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Der Zürcher Journalist René Hildbrand (kl. Bild) befürchtet, dass Erfahrungssätze in Vergessenheit geraten. Sein neustes Werk widmet er seinen Enkelinnen. "Lache heisst, s Läbe liebe".

Ein Stück Geisteskultur

Von: Ginger Hebel

18. Januar 2022

Volksmund: Prägnante Sätze mit Lebensregeln und Weisheiten. Der Zürcher Journalist und Autor René Hildbrand hat ein Buch mit den besten Schweizer Sprichwörtern verfasst.

«Von nichts kommt nichts». Das weiss René Hildbrand. Der Herzblut-Journalist blickt auf ein halbes Jahrhundert Erfahrung in der Medienbranche zurück. Bereits als Teenager war ihm klar, was er dereinst werden will – Journalist. «Es ist für mich nach wie vor der schönste Beruf der Welt. Wo sonst ist es möglich, spannenden Menschen aus allen Bereichen zu begegnen; vom Politiker über den Künstler bis hin zum Büezer von nebenan?», sagt der 72-Jährige.

Er arbeitete während 27 Jahren beim «Blick», als Chefredaktor bei «TV Star», als Fernsehkritiker und ist heute als Kolumnist und Buch­autor tätig.

 

Den Humor fördern

In den vergangenen Jahrzehnten hat er über 30 erfolgreiche Bücher geschrieben. Volksmund zählt zu seinen liebsten Themen, aber auch Humor. «Ihn gilt es zu fördern, besonders in diesen schwierigen Zeiten», ist Hildbrand überzeugt. Sein Lebensmotto: «Der verlorenste aller Tage ist der, an dem man nicht gelacht hat.» Die deutsche Sprache liegt ihm am Herzen. Er mag ihre Vielseitigkeit und Präzision, vor allem aber die Sprichwörter, die zu den verschiedensten Lebenssituationen passen wie die Faust aufs Auge.

Wer schweigt, stimmt zu.

Nichts ändert sich, wenn du es nicht selber änderst.

Man kann dem Leben nicht mehr Jahre geben, aber den Jahren mehr Leben.

Es gibt mehr Besserwisser als Bessermacher.

Wer die Strasse für eine neue verlässt, weiss, was er verlässt, aber nicht, was er findet.

Oder auch Mundart-Sprichwörter:

Alli choched nur mit Wasser.

Probiere gaht über studiere.

Wenn jede für sich luegt, isch für alli gluegt.

Nach de Pfiife tanze.

Hildbrand ist sich bewusst, dass die ältere Generation Sprichwörter häufiger spontan anwendet. Doch es sind die jungen Menschen, welche die Umgangssprache prägen. «Diese entwickelt sich ständig weiter. Die Jugendsprache wird zunehmend mit Ausdrücken aus dem digitalen Bereich beeinflusst.» Er befürchtet, dass diese Erfahrungssätze an Bedeutsamkeit verlieren oder in Vergessenheit geraten. «Und damit ein Stück Sprach- und Geisteskultur.» Die Sprache wandelt sich, dass dabei aber immer auch Perlen aus dem Sprachgebrauch verschwinden, bedauert der Zürcher.

Sprichwörter bewahren

Mit seinem neusten Werk möchte er dieser Entwicklung entgegensteuern. Es vereint 555 der beliebtesten in der Schweiz verwendeten Sprichwörter, Lebensweisheiten, geflügelten Worte und Redensarten. Das Buch widmet er seinen Enkelinnen Sophia und Valeria, die ihrem Opapa, wie sie ihn liebevoll nennen, immer aufs Neue ein herzhaftes Lächeln schenken, «Lache heisst, s Läbe liebe». Sprichwörter werden benutzt, um Sachverhalte, Situationen und Gefühle anschaulich zu beschreiben.

«Einprägsame Lebensweisheiten werden seit Jahrhunderten von Generationen zu Generationen weitergegeben. Die meisten Verfasser von Sprichwörtern sind unbekannt. Einige haben ihren Ursprung in der Bibel oder in der Literatur», erklärt Hildbrand. Er erinnert sich an die Jugendunruhen in den Achtzigerjahren, als viele doofe, aber ebenso witzige und intelligente Sprüche die Zürcher Hausmauern und Fassaden zierten, Sprüche, die aufrüttelten und zum Nachdenken anregten. «Sprichwörter gehören zu unserer Sprache. Was bewahrt wird, geht nicht verloren.»

Weitere Informationen: Buch «Die besten Schweizer Sprichwörter» 555 geflügelte Worte und Weisheiten in Mundart und Hochdeutsch, René Hildbrand, ISBN 978 3 03922 122 6

www.weberverlag.ch

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