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Vom Au Premier über das Stauffacher Tor (Bild) bis zum Zeughaushof: Bei vielen Restaurants in Zürich ist am Sonntag Ruhetag. Bild: SB

Freitags Weltstadt, sonntags Gastrowüste

Von: Sacha Beuth

20. November 2018

Wer an einem Sonntag in Zürich auswärts essen will, hat ein Problem. Denn viele Gaststätten haben an diesem Tag geschlossen. Laut Gastroexperten ist der Grund meist die fehlende Nachfrage. Und doch kann auch ein Sonntagsbetrieb rentabel sein.

Ausgefallene Bars, exquisite Hotels und ein vielfältiges gastronomisches Angebot – so sehen viele Zürcherinnen und Zürcher ihre Stadt und erkennen darin auch gerne den Glanz einer Weltmetropole. Für Personen, die sich unter der Woche und am Samstag in der Stadt bewegen, treffen diese Aspekte auch zu. Wer aber an einem Sonntag ein Zürcher Restaurant aufsuchen möchte, steht meist vor verschlossener Tür. Wie Recherchen des «Tagblatts» ergaben, haben rund zwei Drittel der städtischen Gastrobetriebe (Fast-Food-Betriebe nicht eingerechnet) dann geschlossen. Auch oder sogar gerade in der touristisch stark frequentierten Innenstadt.

Der Umstand ist auch Ernst Bachmann, Präsident von Gastro Zürich und Pächter des Restaurants Muggenbühl, bekannt. «Allerdings muss ich hier relativieren. Richtig viele Touristen hat es in der Innenstadt nur bei schönem Wetter. Die meisten davon sind jedoch in geführten Gruppen unterwegs, die das Mittag- oder Abendessen ausserhalb der Stadt oder im Hotel einnehmen.» An kühl-regnerischen Tagen sei das Zentrum von Zürich praktisch ausgestorben. Es mache also durchaus Sinn, wenn die dort ansässigen Betriebe am Sonntag geschlossen hätten. Und für grossen Ärger bei den Touristen scheint der Umstand auch nicht zu sorgen. Laut Zürich Tourismus würden keine Klagen wegen fehlender Öffnungszeiten am Sonntag vorliegen.

Doch was ist mit den einheimischen Gästen? «Die Geschäftskunden, die unter der Woche auswärts essen, bleiben am Wochenende lieber zu Hause. Und die Familien zieht es dann mehrheitlich in die Ausflugslokale ausserhalb der Stadt», erklärt Bachmann.

Aber eben nicht nur. «Wer es richtig macht, kann am Sonntag durchaus auch in Zürich rentabel wirten. Darum habe ich auch am Sonntag offen. Es ist sogar einer meiner stärksten Tage.» Als Gründe nennt der Gastronom sein auf Familien ausgerichtetes Angebot, die Möglichkeit eines Gartenbetriebs im Sommer, die Lage des Restaurants sowie sein Engagement. «Das Ganze ist kein Selbstläufer, sondern muss geduldig aufgebaut und über Jahre gepflegt werden.»

Sonntagsbetrieb erhöht Kosten

Meta Hiltebrand, TV-Köchin und Geschäftsführerin des Le Chef, sieht das ähnlich: «Ein Sonntagsbetrieb kann klappen, wenn die Komponenten stimmen.» Dazu zählten eine Lage in der Nähe von Sehenswürdigkeiten oder Freizeitattraktionen sowie ein guter ÖV-Anschluss und mehrheitstaugliche Menüs. «Vor allem aber musst du ihn dir als Unternehmer leisten können. Hat man sieben Tage die Woche geöffnet, braucht man mehr Personal. Die dadurch entstehenden höheren Kosten schlagen sich natürlich in den Preisen nieder. Weil die Leute aber generell preissensibler geworden sind, essen viele lieber im günstigeren Umland.» Last, but not least würden auch soziale Überlegungen gegen einen Sonntagsbetrieb sprechen. «Wirte und Servicepersonal haben ohnehin schon undankbare und meist zusätzlich noch sehr lange Arbeitszeiten. Auch sie verdienen ein geregeltes Familienleben und sollen sich, wie die Mehrzahl der Berufstätigen, am Sonntag im Kreise ihrer Angehörigen erholen dürfen.»

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