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Zürich Tourismus kämpft aktuell um jeden Gast. (Bild: R. Babakin/AdobeStock)

Kampf ums Überleben

Von: Christian Saggese

23. Juni 2020

Die Tourismusregion Zürich schreibt momentan Millionenverluste. Mit Marketingmassnahmen versucht Zürich Tourismus, dies zu ändern. 

Keine Reisebusse voller Chinesen. Keine Inder oder Engländer, die auf der Bahnhofstrasse einkaufen. Der Tourismus in der Stadt Zürich steht praktisch still. Im April wurden 95 Prozent weniger Übernachtungen verzeichnet als noch im Vorjahr. Martin Sturzenegger, Direktor von Zürich Tourismus, schätzt den bisherigen Schaden für die Tourismusregion Zürich auf «ein paar Dutzend Millionen Franken». Und dies, nachdem die Touristenzahlen in den letzten Jahren stetig gesteigert werden konnten.

Durch die Lockerungen in der Schweiz und die Grenzöffnungen in Europa ist das Thema Reisen wieder in vieler Munde. Die Stadt Zürich dürfte davon aber nur bedingt profitieren, weiss Sturzenegger: «3/4 unserer Touristen stammen zwar aus dem Ausland, der Grossteil davon aber aus Übersee und nicht aus Europa.» So konnten in den letzten Jahren erfolgreich neue Märkte erschlossen werden, wie die USA, Indien, China, Südostasien und die Golfstaaten. «Es sind Länder, die sich noch mitten in der Coronakrise befinden. Länder, in welchen voraussichtlich die Reisefreiheit noch länger kein Thema sein wird.»

Von den Schweizern selbst würden in erster Linie ländliche Gemeinden profitieren, so der Tourismusdirektor: «Es ist äusserst selten, dass ein Einheimischer zwei Wochen Ferien in einer Stadt plant.» Das sei meistens dann der Fall, wenn Grossanlässe stattfinden. Doch diese sind bekanntlich bis Ende August alle abgesagt.

Ein wichtiges Standbein ist auch das Konferenz- und Seminargeschäft. Personen, die aus beruflichen Gründen nach Zürich reisen, machen knapp 50 Prozent aller Gäste aus. «Doch auch in diesem Umfeld steht die Nachfrage momentan fast auf null. Wir wissen aber, dass viele Firmen für Konferenzen und Seminare in den Startlöchern stehen und bearbeiten sie aktiv, damit möglichst bald wieder Veranstaltungen stattfinden können.»

Gewinn noch kein Thema

Für Zürich Tourismus sei es derzeit essenziell, das Überleben der hiesigen Hoteliers, Veranstalter et cetera zu sichern, so Sturzenegger. «Damit alle Anbieter touristischer Angebote möglichst schadlos aus der Krise kommen, müssen wir mit Marketingaktionen den noch kleinen, aber vorhandenen Markt abholen. Sprich die Menschen erreichen, die sich derzeit global frei bewegen können.» Dieses Potenzial dürfe aber auch nicht überschätzt werden: «Bis die Tourismusbranche wieder über Gewinn sprechen kann, dauert es noch ein bis zwei Jahre.»

Eine neue Imagekampagne, um Zürich etwa anderweitig zu positionieren, sei aktuell nicht geplant. Vielmehr gelte es, mit attraktiven Angeboten die bereits vorhandenen Stärken auszubauen. «Wir müssen den Europäern zeigen: Zürich ist offen! Zürich ist zurück!», so Sturzenegger. Hierfür gibt es seit Mai die Onlineplattform «Zürich Re-Opening», die günstige Übernachtungsmöglichkeiten in der Stadt anbietet. Letzten Donnerstag wurde die Zürich City Guide App lanciert. Eine neue Plattform, die viele touristische Leistungsangebote kombiniert, wie einen Stadtplan, Tickets für den Öffentlichen Verkehr sowie den Eintritt ins nächste Museum. Auch im Seminar- und Kongressbereich wird kräftig um Kundschaft geworben: Den ersten 1000 Seminarteilnehmern offeriert das Kongressbüro Zürich einen Gratis-Apéro. Voraussichtlich wieder erlaubte Grossevents, wie der Weihnachtsmarkt, werden marketingtechnisch noch stärker gepuscht. «Die sind aber alles nur kleine Tropfen auf einem sehr grossen, heissen Stein. Die nächsten Monate werden sehr herausfordernd sein.»

Kein spezielles Angebot ist im Sommer für die Zürcher selbst geplant. Hier sei zu hoffen, dass diese selbst die Bedeutung einer lokalen starken Wirtschaft wertschätzen und dementsprechend hiesige Kulturinstitutionen und Gastrobetriebe unterstützen.

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