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Anja Gada (v. l.), Jana Sekulovska und Rabea Lüthi auf der Sportanlage Fronwald. (Bild: Abrakadabra Films / Nelly Rodriguez)

Ein Film, der durch und durch Zürich ist

Von: Christian Saggese

05. Mai 2021

Erwachsenwerden Die Kinos sind aus der Corona-Zwangspause zurückgekehrt. Mit «Sami, Joe und Ich» läuft momentan ein Coming-of-Age-Drama, das vollumfänglich in Zürich entstanden ist. 

Mit 16 Jahren geht für viele das Leben erst so richtig los. Auch die drei Freundinnen Sami, Joe und Leyla wollen ihren bisher coolsten Sommer erleben. Doch private wie auch berufliche Herausforderungen sorgen dafür, dass dieser Traum platzt. Für die ansonsten lebhaften Teenager gilt es plötzlich, sich mit allen Mitteln über Wasser zu halten oder unterzugehen. Aber sinken ist für das Trio keine Option. Und in Zeiten von Veränderungen sind Freundschaften wichtiger denn je …

Das ist die Story von «Sami, Joe und Ich», einem Comig-of-Age-Drama, das seit kurzem auch in den hiesigen Kinos läuft. Der Film ist durch und durch Zürich. Gedreht wurde er 2019 grösstenteils im Affoltern-Quartier; unter anderem in der Siedlung Unteraffoltern, in den Schulhäusern Isengrind und Riedenhalden, im Kulturbahnhof (KuBaA) sowie auf der Sportanlage Fronwald. Auch ein Teil der Crew lebt in der Stadt oder am Rande von Zürich, wie Regisseurin Karin He­berlein, Produzentin Claudia Wick (Abrakadabra Films AG) und die Darstellerinnen Anja Gada («Sami») und Jana Sekulovska («Leyla»). Und weil der Film möglichst realistisch das Aufwachsen in einer «gewöhnlichen Ortschaft» abbilden will, wurden nicht etwa bekannte und hochkarätige Schauspielnamen engagiert. Vielmehr suchte man nach authentischen Darstellerinnen und Darstellern auf den Strassen von Zürich – wortwörtlich. Jana Sekulovska beispielsweise wurde beim Training in einem Zürcher Fussballclub entdeckt, Anja Gada beim Eisessen vor dem Dynamo. «Teile der Quartierbevölkerung haben ebenfalls eingewilligt, als Statistinnen und Statisten Teil des Films zu sein», erzählt He­berlein und gerät auch zwei Jahre nach den Dreharbeiten noch ins Schwärmen: «Generell wurden wir in Affoltern, aber auch in der restlichen Stadt von allen Seiten herzlich und mit grossem Wohlwollen und Interesse empfangen». Das sei nicht selbstverständlich, weiss die Regisseurin, die in der Vergangenheit bereits mehrere Kurzfilme in den unterschiedlichsten Ortschaften realisiert hat.

Visuell abgegrenzt

Warum entschied sich die Crew diesmal für Affoltern? «Auf der Suche nach Drehorten waren wir mit der Offenen Jugendarbeit Zürich in verschiedenen Quartieren unterwegs», erzählt Karin Heberlein. «In Affoltern hat dann alles gepasst. Ich wollte nämlich, dass die räumlich noch sehr begrenzte Welt, in der sich Jugendliche beim Heranwachsen bewegen, visuell jederzeit spür- und sichtbar ist. Und hierfür eignet sich Affoltern aufgrund seiner Lage, am Stadtrand liegend und umgeben vom Wald, perfekt. Das Quartier hat einen eigenen Charakter und ist doch erkennbar schweizerisch in der gepflegten Umgebung. Der glückliche Zufall wollte es auch, dass der Sportplatz und die Schule, zwei wichtige Handlungsspielorte, perfekt passten und wirklich nebeneinanderliegen.»

Wie realitätsgetreu die Crew das dortige Leben widerspiegelt, zeigte sich auch, als auf der Sportanlage der gemütliche Chill-Platz der drei Hauptcharaktere als Requisit aufgestellt wurde. «Das Sofa wurde dann tatsächlich von den dort wohnhaften Jugendlichen in Beschlag genommen», erinnert sich die Regisseurin schmunzelnd zurück. «Leider durften wir es am Ende der Dreharbeiten nicht stehen lassen.»

«Sami, Joe und Ich» ist der erste Langspielfilm von Heberlein. Die talentierte Filmemacherin konnte damit das Publikum wie auch die Kritiker überzeugen. So zeichneten die Zürcher Kirchen das Werk mit ihrem mit 10 000 Franken dotierten Filmpreis aus. Die Kirchenjury zeigte sich begeistert, wie die Lebensweisen junger Menschen ungeschönt dargestellt werden. Auch konnte der Streifen den Publikumspreis beim Zurich Film Festival 2020 einheimsen.

Empathie wecken

Die fiktionale Geschichte über Sami, Joe und Leyla sei aus dem drängenden Bedürfnis gewachsen, eine Alternative zu den vorherrschenden weiblichen Vorbildern in Film und Medien zu zeigen, sagt Produzentin Claudia Wick. Sprich, eine Ehrlichkeit und «Normalität» abzubilden, weg von der rundum glänzenden Social-Network-Selfie-Darstellung oder geschönten Bildern aus Sendungen à la «Germany’s Next Topmodel». Regisseurin Karin Heberlein hofft, mit dem Film auch Erwachsene zu erreichen. Dass diese sich zurückversetzt fühlen und die Welt aus der Sicht dieser drei jungen Frauen erleben können. «Die Welt ist schnelllebiger geworden, dadurch stehen die Jugendlichen unter einem enormen Druck. Ich hoffe, mit dem Film Empathie auf allen Seiten wecken zu können.»

Weitere Informationen:
«Sami, Joe und Ich» läuft aktuell in den Arena Cinemas und im Kosmos.

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