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Damit der Grabschmuck nicht verdorrt, werden Gräber, wie hier auf dem Friedhof Sihlfeld, bewässert. Bild: SB

Grünanlagen in Not

Von: Sacha Beuth

24. Juli 2018

Die anhaltende Trockenheit sorgt auch in der Stadt Zürich für Probleme. ­Während Grün Stadt Zürich versucht, langfristige Schäden in den Grünanlagen zu vermeiden, warnt die kantonale Baudirektion vor erheblicher Gefahr bei Feuern im Freien.

Das Wasser in Freibad und See ist so warm wie das in der Badewanne, die Tage sind meist sonnig, und abends kann man bis tief in die Nacht im Freien sitzen, ohne nass zu werden – für die meisten Bewohner Zürichs könnte der Sommer 2018 nicht besser sein. Trotzdem ist nicht alles eitel Sonnenschein. Etwa bezüglich Pflanzenwuchs. An immer mehr Stellen weicht das satte Grün einem unansehnlichen Braun. So sind denn auch Bewässerungsaufgaben in der Prioritätenliste der Mitarbeitenden von Grün Stadt Zürich weit nach oben gerückt.

Dabei wird gezielt vorgegangen. «Bei der Pflege der Anlagen geht es darum, dass die Benutzung durch die Bevölkerung nicht übermässig eingeschränkt wird, die Anlagen und die wichtigsten Pflanzen darin nicht langfristig Schaden nehmen und dass haushälterisch mit Wasser umgegangen wird», erklärt Marc Werlen, Leiter Kommunikation bei Grün Stadt Zürich. Im Fokus stehen Sportplätze, weil sie sonst nach den Sommerferien nicht genutzt werden könnten, dann Gräber, damit der Grabschmuck nicht verdorrt, sowie junge Bäume, weil diese besonders empfindlich auf Hitze und Trockenheit reagieren. «Dazu zählen beispielsweise die frisch sanierten Anlagen am General-Guisan-Quai und im Oerliker-Park.»

Auch bei den Stadtgewässern hat die Trockenheit Spuren hinterlassen. Während sich der Wasserstand des künstlich regulierten Zürichsees in einem stabilen Rahmen bewegt, liegt der Pegel des Katzensees laut Auskunft der Baudirektion Kanton Zürich derzeit etwas tiefer als im langjährigen Vergleich, aber noch klar über dem kritischen Bereich. Weder Trinkwasserversorgung noch Badewasserqualität sind deswegen infrage gestellt. Weniger sicher ist die Situation für Fische in kleineren Fliess­gewässern, denen nicht nur tiefe Wasserstände, sondern auch hohe Wassertemperaturen zusetzen. Je nach Wetterentwicklung könnten darum – wie bereits in Stäfa, Meilen und Hombrechtikon geschehen – die Tiere auch aus Stadtzürcher Bächen abgefischt und umgesetzt werden. Zugleich hat das Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel) gestern Dienstag den Gemeinden die Kompetenz übertragen, Wasserentnahmen aus leistungsfähigen Gewässern (darunter Zürichsee, Limmat und Sihl) für landwirtschaftliche Zwecke zu ermöglichen.

Immer gut löschen

Bei Feuer im Freien hat die Bau­direktion die Gefahrenstufe in der Region rund um den Zürichsee inzwischen von 2 auf 3 angehoben. «Es besteht wegen der Trockenheit erhebliche Brandgefahr, insbesondere an wind- und sonnenexponierten Waldrändern und -lichtungen», erklärt Dominik Bonderer, Kommunikationsleiter der Baudirektion. Beim Feuern im Freien sei darum grosse Vorsicht geboten und Raucherwaren sowie Feuerstellen nach Gebrauch immer gut zu löschen.

Für die nächsten zehn Tage wird weiterhin trockenes und warmes Wetter prognostiziert. Welchen Einfluss dies auf Pflanzen, Gewässer ­sowie ein allfälliges Feuerverbot (und Feuerwerksverbot am 1.  August) ­haben wird, darüber wollen die ­Sprecher der verantwortlichen Institutionen nicht spekulieren. Nach Aussagen von ETH-Klimaforscher Reto Knutti («Tagblatt» vom 25.  2. 2015) nehmen derartige Sommer langfristig zu, weshalb Zürich in einigen Jahrzehnten ein mediterranes Klima aufweisen wird.

Was ist Ihre Meinung zum Thema? Schreiben Sie uns: www.echo@tagblattzuerich.ch

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