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Die App «VoiceÄpp»: Das Schweizerdeutsche ist ein Potpourri aus verschiedenen Dialekten, die sich von Gemeinde zu Gemeinde unterscheiden können. Bild: PD

Die Zürcher sprechen am schnellsten

Von: Jan Strobel

13. Januar 2015

Mit der «Voice Äpp» lässt sich Schweizerdeutsch spielerisch und sinnlich erleben. Dabei zeigt sich: Die Zürcher sind auch beim Reden spitze.

Die Identität eines Deutschschweizers misst sich am Bütschgi. Wie er das Wort ausspricht, verrät viel über seine Wurzeln. Sagt einer zum Bütschgi zum Beispiel «Güürbsi», wird klar: Der Betreffende stammt aus der Gegend um Menziken im Aargau. Entspringt seinem Mund dagegen ein herzliches «Güegi», liegen seine Wurzeln im Solothurnischen. Das Schweizerdeutsche ist ein Potpourri aus Dialekten, die sich unter Umständen von Dorf zu Dorf unterscheiden können. Erleben kann man das mit der «Voice Äpp», die seit einer Woche im App-Store und im Google Play kostenlos bezogen werden kann. Sie analysiert nicht nur, wie hoch oder schnell der User spricht, sondern erkennt auch durch eine automatische Sprachkennung seinen Dialekt und ordnet ihn geografisch zu – das gab es in der Schweiz in dieser Form noch nie. «Wir wollen unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse der breiten Öffentlichkeit spielerisch zugänglich machen. Besonders die jungen Leute können wir so für Dialekte begeistern», sagt Adrian Leemann, der Leiter des «Voice Äpp»-Projekts des Schweizerischen Nationalfonds. Der ehemalige Postdoc am Phonetischen Laboratorium der Uni Zürich forscht inzwischen an der britischen University of Cambridge.

«Was wir bereits feststellen konnten: Die Zürcher sprechen in der Deutschschweiz am schnellsten, die Berner am langsamsten.», erklärt Leemann. Ausschlaggebend bei der Auswertung sei vor ­allem die Anzahl gesprochener Silben pro Sekunde. «Bei den Zürchern sind das durchschnittlich sechs Silben pro Sekunde.»

Über die Gründe für die hohe Sprechgeschwindigkeit der Zürcher beziehungsweise die Langsamkeit der Berner herrscht in der Forschung allerdings Unklarheit. «Dennoch: Es gibt Studien, die aufzeigen, wie die Silbenstrukturen Sprechgeschwindigkeiten beeinflussen können», so Leemann. Der Erkenntnisgewinn durch die App ist für die Wissenschaftler freilich von grosser Bedeutung. Mit den gewonnenen Daten können sie die bisher umfassendste akustische Analyse des Schweizerdeutschen realisieren.

Dass wir übrigens nicht nur mit den Ohren, sondern auch mit den Augen hören, zeigt der «Cocktail Party Effekt», der uns ebenfalls in der App vorgestellt wird. Allein durch das Beobachten der Mundbewegungen einer spezifischen Person lässt sich in einem Raum mit hohem Geräuschpegel und einem Gewirr von anderen Stimmen ein gesprochener Text ziemlich genau verstehen. www.voiceapp.ch

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