaputt!», regt sich Ahmed B. auf, der seit 30 Jahren chauffiert. Die Taxifahrer am HB seien die schlimmsten, so unanständig, lassen eine Frau nachts alleine mit ihrem Koffer, denken nur ans Geld. Deswegen meide er wenn möglich den HB.

Dass die Taxis am Hauptbahnhof lieber auf eine lange Fahrt warten –mindestens 100 Franken –, ist seit mehreren Jahren so. Doch empört es gerade heute, da viele Taxifahrer wegen Uber jammern, noch mehr. Der internationale Anbieter mache das Gewerbe kaputt, würde ihnen die Kunden wegnehmen. Egal. Allem Anschein nach können es sich die Taxifahrer trotz Konkurrenz leisten, Kunden im Regen stehen zu lassen. Sogar Schwangere und Blinde.

«Diese Fahrtenverweigerer verstehen offensichtlich ihren Job nicht», sagt Liz Spengler vom Taxiverband. Sie würden ihre eigenen Regeln aufstellen und wüssten nicht, was Dienstleistung heisst. Alle Charmeoffensiven, wie das weisse Band, das sich diejenige an die Antenne binden, die sich an die Beförderungspflicht halten, hätten nichts genutzt. «Die Situation kann nur durch Anzeigen der betroffenen Fahrgäste verbessert werden.» Denn wer sich weigert zu fahren, verstösst gegen das Gesetz. Laut Artikel 19 der Taxiverordnung sind die Taxifahrer verpflichtet, einen Passagier sofort zu fahren, ausser wenn «ein in der Person des Fahrgasts liegender Grund nicht zugemutet werden kann».

Angezeigte Taxifahrer müssen eine Busse zahlen. Bei wiederholter Verfehlung kann ihnen sogar der Taxiausweis entzogen werden. Die Stadtpolizei rät den abgelehnten Passagieren, die Nummer auf der Taxikennlampe, diejenige des Kontrollschilds sowie Zeit und Ort festzuhalten. «Viele Betroffene beschweren sich zwar beim Taxibüro, sehen aber leider von weiteren Schritten ab», erklärt Mediensprecher Reto Schanz. Deswegen gebe es im Durchschnitt weniger als eine Anzeige pro Monat. Die Polizei habe Kenntnis vom Problem und führe deshalb gezielte Kontrollen durch. Doch eine Dauerüberwachung wäre unverhältnismässig.

Auch Ahmed B. hätte am liebsten vor Ort und Stelle Anzeige erstattet. «Aber das Wichtigste ist, dass Sie jetzt sicher nach Hause kommen.»

zurück zu News

Artikel bewerten

Gefällt mir 4 ·  
5.0 von 5

Leserkommentare

Keine Kommentare