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Fabian Fry bringt frischen Wind auf Zürichs Hausberg

Von: Ginger Hebel

01. Juli 2022

Nach 40 Jahren hat sich Uto-Kulm-Besitzer Giusep Fry von der Front zurückgezogen und die Leitung seinem Sohn übergeben. Der 25-jährige Fabian Fry führt das Traditionshaus auf dem Uetliberg in die Zukunft. Er will eine jüngere Klientel anlocken und Emotionen bieten. 

Fabian Fry trägt Blumenstöcke und Pflanzen auf die Terrasse, verschiebt die Lounge und die Liegestühle, putzt die Tische im musegarden (geöffnet bis 28. August). Er legt grössten Wert auf Ambiance und eine schöne Gestaltung. «Ich habe eine Liebe fürs Detail», sagt der 25-Jährige. Auf der Terrasse des Hotels und Restaurants Uto Kulm auf dem Uetliberg können Gäste diesen Sommer inmitten von Blumen, Pflanzen und Musik verweilen, essen und trinken. Das Sommer-pop-up war Fabian Frys Idee, genau wie der Winterzauber während der Pandemie und danach. «Die Leute geniessen es, draussen zu sein. Seit Corona erst recht.»

Der 25-Jährige hat die Führung des Uto Kulm übernommen und tritt in die Fussstapfen seines Vaters Giusep Fry. 40 Jahre lang wirtete der umtriebige Patron zusammen mit seiner Frau auf Zürichs Hausberg. 1999 konnte er das Haus kaufen und mit viel Leidenschaft und Innovationskraft erweitern. Das Uto Kulm war sein Lebens- und Herzensprojekt. Jetzt hat er es seinem Sohn anvertraut. «Die Übernahme bedeutet für mich natürlich eine grosse Herausforderung und Verantwortung. Ich bin meinem Vater sehr dankbar, dass er mir dieses Vertrauen entgegenbringt.» Fabian hat die Kindheit auf dem Uetliberg verbracht. Damals bewohnten die Frys eine Wohnung im Uto Kulm, bevor sie nach Uitikon zogen. Er erinnert sich noch genau, wie er mit seiner drei Jahre älteren Schwester auf dem Berg spielte, umgeben von grünen Wäldern und frischer Luft. Die Köche, die schon damals die Gäste verwöhnten, erinnern sich, wie Fabian als kleiner Bub durch die Gänge wirbelte und Guetsli ass. «Ich weiss noch, wie Kumar immer zu mir sagte: Du heute kleiner Chef, morgen grosser Chef». Heute, mit 25 Jahren, ist er da, wo er immer hinwollte. Auf dem Berg. An der Spitze.

Nach der Lehre zum Hotelkaufmann im Park Hyatt Zürich zog es ihn nach Dubai, wo er in der internationalen Luxus-Hotellerie Erfahrungen sammelte, bevor er 2019 nach Zürich zurückkehrte und im Uto Kulm als Vizedirektor einstieg. «Ich rate allen: geht ins Ausland, wenn ihr die Möglichkeit dazu habt. Es sind wertvolle Erfahrungen, die euch niemand nehmen kann.»

Gegendwind aushalten

Uto-Kulm-Sprecher Benjamin Styger bewundert seinen Chef für dessen Tatendrang. «Wenn der 25-jährige Sohn vom Vater in den Betrieb kommt und oben einsteigt, ist das eine fast unlösbare Aufgabe. Die Wahrscheinlichkeit, dass es gut kommt, liegt im Promillebereich. Dass er jetzt diese Möglichkeit erhält, liegt nicht an seinem Namen, sondern vor allem an seinen Fähigkeiten und seinem Leistungsausweis. Er hat die ganze Belegschaft hinter sich.»

