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Eine Fahne, zwei Parteien: Die Wahlen in den USA bewegten auch die in Zürich lebenden Amerikanerinnen und Amerikaner. Bild: PD

Gemeinsame Hoffnung auf ein wiedervereintes Amerika

Von: Sacha Beuth

10. November 2020

US-WAHLEN Trump oder Biden? Mit dieser Frage hatten sich auch die in Zürich ansässigen Amerikanerinnen und Amerikaner auseinanderzusetzen. Alexandra Dufresne, überzeugte Demokratin, und Tim Blaisdell, der für die Republikaner stimmte, erzählen von ihren Gedanken, Gefühlen und Erlebnissen rund um die Wahl.

Rund 2500 US-Amerikanerinnen und Amerikaner wohnen in Zürich. Hinzukommen Hunderte, die ausserhalb der Stadt wohnen, aber in einem der hiesigen Unternehmen tätig sind. Und alle beschäftigte die letzten Wochen nur ein Thema: die Präsidentschaftswahlen in ihrem Heimatland. Im «Tagblatt» schildern Alexandra Dufresne, Wählerin der Demokraten, und Tim Blaisdell, ein Unterstützer der Republikaner, was sie dabei erlebten.

Alexandra Dufresne (47) ist Anwältin für amerikanisches Recht, stammt aus Atlanta, Georgia, und lebt seit 4 Jahren in Zürich:

«Ich hatte bereits im September brieflich gewählt, war aber beunruhigt, ob die Wahlunterlagen wegen der Covid-19-Pandemie rechtzeitig in Connecticut, meinem letzten Wohnsitz in den USA, eintreffen würden. Also habe ich den zuständigen Behörden eine E-Mail geschrieben und mir den Eingang bestätigen lassen. Während die Mehrzahl meiner Bekannten in der Schweiz und in Connecticut wie ich für die Demokraten sind, sind einige Familienmitglieder, die in den Südstaaten der USA leben, Trump-Unterstützer. Letzteres hat Gräben aufgeworfen, weshalb bei Familientreffen das Thema Politik auf der Seite gelassen wurde. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass meine Schweizer Kollegen immer sehr respektvoll mit mir über die Wahl sprachen, da sie verstehen, dass der Rechtspopulismus eine Bedrohung für viele Länder darstellt, nicht nur die USA. Am Wahltag war ich sehr nervös. Ich wusste zwar, dass die Republikaner anfangs in vielen Staaten in Führung gehen würden, weil deren Anhänger eher in den Wahllokalen abstimmten, während viele Demokraten wegen Corona die Briefwahl bevorzugten. Und die Stimmzettel aus den Wahllokalen sind meist schneller ausgezählt als die Stimmen aus den Briefen. Trotz dieses Wissens habe ich gezittert, checkte alle zehn Minuten am Computer die Medienseiten auf die neusten Resultate und war erst beruhigt, als CNN vermeldete, dass Pennsylvania an Biden geht. Auf diesen warten nun schwere Aufgaben. Er muss eine Strategie zur Bekämpfung von Covid-19 entwickeln, die Wirtschaft wieder in Gang bringen und die Probleme um Klimawandel und systematischen Rassismus lösen. Ausserdem wünsche ich mir von ihm eine humanitäre Flüchtlingspolitik und dass er das Land, das Trump tief gespalten hat, wieder vereint.»

Tim Blaisdell (60) war lange in der Reisebranche tätig und bezieht nun IV. Er stammt aus Philadelphia, Pennsylvania, und lebt seit 30 Jahren in der Schweiz:

«Wie vor vier Jahren habe ich auch dieses Mal wieder brieflich für Donald Trump gestimmt. Mich hat beeindruckt, dass er sein Programm, seine Ideen durchzieht, während es anderen Politikern – egal, ob Demokraten oder Republikaner – meist nur darum geht, dafür zu sorgen, dass sie ihren Posten behalten und wiedergewählt werden. Selbst eine Bekannte von mir, die eingefleischte Demokratin ist, musste dies zugeben. Ausserdem hat Trump auch wirtschaftlich überzeugt. In meiner Familie – mein Bruder ist Biden-Fan – und in meinem Freundes- und Bekanntenkreis haben wir im Vorfeld der Wahlen intensiv diskutiert. Böses Blut gab es deswegen aber nie. Obwohl ich wusste, dass es ein knappes Rennen werden würde, war ich im Vorfeld der Wahlen doch sehr optimistisch, dass es Trump am Schluss reichen würde. Die Wahl selbst habe ich am TV verfolgt und dabei mit meinen Freunden geskypt. So richtig spannend wurde es für mich, als nur noch 6 oder 7 Staaten nicht ausgezählt waren. Da war ich mir sicher, dass Pennsylvania die Entscheidung bringen wird. So kam es dann auch. Zu meiner Enttäuschung zuungunsten der Republikaner. Doch jetzt gilt es, nach vorne zu schauen und zu hoffen, dass Demokraten und Republikaner den Disput hinter sich lassen und sich gemeinsam dafür einsetzen, Amerika wieder zu einen und weiter voranzubringen.»

 

 

 

Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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