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Ofri-Gründer Benny Hertach bringt Auftraggeber und Handwerker zusammen. Er setzt auf Remote-Work: Seine Mitarbeitenden wählen den Arbeitsort selbst. Bild: Ofri

Ein Gewinner in der Krise

Von: Ginger Hebel

11. Mai 2021

Erfolgsgeschichte: Von der One-Man-Show zum Firmenchef: Der Stadtzürcher Benny Hertach hat vor genau zehn Jahren die Handwerkerplattform ofri.ch gegründet und die Digitalisierung in der Branche befeuert.

Wände streichen, Katzentüren einbauen, Böden verlegen. Die Zürcherinnen und Zürcher investieren in ihr Zuhause – während der Pandemie erst recht. Einer Umfrage der Handwerkerplattform Ofri zufolge haben 36 Prozent der Befragten letztes Jahr mehr Heimwerkerarbeiten verrichtet. «Der Renovierungs-Trend wird sich angesichts der aktuellen Entwicklung wohl weiter fortsetzen. Die eigenen vier Wände werden immer wichtiger», sagt Benny Hertach.

Vor zehn Jahren hat der Stadtzürcher die Handwerkerbörse Ofri.ch gegründet. Das Corona-Jahr war ihr bisher stärkstes Jahr. Aufträge im Wert von 54 Millionen Franken hat die Offerten-Plattform 2020 vermittelt, 17 Prozent mehr als im Vorjahr.

Chance für Handwerker

Während seines BWL-Studium wollte Benny Hertach ins Bankwesen einsteigen, «doch plötzlich reizte mich die aufstrebende Internet-Branche viel mehr.» In seinem Kopf entstand die Idee einer eigenen Firma, die Auftraggeber und Handwerker zusammenbringt. Damals war Marktführer renovero.ch bereits am Start und somit ein Konkurrenzangebot. Doch Benny Hertach hatte zwei Jahre als IT-Business-Analyst gearbeitet und sah Chancen für sein Projekt. «Anfangs hatte ich aber schon schlaflose Nächte», gibt er zu. Vier Jahre lang baute er sein eigenfinanziertes Start-up im Alleingang auf. 2015 engagierte er erste Freelancer. Seither arbeitet das Unternehmen ortsunabhängig. Die mittlerweile zwölf Mitarbeitenden befinden sich in der Schweiz und Ukraine, in Rumänien, Deutschland, Griechenland, Montenegro, Spanien und Tunesien. «Ich war schon immer ein freiheitsliebender Mensch. Ich freue mich, dass andere Firmen jetzt auch sehen, dass Remote-Work (Fernarbeit) ein erfolgversprechendes Arbeitsmodell ist», sagt Benny Hertach.

Einige Team-Mitglieder sind Nachteulen, andere arbeiten lieber frühmorgens. Jeder wisse, wann und wo er am Produktivsten sei, «für mich zählt das Resultat», sagt Hertach. Er legt Wert auf eine moderne Unternehmenskultur. Statt einmal im Jahr zum Mitarbeitergespräch trifft er seine Angestellten einmal pro Woche zum virtuellen Austausch. «So kann ich frühzeitig erkennen, wo der Schuh drückt und Feedbacks geben.» 5000 Handwerker sind mittlerweile bei Ofri registriert; Dachdecker, Gärtner, Plattenleger. Besonders für Selbständige und Jungunternehmer sei die Plattform eine gute Möglichkeit, Aufträge an Land zu ziehen und Kunden zu akquirieren. «In der Stadt Zürich herrscht ein grosser Wettbewerb, aber auch ein Fachkräftemangel. Wir bieten neue Möglichkeiten.»

Fordern und fördern

Nutzer können mit einer einzigen Anfrage mehrere Handwerker-Offerten kostenlos einholen und vergleichen. Auch Gewerbetreibende können gleichzeitig auf mehreren Plattformen aktiv sein und ihre Dienst- leistungen anbieten. Benny Hertach ist immer wieder mit neuen Erfolgsgeschichten konfrontiert. Kürzlich sprach er mit einem Handwerker, der erst seit einem Jahr bei Ofri mit dabei ist. Bei seinem ersten Job verlegte er einen Laminatboden. Kürzlich buchte ihn der gleiche Kunde für ein 250 000 Franken teures Grossprojekt. «Zu sehen, wie Unternehmen wachsen, freut mich sehr». Er hat die Digitalisierung im Sanierungs- und Reparaturgeschäft befeuert. «Vor zehn Jahren lief in der Branche noch nicht so viel online. Viele Handwerker haben ihre Einzahlungen am Postschalter gemacht oder Offerten im Word-Format geschrieben. Das ändert sich jetzt langsam, auch, weil eine junge Generation nachkommt.»

Benny Hertach ist von der One-Man-Show zum Chef aufgestiegen, obwohl er keine Führungserfahrung hatte. «Ich lerne durch Fehler und bilde mich im Job weiter.» Er arbeitet viel, ist aber auch um eine gute Work-Life-Balance bemüht. «Ich mache einen Marathon und keinen Sprint.» Er ist verheiratet und Vater zweier Kinder. «Manchmal hätte ich schon gerne mehr Zeit für die Familie», sagt der 39-Jährige. Seit er jedoch ein gutes Team aufgebaut habe, müsse er sich nicht mehr um alles selber kümmern. Sein Erfolgsgeheimnis: «Fordern und fördern. Und auch in der Krise optimistisch bleiben».

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

 

 

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