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Ballongas-Flaschen und Gaszylinder für Wassersprudler werden aus Unwissen oder Faulheit oft mit dem Karton entsorgt. Unter Druck stehende Behälter können jedoch brennen, explodieren und Anlagen beschädigen. Bilder: PD

Explosive Entsorgung

Von: Ginger Hebel

19. Oktober 2021

Ärgernis Vermehrt landen leere Kohlensäure-Zylinder und Gasflaschen im Kehricht und in der Kartonsammlung. Die Flaschen brennen ab, beschädigen Anlagen und können explodieren. Experten mahnen zur Vorsicht. Von Ginger Hebel

Heimlich, in Nacht- und Nebelaktionen, häufig aber auch offensichtlich und teils unwissentlich, werden sie bei den Wertstoff-Sammelstellen entsorgt: Bügeleisen in Glascontainern, Kartonschachteln, Wassersprudler und Gasflaschen. «Wir beobachten, dass diese Flaschen via Kartonsammlung in den Papierfabriken landen», sagt Beat Kneubühler, Geschäftsführer Verein Recycling Papier und Karton. Auch in Presscontainern tauchen bei Recyc­ling-Spezialisten und Altmetallhändlern in letzter Zeit immer wieder Gaszylinder auf. «Eine falsch entsorgte Gasflasche blockiert die beweglichen Teile in der Stoffauflösung, dies führt zu grossen Schäden an den Anlagen. Im schlimmsten Fall explodieren solche Flaschen und gefährden damit die Mitarbeitenden», sagt Kneubühler. Dass die Flaschen böswillig mit dem Karton entsorgt werden, glaubt er nicht. «Es mag aus Unwissenheit geschehen, weil viele Leute wohl gar nicht wissen, wie man diese Flaschen korrekt entsorgt.»

Sortenreinheit ist zentral

Gemäss ERZ Entsorgung + Recyc­ling Zürich können Gasflaschen und CO₂-Zylinder in der Regel beim Hersteller oder bei der Verkaufsstelle getauscht oder entsorgt werden. «Ist dies nicht möglich, gehören solche Behälter in den Sonderabfall», sagt ERZ-Sprecher Tobias Nussbaum. Die kantonale Sonderabfall-Sammelstelle befindet sich im Hagenholz. Zudem ist das Sonderabfall-Mobil gemäss Fahrplan in allen Stadtquartieren unterwegs.Sortenreinheit ist beim Recycling zentral. «Je höher der Reinheitsgrad des gesammelten Wertstoffs, desto besser kann er weiterverarbeitet werden. Das gilt für Glas (nach Farben sortiert), Metall und Elektrogeräte genauso wie für Bioabfall, Papier und Karton», erklärt Nussbaum. Falsches Entsorgen führe zu einem höheren Sortieraufwand. «Ist der Fremdstoffanteil zu hoch, müssen unter Umständen ganze Containerladungen verbrannt werden.»

Auch Fremdstoffe im Bioabfall wie Plastiksäcke und andere Kunststoffabfälle sind ein Problem. «Nach der Vergärung entsteht aus dem Bioabfall Kompost, der als Dünger auf Feldern und in Gärten ausgetragen wird. So können Fremdstoffe in die Natur gelangen», erklärt Nussbaum. ERZ zeigt illegale Entsorgungen an. «Grundsätzlich entsorgen Zürcherinnen und Zürcher aber vorbildlich.» Auch Patrik Geisselhardt, Geschäftsführer Swiss Recycling mit Sitz in Zürich, betont: «Fehlwürfe im Grüngut sind oft ein Thema». Insgesamt sei die Fehlwurfquote schweizweit jedoch auf einem guten Niveau. «Aber jeder Fehlwurf ist im Prinzip einer zu viel, da er Mehrkosten und Minderqualität verursacht.» Mit der neuen Bünzli-Kampagne möchten sie besonders die junge Generation (20 bis 35 Jahre) erreichen und zum Separatsammeln animieren.

Aufklärung entscheidend

Für den Zürcher ETH-Umweltpsychologen Ralph Hansmann ist Aufklärungsarbeit in Bezug auf Falschentsorgung entscheidend, speziell im Hinblick auf CO₂-Zylinder und Gasflaschen im Karton. «Natürlich ist jedem klar, dass diese Fraktionen dort nicht hineingehören. Dass aber Schäden an den Anlagen daraus resultieren können oder es auch zu Explosionen kommen kann, das ist vermutlich vielen Personen nicht bekannt.» Falsches Entsorgen hat in den Augen von Beat Kneubühler oft auch mit Bequemlichkeit zu tun. Ein schönes Beispiel sei der Pizzakarton, der oft mit dem Karton entsorgt werde. Dort gehöre er aber nicht hin, weil Lebensmittelreste und Fett- beziehungsweise Ölrückstände im Recyclingprozess zu grossen Problemen führen. «Es ist aber einfacher, eine Pizzaschachtel via Kartonsammlung zu entsorgen, als diese auseinanderzuschneiden und in den Kehricht zu geben.» Regelmässig finden sie Pizzakartons in den Sammlungen, manchmal mit ganzen Pizzen im Innern. «Dies führt auf den Lagerstellen der Papierfabriken und auf den Recyclinghöfen zu Rattenplagen.»

Weitere Informationen:

www.erz.ch/wertstoffsammelstelle

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

 

 

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