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Katharina Viana Bachmann, Präsidentin des Zürcher Spendenparlaments, vor dem Zürcher Rathaus (im Hintergrund links), in dem das Parlament diese Woche tagt. (Bild: Werner Schüepp)

Ein Parlament, das nur zu gerne sein Geld verteilt

Von: Werner Schüepp

01. Oktober 2019

Morgen Donnerstag verteilt das Zürcher Spendenparlament (ZSP) im Rathaus 98 500 Franken für gemeinnützige Projekte. ZSP-Präsidentin Katharina Viana-Bachmann will mehr Mitglieder gewinnen.

Morgen Donnerstag tagt zum 27. Mal das Zürcher Spendenparlament (ZSP) im Zürcher Rathaus. Auf was freuen Sie sich am meisten?

Katharina Viana-Bachmann: Eine meiner grössten Freuden ist, wenn im Ratsaal jeweils die Projekte vorgestellt werden und nachher die Diskussion unter unseren Mitgliedern startet. Ich beobachte jeweils mit Spannung, welche Projekte Unterstützung finden und welche schliesslich abgelehnt werden.

Das Zürcher Spendenparlament tagt im Frühling und im Herbst …

… und die Debatten verlaufen jedes Mal wieder anders. Sie sind spannend und werden durchaus auch hitzig geführt. Dieser demokratischer Prozess fasziniert mich.

Selbst nach über zehn Jahren kennen viele Zürcherinnen und Zürcher das ZSP nicht. Wie funktioniert die Organisation?

Gemeinnützige Vereine und Institutionen aus dem Kanton Zürich, die für ihr Projekt Geld benötigen, stellen ihr Vorhaben zweimal im Jahr im Zürcher Rathaus vor. Unsere Mitglieder entscheiden dann, wem sie wie viel Geld geben wollen, und stimmen am Schluss darüber ab.

Welche Kriterien müssen die eingereichten Projekte erfüllen?

Das Projekt muss einen Beitrag leisten zur Bekämpfung der Armut, gesellschaftlichen Isolation oder Ausgrenzung. Zudem muss es sich auf Stadt und Kanton Zürich konzentrieren und darf nicht mehr als zu einem Drittel von der öffentlichen Hand finanziert sein.

Also bekommt nicht jedes beim Spendenparlament eingereichte Projekt Unterstützung?

Nein, wir können pro Sitzung nicht mehr als elf Projekte unterstützen.

Wie viel Geld können diejenigen Projekte erwarten, die morgen unterstützt werden?
Einen Beitrag zwischen 1000 bis 15'000 Franken. Die Gesamtsumme der Projektanfragen beläuft sich morgen auf 107'500 Franken, die uns zur Verteilung stehenden Ressourcen betragen 98'500 Franken.

Die Schweizer sind zwar spendenfreudig, aber wo das gespendete Geld am Schluss hinfliesst, ist für Spender nicht ganz nachvollziehbar. Kennen Sie diese Problematik?

In der Schweiz sind sehr viele gemeinnützige Organisationen ansässig, und jedes Jahr kommen neue hinzu. Da fällt die Übersicht manchmal schwer. Das Spendensystem ist komplex und für den Laien manchmal schwer zu durchschauen. Aber gerade in diesem Punkt ist das Spendenparlament anders. Ich kenne keine Organisation in der Schweiz, bei welcher der Spender, der 500 Franken  Mitgliederbeitrag zahlt, einen solchen grossen Einfluss darauf hat, was mit seiner Spende geschieht. Denn der «Spendenparlamentarier» begegnet den Projektleitern im Rat 1:1, er kann kritische Fragen stellen und erfährt so, für welchen Zweck sein Geld eingesetzt wird.

Woher stammt das Geld, welches das Zürcher Spendenparlament jeweils «verschenkt»?

In erster Linie von unseren Mitgliedern. Wir haben zudem vor einigen Jahren einen Förderbeirat gegründet, um mehr Spenden ausschütten zu können. Er setzt sich zusammen aus Vertretern diverser Firmen, die bei Bedarf zusätzliche Gelder für das Parlament freigeben.

Wird es schwieriger, Geld für das Zürcher Spendenparlament aufzutreiben?

Ja und nein. Der Spendenmarkt ist ein sehr kompetitiver Markt, aber das Zürcher Spendenparlament darf seit vielen Jahren auf grosszügige und treue Spender zählen, die es uns möglich machen, all die wichtigen Projekte unterstützen zu können.

Weshalb tagt das ZSP im Zürcher Rathaus?

Das Rathaus dient als Austragungsort für die zweimal jährlich stattfindenden Debatten, und das ehrwürdige Gebäude hat für uns einen grossen symbolischen Charakter. Hier entscheiden üblicherweise Kantons- und Gemeinderäte über politische Fragen, während wir über Projekte für ein soziales und integratives Zürich entscheiden.

Welches sind Ihre Ziele als Präsidentin des Zürcher Spendenparlaments?

Ich wünsche mir mehr Mitglieder. Wir haben seit längerer Zeit immer um die 200, ich möchte in meiner Amtszeit als Präsidentin die Zahl 300 erreichen.


Weitere Informationen:
27. Parlamentssitzung im Zürcher Rathaus
3. Oktober, 17.45 Uhr
Referent: Salim Moussa, Operation Libero  

www.spendenparlament.ch

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