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Engpässe sorgen für Frust

Von: Ginger Hebel

14. Dezember 2021

Probleme in der internationalen Logistik lassen Weihnachtswünsche platzen. Für Smartphones, Kaffeemaschinen und Turnschuhe gibt es Wartefristen. Händler und Experten erklären die Situation und verraten Verkaufsrenner. 

Produkt aussuchen, bestellen, kaufen. Klingt einfach, ist es aber nicht. Aufgrund von Liefer- und Transportengpässen kommen viele Produkte nicht mehr bis Heiligabend in die Läden. Wegen Hafenschliessungen und Containermangel stockt es in der Lieferkette. «Knapp sind zurzeit viele Produkte, für deren Her- und Fertigstellung es Computerchips und Halbleiter braucht. Hinsichtlich Weihnachten sind Hörspielboxen, Handys, Tablets oder Spielkonsolen betroffen», sagt Norina Brun von Digitec Galaxus. Für das neuste iPhone 13 gibt es wochenlange Wartefristen. Das iPad 2021 der 9. Generation in der 64-GB-Ausführung kommt nicht mehr vor Weihnachten in die Lager. «Wir setzen alle Hebel in Bewegung, damit wir die gefragten Produkte auftreiben können, sprich Alternativen im Sortiment haben», betont Norina Brun.

Auch Globus ist von Engpässen betroffen. «Insbesondere trifft es uns bei den mundgeblasenen Weingläsern. Die Manufakturen sind komplett ausgelastet und können kaum liefern», sagt Franziska Gaemperle. Auch bei Schreibgeräten und Küchenartikeln sehe es schwierig aus.

Geschenke oft verspätet

Burton meldet Stornierungen, weil Snowboards, Bindungen und Schuhe nicht produziert werden konnten oder erst im Februar geliefert werden. Wer sich neue Turnschuhe wünscht, wird möglicherweise enttäuscht werden: Nike-Fabriken in Vietnam stehen wegen strikter Corona-Massnahmen still. Einige Weihnachtswünsche werden nicht erfüllt werden können. «Dies liegt an längeren Lieferzeiten aufgrund der Engpässe in der internationalen Logistik, an der Knappheit mancher Bauteile und auch an der gestiegenen Nachfrage nach gewissen Produkten», erklärt Prof. Dr. Stephan Wagner, Logistikwissenschaftlicher an der ETH Zürich. Er ist überzeugt, dass ohne Online-Kanal heute fast kein Händler mehr überleben kann. «Wenn Waren auf dem Weltmarkt knapp sind, haben aber stationäre Händler keinen Vorteil. Wenn ein Ersatzteil fürs Velo aus Asien kommt, hat sowohl der stationäre Velohändler als auch der Online-Händler keine Teile. Gleiches gilt für eine Waschmaschine.»

Fast die Hälfte des Jahresumsatzes wird im letzten Quartal erwirtschaftet, weshalb jetzt in den Spielwaren-Abteilungen Hochbetrieb herrscht. Per Ende Oktober 2021 stieg der Umsatz zur Vorjahresperiode um 16 Prozent. «Das ist für unsere Branche ein extrem gutes Resultat», sagt Sandro Küng vom Spielwaren Verband Schweiz. Unter der Tanne liegen dieses Jahr häufig Produkte von Lego und Lego Technics, wobei auch hier bereits viele Bausets ausverkauft sind. Auch Paw-Patrol-Produkte sind begehrt. «Ebenfalls beliebt sind Pullover und Accessoires wie Handschuhe, Mützen oder Schals aus Cashmere, aber auch Dekorationsartikel», sagt Nico Nabholz von Coop / Coop City. Der Detailhändler setzt auf ein breites Sortiment und eine längerfristige Lagerplanung. «Dadurch können wir bei allfälligen Verzögerungen die Bedürfnisse unserer Kundschaft abdecken.»

Alternativen suchen

Wie Lisa Rennefahrt vom Glattzentrum erklärt, stehen Bücher, Elektronikgeräte und Spielwaren ganz oben auf der Wunschliste. Bei Migros Do it + Garden sind Kaminholz, Christrosen und Christbäume Topseller. «Aufgrund der Probleme in der weltweiten Logistik haben wir in unseren Filialen im Haushaltsbereich (Küchenhelfer wie Schöpflöffel oder Spaghetti-Zangen, Backen, Schwämme oder Handschuhe), bei den Spielwaren sowie bei den Textilien teilweise mit Lieferverspätungen zu kämpfen», sagt Sprecher Marcel Schlatter. Bei Interdiscount sind Notebooks, Smartphones, Fernseher, Tablets und Nintendo-Konsolen zu Weihnachten besonders gefragt. «Bestimmte Marken-Produkte haben aktuell grössere Lieferverzögerungen. Wenn man hier nicht auf ein Alternativ-Produkt ausweichen möchte, ist es möglich, dass das Weihnachtsgeschenk später eintrifft», sagt Mediensprecherin Salome Balmer. Generell könne man bei Druckern von Lieferengpässen ausgehen. «Das Lager von Interdiscount ist auf einem guten Niveau. Dank des grossen Sortiments gibt es fast immer eine Alternative, wenn das Wunschprodukt Lieferschwierigkeiten aufweist.»

Logistik-Experte Stephan Wagner ist überzeugt: «Wir werden im Jahr 2022 noch mit Engpässen leben müssen.» Sollten in Asien die Infektionen wieder ansteigen und erneut Fabriken und Häfen geschlossen werden, könne die Krise noch länger dauern. «Wenn es gut läuft, ist eine Entspannung der internationalen Logistik im zweiten Halbjahr 2022 zu erwarten.» Diese beziehe sich auf die Frachtkapazitäten und -kosten, welche die Kundschaft zu tragen habe. Der Mangel hat Auswirkungen auf die Möbelindustrie. Holz- und Stahlpreise sind gestiegen, darum sind fast alle Möbel teurer als noch vor einem halben Jahr. Nach einem starken Black Friday sei die Frequenz in den Läden im Vergleich zum Vorjahr etwas zurückgegangen. Interdiscount-Sprecherin Salome Balmer: «Die Kundinnen und Kunden kaufen sehr gezielt ein und geben durchschnittlich pro Einkauf etwas mehr aus.»

Wie ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

 

 

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