Fabian pflegt einen kollegialen Umgang mit den rund 80 Angestellten, Hierarchie-Denken liegt ihm fern. «In dieser Beziehung bin ich lockerer als mein Vater.» Ihm sei es aber wichtig, dass die Menschen in seinem Umfeld eine Meinung haben und für diese einstehen. «Nur so können wir voneinander lernen und etwas bewegen.» Giusep Fry sorgte immer wieder mit unkonventionellen Aktionen und Zoff mit den Behörden für Schlagzeilen. Ein neuer Kiosk, der am Ende wieder abgebrochen werden musste. An- und Ausbauten, für die er wegen fehlender Bewilligungen mit dem Umweltschutz und dem Gesetz in Konflikt geriet. Fabian Fry weiss, dass auch er Gegenwind spüren wird. «Es gibt immer Leute, die sich dagegenstellen, wenn man etwas erreichen will. Das ist normal und geht anderen genauso.» Kopfzerbrechen bereitet ihm viel eher der Fachkräftemangel, obschon er auf langjährige Mitarbeitende zählen kann. «Gutes und loyales Personal zu finden, ist schwieriger denn je.» Während der Krise haben viele der Branche den Rücken gekehrt. «Wichtiger als die Ausbildung ist heute der Wille und die Freude an der Arbeit. Das spürt auch der Gast», betont Fabian Fry.

Die Gästeschar ist bunt durchmischt; Geschäftsleute, Hochzeitsgesellschaften, Bankette, Wanderer, Paare. «Der Zürcher Hausberg ist für alle da», sagt Fabian Fry. «Das Uto Kulm hat Tradition, diese möchte ich bewahren und mit Neuem ergänzen.» Giusep Fry zieht sich zurück von der Front und beschränkt sich auf die Funktion des Verwaltungsratspräsidenten. Vater und Sohn tauschen sich weiterhin rege aus und besprechen das Strategische. «Wir telefonieren jeden Morgen um acht Uhr miteinander», sagt Fabian. Er pflegt einen engen Kontakt zu seinen getrennt lebenden Eltern. Seine Mutter führt er meistens am Sonntag zum Essen aus. «Dieser Austausch ist mir sehr wichtig.» Fabian geht derzeit als Single durchs Leben. «Wenn ich mich auf eine Beziehung einlasse, dann muss ich mir etwas Langfristiges vorstellen können.»

Jüngere Klientel anlocken

Fabian Fry will sich voll und ganz aufs Uto Kulm konzentrieren. Aus diesem Grund wird das zur Uto Kulm AG gehörende Pflanzenparadies Giardino Verde in Uitikon Ende Jahr eingestellt. Im Mai wurde bereits das Restaurant Gmüetliberg verpachtet, umgebaut und als Hillz eröffnet. Immer wieder machen Verkaufsgerüchte um das Uto Kulm die Runde. Stadtrat Daniel Leupi sagt auf Anfrage: «Ja, die Stadt ist nach wie vor an einem Kauf interessiert. Der Uetliberg ist der Hausberg von Zürich, beliebt auch als Ausflugs- und Erholungsort bei der Bevölkerung. Für die Stadt gäbe ein allfälliger Kauf die Möglichkeit, eine Liegenschaft/Gastrobetrieb zu sichern, damit diese auch weiterhin für die ganze Bevölkerung offen bleibt.»

Fabian Fry hat dazu eine dezidierte Meinung. «Einen Verkauf schliessen wir grundsätzlich nicht aus, was aber nicht bedeutet, dass wir ihn aktiv anstreben. Es ist derzeit alles gut, wie es ist.» Planen lasse sich in der heutigen turbulenten Zeit ohnehin nicht mehr viel. Corona, Krieg. «Niemand weiss, was die Zukunft bringt.» Er will die jüngeren Gäste auf den Berg locken. Gelingen soll dies mit diversen Konzepten und Events wie dem Winterzauber, musegarden, sowie Tavolata & Dance am 16. Juli mit Holzkohle-Grill und DJ, Yoga zum Sonnenaufgang, Bootcamps und Abseilen am 72 Meter hohen Aussichtsturm. «Die Menschen wollen Emotionen. Wir bieten ihnen Erlebnisse, die sie unten in der Stadt mit diesem Ausblick nicht finden.»

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

 

 

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