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Freude herrscht! In ihrem bislang letzten Challenge-League-Spiel der Saison Ende Februar bezwangen die Grass­hoppers den FC Schaffhausen auswärts mit 3:0. Können sie unter den neuen Besitzern an alte Erfolge anknüpfen und wieder in die Super League zurückkehren? Bild: GC / Roger Albrecht, Sportpresse

GC: «Seelenverkauf» für die Auferstehung?

Von: Sacha Beuth

20. April 2020

FUSSBALL Dass der Zürcher Traditionsverein von Chinesen übernommen wurde, kommt nicht überall gut an. Doch zwei ehemalige GC-Verantwortliche haben nebst Kritik auch Verständnis für den Deal.

Als am Gründonnerstag bekannt wurde, dass die milliardenschwere Chinesin Jenny Wang Jinyuan 90 Prozent der Aktien des Grasshopper Club Zürich übernimmt, kam dies einer Sensation gleich. Denn nicht wenige fragen sich, ob eine Kunstsammlerin und ehemalige Nachrichtensprecherin die Richtige ist, um GC wieder zurück an die nationale Spitze zu führen.

Insbesondere in den Fankreisen sind die Zweifel gross. Auch der Umstand, dass Wangs Ehemann 2015 den damaligen englischen Zweitligisten Wolverhampton Wanderers geangelt und zu einem Top Premier League Club geformt hatte und nun eine einmalige Joint-Venture-Möglichkeit zwischen GC und Wolverhampton besteht, sorgte nicht für Beruhigung. Vielmehr war und ist unter den Anhängern immer noch davon die Rede, dass GC seine «Seele» an die Chinesen verkauft hätte. Und auch der massive personelle Umbau in der Führungsetage des Schweizer Traditionsklubs sorgte für Fragezeichen.

Einer der Ersten, die ihr Büro räumen mussten, war Sportchef Fredy Bickel. «Im Fussball muss man zwar immer mit allem rechnen, trotzdem kam der Entscheid für mich relativ unerwartet. Zumal man mir noch wenige Tage zuvor gesagt hatte, wie wichtig ich für den Verein sei. Ich denke, ich hätte eine Chance verdient. Vor allem aber hätte ich mir ein vorgängiges Gespräch verdient.» Zudem findet der 54-Jährige, dass ein Verkauf nicht zwingend nötig gewesen wäre. «Zusammen mit Verwaltungsrat Andras Gurovits habe ich das Budget für nächste Saison auf ein Defizit von gut drei Millionen Franken runterschrauben können. Einen Fehlbetrag, den wir vielleicht auch zusammen und innerhalb des grossen GC-Umfeldes hätten generieren können.»

Andererseits betont Bickel aber auch, dass er Verständnis habe, dass die vorgängigen Eigentümer, Stephan Anliker und Peter Stüber genug davon hatten, in der Not immer finanziell einspringen zu müssen. «Aus finanzieller Hinsicht kann der Verkauf, insbesondere in dieser schwierigen Zeit, durchaus nachvollzogen werden. Zumal der Käufer eine derart potente Persönlichkeit mit einem riesigen Netzwerk ist. Emotional betrachtet ist es aber erdrückend, dass ein solch grosser, traditionsreicher Klub nach rund 124 Jahren nicht mehr in Zürcher oder zumindest Schweizer Händen ist. Vor allem, weil er nun in ein System eingebunden wird und somit nicht mehr eigenständig ist.»

Stabilität ist gefordert

Das bedauert auch Reinhard Fromm, ehemaliger Vize-Präsident und Hauptsponsor der Grasshoppers. «Aber es bringt jetzt nichts, über die Chinesen zu jammern. Sie verdienen eine Chance. Meine Hoffnung ist, dass sie das nötige Kapital und vor allem die nötige Geduld mitbringen, um GC nicht nur die sportliche und finanzielle Auferstehung zu ermöglichen, sondern auch endlich für Stabilität sorgen.» Stabile Verhältnisse seien das Wichtigste, was der Klub jetzt brauche, wichtiger als der direkte Wiederaufstieg. Direkt dahinter folge die Pflege der Juniorenabteilungen. «Man muss unbedingt dafür sorgen, dass die guten Junioren länger beim Klub bleiben und ins Fanionteam integriert werden können, statt sie wie bisher zu verkaufen, um Löcher zu stopfen.»

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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