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Bis wieder Leben in der Stadt einkehrt, benötigt es Geduld. Bild: Zürich Tourismus

Erholung braucht Zeit

Von: Ginger Hebel

01. März 2022

Die Schweizerinnen und Schweizer bleiben ihrer Heimat treu. Für die Region Zürich ist ein starkes Wachstum zu verzeichnen. Eine vollständige Erholung ist in der Branche aber noch lange nicht in Sicht. Dennoch: Hoteliers sind zuversichtlich.

Der Städtetourismus hat stark gelitten. Nur gerade 3,1 Millionen Logiernächte zählte die Tourismusregion Zürich im vergangenen Jahr. Vor der Krise waren es 6,5 Millionen. «Gegenüber dem Vorjahr erreichten die Logiernächte in der Region jedoch ein Plus von 39,1 Prozent. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung», sagt Thomas Wüthrich, Direktor von Zürich Tourismus. Schweizer haben während der Pandemie Ferien im eigenen Land gemacht, besonders Westschweizer verbrachten Wochen­end-Trips in Zürich. «Das freut uns sehr. Wir sind aber auf die Fernmärkte angewiesen. Mit Schweizer Gästen lässt sich die Lücke nicht kompensieren», betont Wüthrich.

Dass es aktuell keine Quarantänepflicht für Einreisende in die Schweiz gibt, erleichtert das Reisen. Die Gästezahlen aus den Golfstaaten zeigen ein rekordverdächtiges Wachstum: Die Übernachtungszahlen stiegen um 281,7 Prozent. Auch bei den Nachbarländern und bei den Gästen aus Nordamerika gibt es hohe Zuwachsraten. «Nordamerika war 2019 unser stärkster Markt. Die Vorkommnisse in Russland und der Ukraine versprechen für den Tourismus allerdings nichts Gutes», betont Brentel. Es sei zum jetzigen Zeitpunkt jedoch schlicht unmöglich, abzuschätzen, welche Folgen der Angriff auf die Ukraine für die Reisebranche haben wird. «Für die Amerikaner bedeutet Krieg in der Ukraine Krieg in Europa.» Das Sicherheitsbedürfnis stehe für Reisende an erster Stelle. «Gut möglich, dass der Fokus weiterhin auf den Nahmärkten liegen wird», sagt Brentel.

Aufgrund besonders strenger Reiserestriktionen gibt es bei den Gästen aus England (–11,4 %), Russland (–15,4 %) und China (–48,1 %) starke Verluste bei den Logiernächten. «Eine vollständige Erholung dürfte frühestens für das Jahr 2025 zu erwarten sein, falls es dahin nicht wieder schärfere Reiserestriktionen gibt», prophezeit Thomas Wüthrich.

Mehr Hotelzimmer

«Innenstädte brauchen Massnahmen zur Belebung», betont Guglielmo Brentel, Präsident Zürich Tourismus. Was in St. Moritz oder Zermatt bereits Alltag ist, soll auch in Zürich möglich sein: Die Geschäfte im Zentrum sollen auch am Sonntag öffnen dürfen. «Viele Touristen reisen übers Wochenende nach Zürich und wollen auch dann Kunst, Kultur und Shopping erleben.» Zudem steige der Konkurrenzdruck unter den Städten. Denn immer mehr ausländische Städte öffnen sonntags die Geschäfte in touristischen Zonen. «Wenn wir nicht nachziehen, ist das für Zürich ein Nachteil», betont Brentel. Zufrieden mit der aktuellen Entwicklung ist Martin von Moos, Präsident der Zürcher Hoteliers: «Die Hotels konnten die Zimmerpreise halten, was wir der hohen Qualität zu verdanken haben.» Besonders Hotels der 4- und 5-Sterne-Kategorie mit Wellness und Fokus auf die Gastronomie seien gut durch die Krise gekommen.

Er rechnet mit einem grossen Nachholbedarf. «Die Leute haben die letzten zwei Jahre viel verpasst, auch im Hinblick auf Familienfeiern und Hochzeiten.» Derzeit läuft die sechste Härtefallrunde. «Ohne Unterstützungsgelder hätten viele Menschen ihren Job nicht behalten können, und es würde wohl auch viele Hotels nicht mehr geben», ist von Moos überzeugt. Die Omikron-Variante hat erneut grosse Verunsicherung gebracht. Viele Hotelangestellte befinden sich noch in Kurzarbeit. Trotzdem: Das Angebot wächst. In der Stadt Zürich gibt es mehr Hotelzimmer als vor der Krise.

Neue Hotels wie das Hyatt Place am Flughafen, das Ruby Mimi am Beatenplatz oder das erste Kapsel-Hotel in Zürich haben eröffnet. «Investoren sind guten Mutes», betont von Moos. Nachhaltigkeit in Bezug auf Food Waste, regionalen Produktebezug und soziales Engagement sei ein entscheidender Faktor. «Gäste legen Wert darauf. Es ist unser Bestreben, ein einheitliches Nachhaltigkeits-Label zu schaffen und besser zu kommunizieren.» Es sei an der Zeit, die Krise hinter sich zu lassen und nach vorne zu blicken. «Auf uns wartet ein Marathon. Wir sind gerüstet.»

Weitere Informationen: www.zuerich.com/nachhaltigkeit

Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

 

 

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