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Sind Vereine heute bei Jugendlichen wirklich «out»? Zumindest für Sportvereine gilt das nicht. Im Bild: Der Sportverein Seebach 1919. Bild: SVS

"Generation Z": Vereine sind uncool

Von: Jan Strobel

11. Oktober 2016

Der aktuelle Jugendbarometer der Credit Suisse kommt unter anderem zum Schluss: Vereine sind bei Jugendlichen «out». Doch zumindest die Sportvereine können das nicht bestätigen.

«Generation Z», «Generation Stress», «Tech-Generation», «Digital Natives»: Wie die Generation der nach dem Jahr 2000 Geborenen genau zu benennen ist, darüber herrscht offensichtlich Uneinigkeit. Einigkeit besteht allerdings darin, was bei den 16- oder 15-Jährigen «in» bzw. «out» ist, glaubt man dem aktuellen Jugendbarometer der Credit Suisse. Der legt nahe, dass beispielsweise Facebook, TV oder Parteien «out» sind.

Absolut uncool seien aber auch Vereine, kommt die Studie zum Schluss. Gehörte früher eine Mitgliedschaft zum guten Ton und galten allgemein Vereine als Stützen der Gesellschaft, scheinen die Jugendlichen darüber nur noch müde zu lächeln. «Vereine müssen sich heute sehr bemühen, wenn sie die Jugend erreichen wollen», bestätigt FDP-Gemeinderat Roger Tognella den Befund des Jugendbarometers. Tognella selbst ist Präsident des Musikvereins Harmonie Altstetten. Von den 53 aktiven Mitgliedern spielen dort zurzeit fünf Jugendliche als Aushilfe mit.

«Das Problem ist, dass sich viele Jugendliche nicht mehr verpflichten wollen», ist Tognella überzeugt. Das liege zum einen an der Belastung in der Ausbildung, andererseits aber auch am Überangebot an Freizeitmöglichkeiten. «In meiner Jugend waren Vereine oft die einzige Möglichkeit, seine Freizeit zu gestalten, und das Leben in den Quartieren war noch nicht so anonym wie heute.» Ein Verein brauche heute  ein klares Ziel, wie es Fussball- oder Handballvereine böten. «Da geht es um den ganz persönlichen  Einsatz, um Inszenierung, um den Sieg bei Turnieren, vielleicht auch um den Traum einer Sportkarriere.»

Tatsächlich scheinen Sportvereine nicht mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen. Mauri Capuzzo ist Präsident des polysportiven Sport-Clubs Zürich-Affoltern. Er sagt: «Wir haben derzeit 250 Mitglieder, und unsere Hallen sind immer voll.» Die Jugendlichen hielten dem Verein meistens die Treue. «Sie steigen irgendwann aus, machen eine Ausbildung, kommen dann aber mit Mitte zwanzig wieder zurück», so Capuzzo. Das Entscheidende sei das Image. Ein Jugendlicher wolle keine starren Regeln und Zeitpläne mehr. Er brauche ständig Inputs und vor allem Spass in der Gruppe, mit Gleichaltrigen.
Christian Relly, Präsident der Quartierkonferenz, die die gemeinsamen Interessen der Quartiervereine vertritt, findet, das Thema der Nachwuchsprobleme bei Vereinen sei «eine Binsenwahrheit». Der CS-Bericht liefere dazu keine neuen Erkenntnisse.  «Der Beitritt zu einem lokalen Verein erfolgt ja meist dann, wenn sich jemand längere Zeit an einem Ort einrichtet. Häufig geht das parallel mit der Gründung einer Familie einher.»

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