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Jan Müller und sein Team lassen das Gras seit diesem Jahr für kurze Zeit liegen, damit die Insekten fliehen können. (Bild: PD)

Ein längeres Leben für Insekten

Von: Christian Saggese

27. August 2019

Was den Tieren Vorteile bringt, stösst in der Bevölkerung teils noch auf Unverständnis: Die Kuhn GmbH, die für die Stadt Grünflächen pflegt, hat Anfang Jahr auf die ökologische Mähmethode umgestellt.

Wer einen Rasen mäht, wird oft unfreiwillig zum Killer. Nicht nur das Gras wird niedergemetzelt, sondern auch die darin lebenden Insekten, Spinnen und kleinen Reptilien.

Auf städtischen Wiesen wurde bis Anfang 2019 ebenfalls teils ohne Rücksicht auf tierische Verluste gemäht. Das heisst, das Gras wurde zerkleinert und sofort abgesaugt. «Dieses Verfahren ist sehr effizient und kostengünstig. Kleinstlebewesen haben dabei jedoch keine Chance zu flüchten», weiss Jan Müller, Geschäftsführer der Kuhn GmbH in Seebach. Die  Firma, vor 20 Jahren von Christian und Inge Kuhn gegründet, erledigt nicht nur für Private, sondern auch für die Stadt Arbeiten im Grünbereich. Meist dann, wenn grosse Maschinen gebraucht werden.

«Anfang Jahr erhielten wir von der Stadt die Anweisung, dass ihre Grünflächen im Sinne der Biodiversität nur noch auf ökologische Art gemäht und abgeführt werden dürfen. Sprich, die Tiere sollen verschont werden.» Dies liegt auch Jan Müller am Herzen, ist er doch als gelernter Agrotechniker eng mit der Natur verbunden. Dennoch stellte ihn diese Weisung auch vor Herausforderungen. Um diese neuen Anforderungen nämlich zu erfüllen, mussten einige Tausend Franken in den Fuhrpark investiert werden. «Wir benötigten beispielsweise nutzungsschonende Messerbalken. Diese haben den Vorteil, dass sie das Gras in ganzen Stücken schneiden und ablegen. Mulchgeräte hingegen schleudern das Gras und die Kleinstlebewesen herum, wodurch sie sterben. Zudem haben die Insekten nun auch mehr Platz, um unter den gefährlichen Klingen durchzukriechen.»

Neu ist auch, dass das gemähte Gras nicht mehr sofort aufgenommen, sondern liegen gelassen wird. «In vielen Fällen, beispielsweise am Limmatufer, lassen wir extra auch noch einige Meter Gras stehen, es gedeiht sozusagen ein kleiner Naturgarten. Die kleinen Lebewesen haben dadurch Zeit, sich dort oder sonst wo einen neuen Unterschlupf zu suchen, bevor wir das Gras schliesslich ein bis zwei Tage später zusammennehmen.»

Höherer Aufwand, kritische Stimmen

Was gut klingt und gut für die Natur ist, hat aber auch seine Nachteile, weiss Jan Müller aus Erfahrung. Da nicht mehr alles in einem Arbeitsschritt geschieht, ist der Aufwand deutlich grösser, das Personal muss öfters ausrücken und blockiert dadurch auch so manche Strasse mehrfach. Das stösst bei der Bevölkerung oft auf Unverständnis. Ebenso die Tatsache, dass das Gras für kurze Zeit liegen gelassen wird. «So werden wir immer mal wieder kritisiert, warum wir unsere Arbeit nicht beenden oder dass früher alles schneller ging.» Deswegen ist es dem Geschäftsführer der Kuhn GmbH auch ein Anliegen, dass die Bevölkerung von dem neuen Vorgehen erfährt, um Vorurteile abzubauen. «Die ökologische Mähmethode ist zwar kein Neuland, aber scheinbar doch noch zu wenig bekannt.»


Zufrieden trotz Mehrkosten

Heute besitzt die Kuhn GmbH einen der umfangreichsten Fuhrparks für das ökologische Mähen in der Region, sagt Jan Müller sichtlich stolz. Ob für kleinere, mittlere oder grössere Grünflächen – das richtige Gefährt steht bereit. Stolz ist er auch auf sein Team, das sich hoch motiviert und innert kürzester Zeit diesem Wandel stellte und auch keine Überstunden scheute. So wurden nicht nur neue Fahrzeuge gekauft, sondern ältere Modelle auseinandergenommen und die Teile zu neuen Werkzeugen zusammengebaut.  Ein immenser Zeitaufwand neben dem Tagesgeschäft. Ebenso dankbar ist er für seine Kundschaft, die grösstenteils von der ökologischen Mähmethode angetan ist, «obwohl letztlich für sie Mehrkosten resultieren».

2019 beschreibt Müller nun noch als Probejahr. Im Dezember werde man genau analysieren, wie sich der zusätzliche Aufwand finanziell niederschlägt und wo allenfalls noch Optimierungsbedarf herrscht.

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Leserkommentare

Christine Dobler Gross - Optimierungsbedarf auf den ersten Blick: IMMER Rückzugsstreifen stehen lassen, auch den Winter hindurch! Ansonsten schon mal eine gfreute Richtung, in welche das immer zerstörerisch gewordene Mähregime geht.

Vor 4 Jahren 7 Monaten  · 
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