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Die Initianten der Petition «Baumstadt Züri»: AL-Kantonsrätin Judith Stofer, Landschaftsarchitekt Radek Koblasa und Filmemacherin Stina Werenfels (v. l. ). (Bild: Samir)

Die Zürcher Baumretter

Von: Jan Strobel

27. August 2019

Bäume sollen in der Stadt Zürich in Zukunft nicht mehr gefällt werden dürfen. Das fordert zumindest die Petition «Baumstadt Züri».

Radek Koblasa, Landschaftsarchitekt und Szenograf, konnte es vergangenen September kaum fassen, was sich vor seinem Haus an der Hönggerstrasse in Wipkingen abspielte. Im Rahmen eines Bauprojekts sollten dort sechs Bäume gefällt werden, grosse, Schatten spendende Robinien. Mit seinem Unmut war Koblasa damals keineswegs allein. Gegen die Fällung der Bäume wehrten sich auch andere Anwohner – allerdings vergeblich. Die Causa Hönggerstrasse indessen machte Radek Koblasa klar, dass ein Zeichen gesetzt werden musste. «Es werden in der Stadt Zürich viel zu viele Bäume gefällt», findet er. «In der Stadtverwaltung fehlt oft die Sensibilität dafür, dass Bäume geschützt werden müssen, dabei sollte der Baumschutz immer oberste Priorität haben, gerade bei Bauprojekten. Jeder einzelne Baum filtert und kühlt die Luft und nimmt CO2 auf, reguliert also das Stadtklima in  zunehmend heissen Sommern.»

Pflegen statt fällen

Radek Koblasa lancierte über Facebook deshalb zusammen mit Filmemacherin Stina Werenfels, der Journalistin und AL-Kantonsrätin Judith Stofer und Gewerkschaftssekretärin Anja Kyia Dräger die Petition «Baumstadt Züri», die bis jetzt über 900 Zürcher unterzeichnet haben. Die Petition fordert unter anderem ein Baumschutzgesetz für die Stadt Zürich, so wie es zum Beispiel Basel bereits kennt. Allerdings führte die Stadt im Rahmen der jüngsten Revision der Bau- und Zonenordnung (BZO) unter anderem Baumschutzgebiete in ausgewählten Zonen ein. Das ist für Kantonsrätin Judith Stofer zu wenig. «Die städtische Bau- und Zonenordnung, das kantonale Planungs- und Baugesetz sowie auch der kommunale Richtplan müssten angepasst werden, damit ein flächendeckender Baumschutz eingeführt werden könnte», sagt sie. Die Stadt Zürich selber besitze viele Liegenschaften mit Gärten, Grünräumen und Parks. «In diesem Bereich könnte die Stadt als Liegenschaftsbesitzerin viel bewirken, indem sie die Bäume besser schützt beziehungsweise besser pflegt, sodass sie nicht vorschnell gefällt werden.» Die Stadt sei auch zuständig für Strassenbäume. «Auch hier sollte sie sich vorbildlicher verhalten und die Bäume schützen und pflegen, statt vorschnell zu fällen», findet Judith Stofer. Zudem könnten mit einem Baumschutzgesetz auch Bäume auf privatem Grund, wo die Stadt keine Handhabe hat, besser vor einer Fällung geschützt werden, zeigt sich Mitpetitionär Radek Koblasa überzeugt.
Eine weitere zentrale Forderung der Petition ist ein Baumfäll-Moratorium, das den gesamten Baumbestand der Stadt betreffen soll, welcher sich auf öffentlichem Grund befindet. Bäume dürften dann ohne Ausnahmen nicht mehr gefällt werden. In der Stadt Zürich stehen derzeit rund 22'000 Strassenbäume und gegen 50 000 Parkbäume, die sich in städtischem Besitz befinden.

Die Petition «Baumstadt Züri»  verlangt zudem, dass mindestens 10'000 neue Bäume auf städtischem Grund gepflanzt werden sollen. Andere Städte seien diesbezüglich bereits viel weiter als Zürich, macht Radek Koblasa deutlich. «Mailand zum Beispiel möchte bis 2030 rund 3 Millionen neue Bäume pflanzen.» Die Petition, sagt er, soll der Stadtverwaltung grundsätzlich einen Anstoss geben, «über die Bücher zu gehen». Es brauche, bekräftigt wiederum Kantonsrätin Judith Stofer,  «einen Marschhalt, eine Analyse. Stadtrat und Gemeinderat könnten beispielsweise ein Baumkonzept ausarbeiten.» Damit ein solches Konzept aber auch umgesetzt werden könne, seien genügend finanzielle Mittel nötig.

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echo@tagblattzuerich

In der Ausgabe vom 4.9. äussert sich im 2. Teil Grün Stadt Zürich zur Petition und ihren Forderungen.

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