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Richard Stengele protestiert gegen den Neubau am Werdgässchen 23. Bild: CLA

Erbitterter Protest am Hallwylplatz

Von: Clarissa Rohrbach

06. Dezember 2016

Weil am Werdgässchen Alterswohnungen entstehen sollen, geht ein Nachbar auf die Barrikaden. Die Bauherren befürchten einen Rechtsstreit.

Richard Stengele ist empört. Das Nachbarhaus am Werdgässchen 23 soll einer Alterssiedlung weichen.   Für Stengele bedeutet das: Sein Hinterhof würde zugebaut. Dass ihm das so gar nicht in den Kram passt, bekundet er jetzt öffentlich. «Skrupellose, geldgierige Spekulanten» steht auf dem knallroten Plakat, das er an der Hausfassade angebracht hat. Und: «Protestieren Sie gegen diese Verschandelung des Quartiers!» Darunter eine E-Mail-Adresse, damit sich die Empörten am Hallwylplatz zusammen gegen den Neubau wehren können. Bisher kam allerdings nur wenig Zuspruch.

Doch Stengele hat kein Problem damit, ein Einzelkämpfer zu sein. «Sobald das Baugesuch eingeht, werde ich Einspruch einlegen.» Dafür hat er sich bereits einen Rechtsanwalt zugelegt. Seine Begründung? Der Neubau stauche sein Wegrecht auf wenige Meter zusammen. Und noch schlimmer, seine Liegenschaft verliere an Wert, da die Alterswohnungen so nahe gebaut würden, dass man sich gegenseitig in die Zimmer schauen könne. «Hier zu wohnen, wird eine Zumutung. Diese Überbauung ist völlig absurd, städtebaulich nicht verantwortbar, eine Kapitalanlage um jeden Preis», sagt der Architekt.  

Bei der Pfarrkirchenstiftung St.  Peter und Paul – der Bauherrin des Projekts – versteht man Stengeles Wut nicht. «Uns geldgierige Spekulanten zu nennen, ist total verkehrt», sagt Giorgio Prestele, Präsident der Baukommission. Ziel der Stiftung sei es, bezahlbaren Wohnraum für Senioren aus dem Quartier anzubieten. Die 24 neuen Wohnungen sollen das Alterszentrum auf der angrenzenden Parzelle erweitern. Dafür soll die Stadt sowohl das Land wie auch das Haus am Werd-
gässchen 23 der Kirche im Baurecht abgeben. Den Zuschlag für das Projekt ging an die Architekten Knorr & Pürckhauer. Die Kosten von 8,3 Millionen Franken trägt die Kirche selbst. «Wir handeln ge­mein­nützig und werden an dem Betrieb kaum etwas verdienen», sagt Prestele. Ausserdem soll der Hof als grüne Oase aufgewertet werden, was auch im Sinne der Anwohner sei.

«Herr Stengele argumentiert leider sehr emotional, darauf gibt es kaum Antworten», sagt Prestele. Stengele habe der Stiftung schriftlich mitgeteilt, dass er für einen Dialog nicht offen sei. Für Prestele ist es traurig, dass keine objektiven Gespräche möglich sind. «Falls er seine Zustimmung nicht gibt, kann das in einem Rechtsstreit enden und Jahre dauern.»

Stengele wird jedenfalls bis zum bitteren Ende kämpfen. Er sei bereit, alle möglichen Rechtswege zu gehen, um den Bau zu verhindern. Und das Plakat? «Das bleibt, bis es hinunterfällt oder bis sie dieses ­lächerliche Projekt abblasen.»

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