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Tramdepot und Wohnsiedlung Depot Hard mit Hochhäusern an der Limmat: Hier entsteht eine städtische Wohnsiedlung mit

Hochhaus statt intakte Natur

Von: Ginger Hebel

20. September 2022

Die Stadt Zürich wächst in die Höhe. Gegen Hochhäuser an den Ufern wehrt sich ein Komitee. Ihre Initiative hat zum Ziel, die Erholungsgebiete und den Naturraum an Limmat und Seeufer zu schützen. 

Biber, Eisvögel, Schilfgürtel, Schwertlilien. Der Zürcher Fotograf Martin Zahnd ist begeistert von der Naturvielfalt am Limmatufer. Ein Dorn im Auge ist ihm dabei jedoch die Entstehung von immer mehr Hochhäusern an den Ufern wie das Projekt Tramdepot und Wohnsiedlung Hard, dem die Bevölkerung zugestimmt hat (Fertigstellung 2025/26). Die Stadt Zürich will hoch hinaus und baut an der Limmat gleich zwei Wohnhochhäuser mit Höhen von rund sechzig Metern. «Neuste Vorschläge sprechen gar von bis zu 250 Meter hohen Wolkenkratzern in der Stadt – das ist doppelt so hoch wie der Prime Tower. Solche Pläne stossen bei mir auf grosses Unverständnis», betont Martin Zahnd.

Ufer und Natur schützen

Mit Vertretern verschiedener politischer Richtungen sowie Mitgliedern von Quartiervereinen entlang der Limmat und am See möchte er die Auswirkungen von Hochhausbauten auf Klima und Natur verhindern und das Limmat- und Seeufer schützen. Im Amtsblatt der Stadt Zürich wurde die Uferschutz-Initiative in Form allgemeiner Anregung ausgeschrieben. Beim Amt für Städtebau Stadt Zürich heisst es auf Anfrage: «Der von den Initiantinnen und Initianten der Uferschutz-Initiative auf der Webseite referenzierte Schlussbericht wurde zum Abschluss der Testplanung zur Aktualisierung der Hochhausrichtlinien erstellt. Er stellt aber nicht das Endresultat dar. Der Vorschlag von 250-Meter-Hochhäusern sowie die Visualisierungen von Hochhäusern entlang der Limmat sind lediglich Ideen eines der Teams der Testplanung.»

Die endgültigen Richtlinien, inklusive der finalen Festlegung der verschiedenen Hochhausgebiete, erarbeiten derzeit Fachleute aus dem Amt für Städtebau im Austausch mit den weiteren Beteiligten der Testplanung. Die öffentliche Auflage ist im Januar 2023 geplant. Zu diesem Zeitpunkt wird eine weitere öffentliche Veranstaltung stattfinden, um die aktualisierten Hochhausrichtlinien zu diskutieren. Im Schlussbericht der Testplanung sind verschiedene Teambeiträge und Ideen gelistet, beispielsweise zum Metropolitan-Quartier als neue Stadtgestalt. Hochhäuser werden hier langfristig zum typologischen Regelfall erklärt und als stadtplanerischer Gewinn bezeichnet. Auch der «urbane Limmatraum» zeigt eine schlanke Hochhaus-Silhouette. «Soll so unser wertvolles, naturnahes Limmat­ufer in Zukunft aussehen? Beton statt Grünfläche? Auch wenn Kinder im Sommer von einem Betonsteg in den Fluss springen können, ist die Sicht auf diese Verbauung nicht besser», findet Martin Zahnd. Das Komitee ist überzeugt: Verdichtung könne auch klimaverträglicher mittels 5- bis 6-stöckigen Blockrandbauten geschehen. «Pläne, entlang der Seeufer Hochhäuser bis 40 Meter und an der Limmat zwischen Platzspitz und Stadtgrenze bis 85 Meter zuzulassen, lehnen wir vehement ab», betont Zahnd.

In den jetzigen und auch in den zukünftigen Richtlinien werde keine maximale Anzahl von Hochhäusern festgelegt. «In der Stadt Zürich gibt es circa 300 Hochhäuser, verglichen mit einem Gebäudebestand von ungefähr 50 000 Häusern. Rund 60 Prozent dieser Hochhäuser sind niedriger als 40 Meter und weniger als zehn Hochhäuser sind heute höher als 80 Meter», sagt Meret Peter vom Amt für Städtebau. Hochhäuser über 80 Meter bräuchten in jedem Fall einen Gestaltungsplan. Dies sei heute so und werde auch mit den neuen Hochhausrichtlinien beibehalten.

Das Amt für Städtebau betont: «Das Hochhaus ist grundsätzlich kein Verdichtungsinstrument. Wir brauchen die ganze Bandbreite möglicher Bautypen, um die heutigen Herausforderungen der Stadtentwicklung meistern zu können.» Situativ könne das Hochhaus jedoch die einzige Typologie sein, mit der die gemäss der kommunalen Bau- und Zonenordnung zulässige Ausnützung überhaupt realisiert werden könne. «Das, weil Areale heute anspruchsvoller zu bebauen sind, da wir uns nicht auf der grünen Wiese befinden.» Um die gewünschte Dichte zu erreichen, müsse je nach lokaler Situation auch in die Höhe gebaut werden können, nicht zuletzt, um auf Bodenniveau Freiräume zu schaffen.

Für das Komitee ist klar: Die Stadt Zürich propagiert Hochhäuser als Verdichtungsinstrument. «Es ist zu erwarten, dass diese Hochhaus-­Stadtentwicklungspolitik keinen Halt machen wird vor stundenlangem Schattenwurf, Dichtestress und Bodenversiegelung.»

Weitere Informationen: www.stadt-zuerich.ch/hochhaus

www.uferschutz.ch

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

 

 

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