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Fussballfans können auch ziemlich nerven. Bild: PD

Hier gibts garantiert keinen Fussball

Von: Clarissa Rohrbach

24. Juni 2014

Nicht alle mögen Fussball. Weil wir uns ernsthaft über die Lebensqualität der WM-Desinteressierten sorgen, stellen wir einige Plätzchen vor, die keine Spiele zeigen.

Die Strassen leeren sich, während Fussballfans Public Viewings und Bars füllen. Dort kleben sie an den Bildschirmen und beantworten keine SMS, als ob sie das parallele Universum in Brasilien verschluckt hätte. Rund 200 Lokale zeigen in Zürich die Spiele: kaum ein Ort, der nicht von bibbernden und fluchenden Fans belagert wird. Wer den Enthusiasmus für die WM nicht teilt, erkennt dieser Tage weder seine Freunde noch seine Stadt wieder. Wohin können diese unverstandenen Seelen flüchten?

Erstaunlicherweise ist der neugestaltete Sechseläutenplatz fussballfrei. Da dessen Belegungsplan kein Public Viewing vorsah, können nun Passanten dort in Ruhe  auf den öffentlichen Bänken und Stühlen das Treiben geniessen.  Wer sich einen Drink genehmigen will, geht ins Collana oder in den Bistro Park Stadelhofen, wo ein Brunnen plätschert und Bäume vor der Sonne schützen. «Viele Gäste sind dankbar, dass wir sie nicht mit Fussball konfrontieren», sagt Roland Lässer, Direktor Gastronomie der Commercio Piccadilly AG, welche die Lokale betreibt. Die Auflagen für die Spielübertragungen seien gelockert worden, aber mit den bewilligten Mitteln– eine maximale Bildschirmdiagonale von drei Metern und gemässigte Lautstärke  – würde kaum Stimmung aufkommen. «Entweder wir machen es richtig oder gar nicht. Die Public Viewings sollen die Massen mobilisieren, wir können das nicht.»

Weniger aus strategischen, sondern aus ethischen Gründen verzichtet die Minimum Bar auf die WM. «Nach langen Diskussionen haben wir uns dagegen entschieden: Die Fifa ist kein unterstützenswerter Verein», sagt Geschäftsführer Adrian Schiess. Die Gäste sollen sich auf der Terrasse an der Flüelastrasse in Altstetten  ohne Störung unterhalten können. «Und sich vielleicht auch Gedanken machen, welche dubiose Geschäfte sich hinter dem Fussballspektakel verbergen.» Wer trotzdem noch ein wenig Sport will, kann in der Boulderhalle klettern.

Für Hungrige, die sich hauptsächlich in Wiedikon herumtreiben, eignet sich das Bei Babette. Hier gibt es Crêpes mit Brie und Birne, frische Salate und französisches Flair. «Wir lieben zwar Fussball, aber es war uns wichtig, ein ruhiges Eckchen am Idaplatz zu schaffen», sagt die Wirtin Katharina Sinniger. Auf dem Treffpunkt im Kreis 3 sei die WM schon genug präsent. Wer die Resultate mitbekommen will, könne einfach die Ohren spitzen und den Kommentaren lauschen.

Ganz abseits vom Rummel ist die Stadionbrache Hardturm. Auf dem Areal können Fussballmuffel Beete bepflanzen, skaten oder Brot backen. «Die Brache soll ein Gegenpol zu den kommerziellen Angeboten in der Stadt sein», sagt Dorothea Müller, Mitglied des Vereins Stadiongarten. Die WM-Übertragung sei nie ein Thema gewesen: Wer sich den Aktivitäten in der Brache widmet, suche hauptsächlich Erholung und ruhige Stunden. Diese können diejenigen, denen die Heldentaten wie auch die Demütigungen unserer albanisch-eidgenössischen Kicker absolut egal sind, heuer wohl sehr gut gebrauchen.    

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