mobile Navigation

News

Einer von drei offiziellen Taubenschlägen in Zürich steht auf dem Lindenhof. (Bild: Christian Saggese)

Eine Chance für Taubenschläge

Von: Christian Saggese

29. November 2022

Das neue Jagdgesetz könnte das Aus für Taubenschläge bedeuten. Könnte, denn eine Ausnahme­regelung wäre möglich. Auf diese hofft die "Stiftung für das Tier im Recht", die bereits Pläne hat. 

2023 tritt das neue kantonale Jagdgesetz in Kraft, und damit auch das Fütterungsverbot für Stadttauben («Tagblatt» vom 9.11.). Dieses soll helfen, die steigende Population dieser Vögel zu bremsen. Ungewiss ist, was das für die hiesigen Taubenschläge bedeutet. Denn wie Manuel Bünzli vom kantonalen Amt für Landschaft und Natur bekräftigt, sei das Füttern von Tauben ab dem Inkrafttreten der Regelung, voraussichtlich im Januar, generell verboten und werde mit einer Ordnungsbusse von 200 Franken geahndet. Trotzdem seien Ausnahmebewilligungen möglich, namentlich aus wildbiologischen, seuchenpolizeilichen oder hygienischen Gründen. Bünzli: «Es ist somit grundsätzlich denkbar, dass im Rahmen einer ganzheitlichen Sicht auf die Bestandesregulierung von verwilderten Haustauben in einer Stadt oder Gemeinde auch Taubenschläge bewilligt werden können.»

Das wäre ganz im Sinne der Stiftung für das Tier im Recht, sagt deren Mitarbeiterin Moena Zeller. Das Fütterungsverbot werde seitens der Stiftung zwar unterstützt, aber nur im Zusammenhang mit Taubenschlägen. Denn es sei ein Irrglaube, «dass sich Tauben weniger vermehren, nur weil sie nicht mehr gefüttert werden». Es sei genetisch bedingt, dass sich diese Vögel auch unterernährt fortpflanzen. Und die Tauben für die Nahrungssuche aus der Stadt zu locken, sei ebenfalls keine Lösung: «Auf angrenzenden Feldern sind sie auch nicht erwünscht und werden oftmals vertrieben und geschossen, da sie als Schädlinge wahrgenommen werden. Zudem ist das Nahrungsangebot beschränkt, nämlich während der Aussaat und der Ernte.» Die sinnvollste Lösung wäre daher, mehr Taubenschläge in der Stadt zu schaffen, die konsequent nach dem Augsburger Konzept unterhalten werden. Wie ein solches «Tauben-Hotel» am Bucheggplatz aussehen könnte, das sogar noch selbsttragend wäre, wurde von der Stiftung detailliert erarbeitet und bei Grün Stadt Zürich eingereicht.

Der Bucheggplatz wurde ausgesucht, da letzten Sommer bei der Sanierung des Bucheggtunnels viele Tauben aus den vorhandenen Innennischen nach aussen vertrieben und die Jungtiere in den Nestern seitens der Wildhüter getötet wurden, sagt Moena Zeller. Da nun mehr Tauben draussen unterwegs waren, gab es eine grössere Verschmutzung und dementsprechend mehr Komplikationen mit den Liegenschaftsbesitzern. Zeller: «Somit kann nicht nur die Wildfütterung für die Erhöhung der dortigen Taubenpopulation verantwortlich gemacht werden.» Ein Taubenschlag nach dem Augsburger Konzept könnte solche Probleme aber lösen, ist Zeller überzeugt: «Die Tiere erhalten artgerechtes Futter und werden so an den Taubenschlag gebunden, den sie auch als Brutstätte verwenden. Dadurch könnten die Eier problemlos mit Attrappen ausgetauscht werden, was die Tauben nicht bemerken. Die Population wird damit gebremst und die Vögel halten sich von den Liegenschaften fern, womit auch Schäden durch Taubenkot vermieden werden.» Um den Erfolg zu krönen, müsste dann mit Schildern auf das generelle Fütterungsverbot hingewiesen werden.

Nur Bewilligung nötig

Die Idee des Augsburger Konzepts wurde letztes Jahr bereits im Gemeinderat eingebracht. Der damalige Stadtrat Richard Wolff sprach sich allerdings dagegen aus, unter anderem, weil es Grün Stadt Zürich an Personal fehle, um die vielen Eier auszutauschen. Doch auch hier hat eine Arbeitsgruppe unter Mitwirkung der Stiftung eine Lösung bereit, denn der Taubenschlag am Bucheggplatz bräuchte keine städtische Hilfe: «Wir haben bereits das Gespräch mit den Bewohnerinnen und Bewohnern gesucht, sie würden sich um den Taubenschlag kümmern. Von der Stadt bräuchte man hierfür nur die Bewilligung, um einen solchen aufzustellen. Uns schwebt als Standort entweder das Dach des Kiosks am Bucheggplatz vor oder die Wiese auf der gegenüberliegenden Seite der Recyclingstelle.»

Ist Grün Stadt Zürich daran interessiert oder hat sie die Idee bereits ad acta gelegt? Sprecherin Martina Bosshard: «Wir sind daran, die Lage zu überprüfen. Die Frage, wie nach dem Inkrafttreten des neuen Gesetzes die Möglichkeiten zum Errichten von Taubenschlägen aussehen, ist in Abklärung.»

Übrigens: Keine Busse gibt es laut der kantonalen Jagdverwaltung, sollte sich eine Taube versehentlich an ein Vogel-Futterhäuschen verirren; Singvögel dürfen nämlich weiterhin gefüttert werden.

zurück zu News

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
5.0 von 5

Leserkommentare

Keine Kommentare