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Begrünte Dachflächen erhöhen den Wirkungsgrad von Solaranlagen um bis zu fünf Prozent. Hier auf dem Dach des ewz-Unterwerks Oerlikon. Bild: ewz

Grüne Dächer fürs Klima

Von: Ginger Hebel

27. Juli 2020

Dachbegrünung: Das Bulletin «Zürcher Umweltpraxis» stellt verschiedene Projekte und Themen zum kantonalen Klima- und Umweltschutz vor. Teil 3: Wertvolle Dachbegrünung in der Stadt Zürich. 

Es grünt auf Zürcher Dächern. Luftaufnahmen zeigen das volle Ausmass von Zürichs wachsender Dachbegrünung. 189 Hektaren sind bereits begrünt, das entspricht 37 Prozent der gesamten Flachdachfläche. Gebäude aus den 60er- und 70er-Jahren verfügen jedoch noch über Kiesflachdächer. «Sobald diese älteren Häuser in die Sanierungsphase kommen, werden auch sie nachträglich begrünt», sagt Bettina Tschander, stv. Leiterin Fachbereich Naturschutz. Sie beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Thematik und weiss, dass auf den Dächern der Stadt Zürich grosses Potenzial liegt.

Begrünung ist Pflicht

Begrünte Dachflächen haben einen kühlenden Effekt, dadurch erhöht sich auch der Wirkungsgrad von Solaranlagen um bis zu fünf Prozent. «Die begrünten Dächer speichern Regenwasser und befeuchten die Luft, was zu Hitzeminderung führt», erklärt Tschander. Zudem binden sie Staub und filtern Schadstoffe in der Luft. Grün-Dächer werten nicht nur das Stadtbild auf, sie sind sogar Pflicht. Seit 1991 ist in der Bau- und Zonenordnung der Stadt Zürich gesetzlich festgelegt, dass neue Flachdächer zu begrünen sind, soweit sie nicht als begehbare Terrasse genutzt werden. Und dies in allen Zonen, wenn es zweckmässig sowie technisch und wirtschaftlich zumutbar ist.

Das aufgetragene Qualitäts-Substrat sollte mindestens zehn Zentimeter dick sein. Untersuchungen von Grün Stadt Zürich haben gezeigt, dass die Artenvielfalt bei einer niedrigeren Schichtdicke stark reduziert wird, da die Wasserspeicherfähigkeit für die meisten Arten zu klein ist. «Dächer sind exponierte Orte, daher gestaltet sich die Begrünung je nach Standort und Höhe des Gebäudes schwierig», sagt Tschander. Auf den meisten Dächern werden daher auch bis zu 30 Zentimeter hohe Hügel errichtet, damit der Boden länger feucht bleibt und die Pflanzen nicht austrocknen.

Für die Dachbegrünung werden spezielle Saatmischungen verwendet, die Pflanzen wie Mauerpfeffer entstehen lassen, darunter sukkulente Arten, die Wasser in den Blättern speichern. «Wir lassen der Natur freien Lauf, somit sind auch Spontanbegrünungen möglich», sagt Bettina Tschander. Jährlich sollten die Dächer von den Gebäudeeigentümern kontrolliert, gebietsfremde Arten und Problemunkraut entfernt, Dachabläufe gereinigt und technische Einrichtungen überprüft werden. Je mehr in der Stadt gebaut wird, desto knapper wird der Freiraum. Nutzbare Grünzonen verlagern sich künftig vermehrt vom Boden aufs Dach. Auch auf dem Toni-Areal sind Dachgärten entstanden. «Es ist unser Bestreben, Dachbegrünung und Nutzung zu kombinieren», sagt Bettina Tschander. Ein gutes Beispiel ist Noerd, das Gewerbehaus der Kreativen in Zürich-Oerlikon. Auf dem Dach ist ein üppiger Garten mit Bäumen entstanden, mit Kantine und Lounge als Erholungszone.

Bei einer Qualitätskontrolle von 140 Flachdachbegrünungen entdeckte Grün Stadt Zürich im Mittel jeweils 33 verschiedene Pflanzen. Es zeigte sich, dass begrünte Flachdächer relevante Lebensräume sind. 40 Prozent der in Zürich vorkommenden Pflanzenarten wachsen auf Dächern. Die artenreichsten Dächer umfassen sogar über 100 Pflanzen (Betriebsgebäude Uetlihof der Credit Suisse). In Sachen Grünzonen geniesst das asiatische Singapur eine Vorreiterrolle. Die dortige Regierung verfolgt das Ziel, aus Singapur eine Stadt in einem Garten zu machen, nebst Dächern sind auch viele Fassaden der Wolkenkratzer bereits begrünt. Zürich hat noch viel Potenzial. «Die Qualität unserer Dachbegrünungen hat aber bereits stark zugenommen», freut sich Bettina Tschander.

Weitere Informationen: www.zh.ch/umweltpraxis

 

 

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