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Geglückte Begegnung

Von: Ginger Hebel

09. Februar 2021

Namensforschung: Wenn er sich vorstellt, lächeln viele Menschen freudig. Der Zürcher Ben Glück verbreitet mit seinem Namen eine positive Stimmung. 

Ob Hässig, Pech oder Angst: Der Name lässt sich nicht aussuchen. Und nicht immer sind die Reaktionen darauf positiv. Wer jedoch Bekanntschaft mit einer Person namens Glück schliesst, wird automatisch ein gutes Gefühl empfinden und wahrscheinlich auch freudig lächeln. Wie Statistik Stadt Zürich auf Anfrage mitteilt, wohnten per Ende 2019 sieben Personen namens Glück in der Stadt Zürich.

Einer davon ist der 41-jährige Ben Glück. Er wird immer mal wieder auf seinen Nachnamen angesprochen. «Was für ein schöner Name!» oder «Sie haben echt Glück mit Ihrem Namen», lauten die Kommentare. Ab und zu würden aber auch unnötige Sprüche fallen wie «Ach Herr Glück, dann können Sie uns ja beglücken». Er hat zwei Brüder und zwei Schwestern, «sie haben den Namen nach der Heirat abgelegt. Doch sie sind ausgesprochen sonnige Gemüter», erzählt Ben Glück.

 

Beruflich ist er bestrebt, Kunden glücklich zu machen. Der studierte Philosoph und Sprachwissenschaftler arbeitete früher unter anderem als archäologischer Tourguide im Vatikan in Rom. Heute ist er Abteilungsleiter Projektmanagement in der Textagentur und im Übersetzungsbüro Supertext.

Namen zur Identifikation

Bei Glück handelt es sich um einen um circa 1900 aus Deutschland eingebürgerten Namen, der vor allem in Süddeutschland und Hessen verbreitet ist. «Das Interessanteste am Familiennamen Glück ist, dass er als eigentlich abstrakter Begriff offenbar problemlos in der spätmittelalterlichen Gesellschaft als Name taugen konnte», sagt Namensexperte Martin Graf. Das Team des Schweizerdeutschen Wörterbuchs Idiotikon erklärt jeden Dienstagmorgen und Donnerstagabend im Schweizer Radio SRF 1 den Ursprung und die Herkunft von Familiennamen. Personifizierte Abstrakta seien den Leuten früher offenbar recht vertraut gewesen, was auch Namen wie Kummer, Sorg, Zorn, Zweifel, Angst und Freud zeigen. «Es sind Dinge, die wir heute mit Gemütszuständen, Stimmungen und Charaktereigenschaften in Verbindung bringen», erläutert Graf.

Doch verpflichtet der Name Glück zum Glücklichsein? «Nein», sagt Martin Graf. Namen seien im Grunde nichts weiter als lautliche Etiketten. «Grundsätzlich dient der Name dazu, eine Person eindeutig zu identifizieren und zu individualisieren.» Martin Graf kennt beispielsweise Personen, die Hässig heissen. «Sie sind durchaus freundlich.» Deren Name ziehe zwar bei einem ersten Kontakt mit anderen Leuten immer Aufmerksamkeit auf sich. «Hässig wirkt aber eher als Marke und nicht als Abschreckung.» Die Bedeutung des Namens spiele bereits seit über 500 Jahren keine Rolle mehr. Für Ben Glück sei sein Name im Grunde ein Name wie jeder andere auch. «Ich habe deswegen keine besonderen Glücksgefühle.» Grundsätzlich sei er jedoch ein durchaus positiv gestimmter Mensch.

Weitere Informationen: www.idiotikon.ch

Persönlicher Glücksmoment:

Dem Regen zu lauschen, ihn zu riechen, und seine lebensspendende Gewalt in der Natur zu sehen, erfüllt mich mit Ehrfurcht und Freude. Mein täglicher, kleiner Glücksmoment ist es aber auch, wenn ich morgens unter der Dusche stehe und das Wasser geniesse.
Ben Glück, Philosoph

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