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Verursacht dank Fassadenertüchtigung und Photovoltaik-Anlage weniger CO₂ Emissionen: Amtshaus Helvetiaplatz. Bild: PD

Erneuern oder ersetzen?

Von: Sacha Beuth

22. November 2022

Um ihr Netto-Null-Ziel zu erreichen, will die Stadt Zürich auch beim Bauen den CO₂-Ausstoss reduzieren. Sparpotenzial gibt es nicht nur beim Betrieb, sondern wegen der indirekten (grauen) Emissionen auch bei der Erstellung eines Gebäudes. Ein Lösungsansatz ist, statt neuer möglichst bestehende Materialien wieder zu verwenden. Doch manchmal ist ein Neubau auch effizienter als eine Sanierung.

Dass beim Betrieb eines Gebäudes – vorab beim Heizen mit fossilen Energieträgern – CO₂-Emissionen entstehen, ist hinlänglich bekannt. Weit weniger Personen dürften Kenntnis davon haben, dass es neben diesen direkten Emissionen beim Bau oder der Instandhaltung eines Gebäudes auch indirekten Treibhausgas-Ausstoss gibt. Dieser entsteht etwa bei der Produktion und dem Transport von Baumaterialien und wird graue Emission genannt. Um aber die vorgegebenen Klimaziele (Netto-Null bis 2035 bei der Stadtverwaltung beziehungsweise bis 2040 für die ganze Stadt Zürich) zu erreichen, müssen sowohl direkte wie graue Emissionen reduziert werden. In einem Gespräch am Montag zum Thema «Nachhaltiges Planen, Bauen, Bewirtschaften» gab die Stadt Zürich Auskunft, wie man dies bewerkstelligen will.

Laut dem Amt für Hochbauten kann beim (zukünftigen) Betrieb eines Gebäudes der CO₂-Ausstoss durch sparsamere und effizientere Technik sowie durch Bezug von 100 Prozent erneuerbarer Energie direkt am Standort gesenkt werden. Die Verringerung der grauen Emissionen beim Gebäudebau führt dagegen über die Reduktion der Materialmenge, eine lange Nutzungsdauer und die Wahl klimaoptimierter Materialien. Recycling werde ebenfalls grossgeschrieben. Dies betreffe nicht nur einzelne Materialien wie etwa den eigens hergestellten Recyclingbeton aus CO₂-reduziertem Zement, sondern auch ganze Bauteile, die wieder verwendet würden.

Effizientere Nutzung

Doch nicht immer ist eine Sanierung bezüglich Netto-Null-Ziel besser als ein Neubau. Vielmehr muss jedes Projekt einzeln beurteilt werden. Manchmal sei laut Liegenschaften Zürich die vorhandene Bausubstanz zu schlecht oder es würden tiefe, unverhältnismässige Eingriffe erforderlich. Und manchmal ergäbe sich mit einem Ersatzneubau eine grössere Anzahl Personen pro Quadratmeter Geschossfläche – also mehr Effizienz – als mit einem bestehenden Bau. Denn Liegenschaften Zürich sei nicht nur der Nachhaltigkeit, sondern auch einem Wachstumsauftrag verpflichtet, der vorsieht, die Anzahl gemeinnütziger Wohnungen massiv zu erhöhen. Ein Problem ist zudem, dass sich gegenwärtig indirekte Treibhausgasemissionen beim Bauen und Gebäudeunterhalt nicht vollständig vermeiden lassen. Darum strebt die Stadtverwaltung bei den grauen Emissionen nicht Netto Null, sondern bis 2035 ein Minus von 30 Prozent gegenüber 1990 an.

Bei Immobilien Stadt Zürich nutzt man in den öffentlichen Gebäuden ebenfalls fleissig die Möglichkeiten, direkte und indirekte Emissionen zu reduzieren. Etwa mit dem Austausch von Papiertuchspendern gegen Kaltlufthändetrocknern in den WCs. Oder mit dem Anbringen von Photovoltaikanlagen (wie etwa beim Amtshaus Helvetiaplatz). Insgesamt aber ist der Handlungsspielraum der Behörden eingeschränkt. Nur rund 5000 der ungefähr 50 000 Liegenschaften in Zürich sind in städtischem Besitz. Die Nutzung von fossilen Energien fürs Heizen geht zwar nach dem Volks-Ja zum kantonalen Energiegesetz ihrem Ende entgegen. Um die privaten Liegenschaftenbesitzer zur Reduktion der grauen Emissionen zu zwingen, fehlen jedoch mehrheitlich die gesetzlichen Bestimmungen.

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