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Aufnahme eines Anwohners von Autoposern an der Bellerivestrasse. (Bild: PD)

Katz-und-Maus-Spiel

Von: Christian Saggese

27. April 2021

Um dem Problem der Autoposer an der Bellerivestrasse entgegen zu wirken, wünschen sich die Anwohner mehr Radarkästen – und am liebsten eine 30er-Zone. 

E.V.* möchte ihren Namen nicht in der Zeitung lesen. Zu gross ist ihre Sorge, dass sich die Wut der jungen Leute, die sie kritisiert, gegen sie richten könnte. Denn E.V. ist eine der zahlreichen Anwohnerinnen und Anwohner der Bellerivestrasse, die seit Wochen von den sogenannten Autoposern belästigt werden. Sie hat beobachtet, dass «an einem Abend rund 20, 30 oder mehr Fahrzeuge gemeinsam mehrfach durch unser Quartier kurven, sie kommen also auch immer wieder an meinem Haus vorbei. Sie gröhlen, sie hupen, sie sorgen mit ihren getunten Autos für einen solch hohen Lärmpegel, dass nicht an Schlafen zu denken ist. Dieser Krach dauert meist bis zwei Uhr morgens».

Doch es ist nicht nur die Lautstärke, die E.V. belastet: «Ich wohne in der Nähe eines Lichtsignales und sehe daher regelmässig, wie die Poser Gas geben, nur um kurz vor einem Radarkasten oder vor der nächsten Ampel eine Vollbremsung durchzuziehen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein Unfall geschieht». Und wenn E.V. aus dem Fenster zur Mässigung aufruft, «wird mir der Stinkefinger gezeigt, einmal hielt man mir sogar den blanken Hintern hin». Kein Einzelfall, wie sie von Nachbarn erfahren hat. Diese würden nun regelmässig die Poser fotografieren, um die Bilder der Polizei als Beweismittel weiterzugeben.

Tatsächlich vergeht kaum noch eine Woche, in der die Stadtpolizei keine Medienmitteilung über Autoposer publiziert. In diesen wird zeitweise von «mehreren Hundert Fahrzeugen» gesprochen, die an den Wochenenden um das Seebecken kreisen sollen. E.V. habe ebenfalls mehrfach an den lauten Abenden die Polizei gerufen. Doch war diese vor Ort, waren die Täter meist schon weg: «Die Autoposer machen mit den Gesetzeshütern ein Katz-und-Maus-Spiel».

30er-Zone als Lösung?

Das sei aber nicht etwa ein Vorwurf gegen die Stadtpolizei zu verstehen, betont sie. Vielmehr möchte sich E.V. bei der Polizei bedanken, denn am vorletzten Wochenende wurde rund um das Seebecken ein neues Verkehrskonzept getestet. Jeweils nach 22 Uhr sperrte die Polizei für rund vier Stunden gewisse Strassenabschnitte ab und leitete den Verkehr um. «Etwa 40 Polizisten waren im Einsatz», erzählt E.V., «und es hat genützt! Ich konnte an jenem Wochenende endlich einmal wieder schlafen». Am letzten Wochenende hingegen seien am Samstag wieder Poser unterwegs gewesen, doch zumindest am Sonntag blieb es ganz ruhig.

Diese positive Entwicklung dürfe mit daran liegen, dass die Stapo im Vorfeld ankündigte, die Lage dort in den nächsten Wochen zu beobachten und allenfalls erneut Sperr- und Umleitungsmassnahmen einzusetzen. E.V. befürchtet daher, dass die Autoposer zurückkommen, sobald die Polizei nicht mehr vor Ort ist. Sie und ihre Nachbarn wünschen sich, dass auf politischer Ebene etwas getan wird, «um diese Egoisten leichter aus dem Verkehr ziehen zu können». Die Bellerivestrasse könne beispielsweise in eine 30er-Zone umgewandelt werden. Auch mehr Radarkästen würden die Attraktivität der Strasse für Poser senken, sind sie überzeugt.

Die Stadtpolizei Zürich darf momentan keine Auskunft zu diesem Thema geben. Denn die FDP-Gemeinderäte Alexander Brunner und Dominique Zygmont haben eine Anfrage dazu eingereicht. Sie möchten vom Stadtrat wissen, welche Strategie verfolgt wird, um dem Treiben Einhalt zu gebieten. Die Antwort ist in den nächsten Wochen zu erwarten.

*Name der Redaktion bekannt

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echo@tagblattzuerich.ch

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