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Am 22. September wird das 30-Jahr-Jubiläum des Dynamo von 14 bis 23 Uhr gefeiert. Auf der Bühne stehen unter anderem Romano und Dirty Slips. Bild: SWE

Dynamo am Anschlag

Von: Stine Wetzel

04. September 2018

Der Druck auf den öffentlichen Raum ist in Zürich gross – umso wichtiger sind Institutionen wie das Dynamo, findet der Leiter des Jugendkulturhauses. In den letzten 30 Jahren ist das Dynamo stark gewachsen – bis zur Kapazitätsgrenze.

«Raum ist angesichts von Verdichtung in Zürich eine zentrale Frage – die zentralste Frage, wenn es um junge Leute geht», sagt Daniel Hilfiker, Leiter des Jugendkulturhauses Dynamo. Der 56-Jährige sitzt auf dem Balkon unter dem Sonnenschirm, seinem Lieblingsplatz im Jugend­kulturhaus. Mittagspause, Gemurmel und Geschirrgeklapper von der «Chuchi am Wasser». «An so einem Ort bleibt man wohl jünger als sonst wo», ist Daniel Hilfiker überzeugt und meint damit «die vielen jungen Leute, die was tun wollen».

«Wir haben es mit einer Jugendgeneration zu tun, die sehr konstruktiv unterwegs ist, mit einer Jugend, die sich um Nachhaltigkeit kümmert, um Ökologie, mit einer Jugend, die politisch teilhaben will und neue Arbeitsformen mitgestaltet.» Hilfiker hat 2001 die Co-Leitung, 2003 die Gesamtleitung des Dynamo übernommen. Seither war er so einiges: Jugendarbeiter, Manager, Baubegleiter und Mit­entwickler von Projekten wie der Raumbörse.

Kultur ausprobieren und ausleben

1988 wurde das Jugendkulturhaus an der Limmat vom Jugendamt der Stadt Zürich eröffnet. Hier sollten Jugend- und Subkultur Platz haben. In den 1990er-Jahren kamen zu den Räumen das Grafikatelier, die Metallwerkstatt und das Restaurant – ursprünglich als Arbeitsintegrationsprojekte – dazu, Jahre später auch eine Textil- und Schmuckwerkstatt und der Musikclub Werk 21. Heute ist das Jugendkulturhaus der Abteilung Soziale Dienste der Stadt Zürich angegliedert und feiert sein 30-Jahr-Jubiläum.

«Die Jugendkultur ist ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Lebens in unserer Stadt und wird ­dementsprechend gefördert und unterstützt, sei es durch eigene ­Angebote wie das Jugendkulturhaus Dynamo oder durch die finanzielle Unterstützung privater Anbieter in diesem Bereich», sagt Stadtrat Raphael Golta. Auch Dynamo-Leiter Hilfiker ist überzeugt, dass Jugendliche und junge Erwachsene einen Raum brauchen, «um ihre Kultur auszuprobieren, sie auszuleben, und zwar zu erschwinglichen Preisen».

Seit er anfing, ist das Dynamo nur eines: gewachsen. Der Leiter ­verzeichnet Besucherzahlen von 240 000 Personen im Jahr. Die Hälfte sind Gäste im Restaurant. 60 000 bis 70 000 Besucher kommen auf die Veranstaltungen im Jugendkulturhaus, der Rest besucht die Kurse, nutzt die Sitzungszimmer. Zwei Drittel der Dynamo-Gänger sind unter 28-jährig – wie es das Konzept will.

Raum ist in Zürich knapp

Doch der Raum ist knapp. «Wir haben ein sehr volles Programm. Mit dem Raum ist auch das Dynamo an seiner Kapazitätsgrenze.» Hilfiker bereitet der Dichtestress Sorgen. «Der Druck auf den öffentlichen Raum wird immer grösser, doch Jugendkultur kann nicht nur im Dynamo stattfinden.» Momentan gebe es noch einige wenige nicht kommerzielle Leerstellen in der Stadt, also Orte, die nicht von Institutionen vordefiniert sind, und Zwischennutzungen, die sich Projekte wie der Park Platz neben dem alten Bahnhof Letten zu eigen machen. «Wenn ich mir die Entwicklung der Bodenpreise angucke, werden diese entlastenden Projekte aber irgendwann verschwunden sein», meint Hilfiker. 

Im Dynamo ist kaum noch Luft. Das Hauptgebäude wurde vor drei Jahren für 14 Millionen Franken renoviert, das Optimum herausgeholt. Auch Stadtrat Raphael Golta ist sich des Problems bewusst: «Gerade die Jugendlichen brauchen Räume, in denen sie ihre eigene Kultur aus­leben können. Diesen Raum in einer wachsenden Stadt bereitzustellen, war und bleibt eine grosse Herausforderung.» Er ist dennoch zuversichtlich: «Ich bin mir sicher, dass wir es, zum Beispiel durch geschickte Zwischennutzungen, auch in Zukunft schaffen werden, attraktive Angebote und Nischen für die Jugend bereitzustellen.»

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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