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Lief schon als Kind bei der Zunft Riesbach mit, war von 1992 bis 1999 Chef Kinderumzug und ist seit 2013 ZZZ-Zugchef: Robert Hotz. Bild: PD

Dirigent mit Dreispitzhut

Von: Sacha Beuth

02. April 2019

SECHSELÄUTEN Seit sechs Jahren koordiniert und plant Robert Hotz als Zugchef des Zentralkomitees der Zünfte Zürichs den Sechseläutenumzug. Neben sicherheitsrelevanten Vorgaben und praktischen Überlegungen hat der 71-Jährige auch traditionelle Gegebenheiten zu berücksichtigen.

Der Marsch der Zünfte am Sechseläuten ist immer ein Erlebnis. Doch nur den wenigsten dürfte bewusst sein, wie viel Aufwand und Koordination dahinterstecken. Die Hauptverantwortung dafür trägt seit rund sechs Jahren Robert Hotz. Der 71-Jährige ist als Zugchef des Zentralkomitees der Zünfte Zürichs (ZZZ) zusammen mit seiner Kommission nicht nur Hauptplaner, sondern auch Chefdirigent des Umzugs. Und hat bereits weit vor dem Anlass alle Hände voll zu tun. «Schon im Juni nach dem letzten Sechseläuten findet zusammen mit Vertretern von Stadt und Verwaltung eine Nachbefragung statt, an der man Bilanz zieht und mögliche Optimierungen diskutiert werden.» Danach folgen wiederum mit Behörden- und Stadtvertretern weitere Sitzungen, etwa zu den Sicherheits- und Verkehrskonzepten. «Denn obwohl diese grundsätzlich stehen, gilt es jedes Jahr wieder, Anpassungen vorzunehmen und Bewilligungen einzuholen.»

Ziel ist eine tiefe Nummer

Nebst den verkehrs- und sicherheitstechnischen Anforderungen für den Umzug hat Roman Hotz auch noch diejenigen der Zünfte zu berücksichtigen. «Je nach Reiter- und Gesamtteilnehmerzahl einer Zunft muss mehr oder weniger Zeit einberechnet werden.» Bei der Marschreihenfolge dagegen bleibt er aussen vor. «Hier sind einzig 2 von 26 Positionen fix. Den Anfang macht immer das Zentralkomitee, das aus Vertretern der Zünfte gebildet ist, und anschliessend folgt der Gast. Ausserdem stellen wir sicher, dass jeweils eine grosse Reitergruppe auf Position drei und am Schluss des Umzugs vorhanden ist. Die übrigen Positionen werden – einer langjährigen Tradition gemäss – ausgelost.» Zu diesem Zweck treffen sich die Delegierten der Zünfte im Zunfthaus des ZZZ-Schreibers, um aus einem Sack die Positionsnummer für ihre Zunft zu ziehen. «Weil SRF bei der Übertragung kurz vor 18 Uhr vom Umzug zum Sechseläutenplatz schaltet, kann es sein, dass einige Zünfte nicht mehr beim Marsch gezeigt werden. Darum will jeder Delegierter eine möglichst tiefe Startnummer für seine Zunft ziehen», weiss Hotz.

Im März werden dann den Zugchefs der einzelnen Zünfte die Warteraum-, Aufmarsch- und Zeitpläne sowie die Position auf dem Sechseläutenplatz verteilt. Der eigentliche Grosseinsatz für Hotz beginnt am Donnerstag vor dem Sechseläuten. «Ich bin dann etwa um 8 Uhr morgens auf dem Platz und schaue zusammen mit dem Platzchef, dass beim Setzen der Beläge für den Scheiterhaufen und für die Pferde zum Umritt alles glatt läuft und die Stange für den Böögg richtig verankert wird.»

Am Sechseläutenmontag selbst hat Hotz noch den Aufbau des Holzstapels sowie den Einbau einer Überquerungsrampe für Pferd und Zünfter bei der Tramstation Rennweg zu überwachen, ehe er sich gegen 14.30 Uhr in der Tracht seiner Riesbacher Zunft und mit einem Dreispitzhut auf dem Kopf zum Warteraum des ZZZ Bahnhofstrasse/Schützengasse begibt. Ist die Route frei, setzt Hotz um 15 Uhr mit einem «Los» an seine ZZZ-Kollegen den Umzug in Gang. «Dann beginnt für mich der angenehme Teil des Anlasses. Man blickt in die strahlenden Gesichter der Zuschauer und Zünfter, und all die Mühen, die 200 Arbeitsstunden, sind vergessen. Allerdings denkt man die ganze Zeit auch immer: Geht alles glatt? Habe ich nichts vergessen? Und: Können wir den Zeitplan für einmal einhalten?» Weil die Ehrengäste der Zünfte für Interviews immer wieder auf der Strecke anhielten oder andere ausserplanmässige Verzögerungen eintraten, gelang es bislang unter seiner Regie nie, alle Zünfte an den Sechseläutenplatz zu führen, ehe das Feuer entfacht wurde. «Denn unabhängig ob noch eine Zunft auf der Route ist, der Böögg wird immer um 18 Uhr angezündet.»

Doch nun sollen die Taktvorgaben des ZZZ-Dirigenten endlich eingehalten werden. «Aus diesem Grund haben wir auch extra für jede Zunft eine Person bestimmt, die jedwelche Marschunterbrüche sofort beheben und stehengebliebene Personen zum Weiterlaufen animieren soll.» Ein erneutes Scheitern wäre aber trotzdem kein Weltuntergang. «Hauptsache, Teilnehmer und Publikum haben Spass und es gibt keinen Unfall.»

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