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Lieber kein Militär als den Schweizer Pass. Symbolbild: CLA

Kein Bock, Schweizer zu werden

Von: Clarissa Rohrbach

07. März 2017

Viele junge Ausländer pfeifen auf die erleichterte Einbürgerung. Grund: Sie drücken sich vor dem Militärdienst.

Eigentlich könnten sie sich nun erleichtert einbürgern lassen. Doch viele junge Terzos haben «gar keinen Bock» auf den Schweizer Pass. «Wieso sollte ich mir im Militär den Arsch aufreissen, wenn ich es gemütlich haben kann?», sagt Andrea Pozzo*. Der 20-jährige Italiener spricht für viele junge Ausländer, die keine Vorteile, sondern eher unerwünschte Verpflichtungen in der Einbürgerung sehen. Gleich geht es João Silva*: «Ich bin prinzipiell gegen das Militär, und zahlen will ich auch nicht», sagt der 22-Jährige. Er warte lieber noch drei Jahre und lasse sich dann normal einbürgern. Obwohl er eigentlich keinen grossen Nutzen sehe im Schweizersein. «Stimmcouverts würden bei mir sowieso im Abfall landen», sagt der Portugiese.

Militär ist eine Pflicht
Damit sich die Ausländer der dritten Generation nicht vor dem Militär drücken, ist die erleichterte Einbürgerung nur bis 25 Jahre möglich. Aber das scheint den Terzos egal zu sein: Sie warten lieber bis zum Alter, in dem sie nicht mehr aufgeboten werden. «Falls das nun häufiger vorkommt, muss man sich überlegen, die Hürden für die Einbürgerung höher zu setzen», sagt SVP-Nationalrat Mauro Tuena. Für ihn ist die Haltung der jungen Ausländer eine «Schweinerei». Die Einbürgerung bringe Rechte, aber auch Pflichten wie das Militär. «Schliesslich muss man sich für sein Land auch einsetzen», meint Tuena.

Isabel Garcia, Präsidentin von Secondos Plus, meint, das Desinteresse fürs Militär sei bei Schweizer genauso frappant wie bei den Terzos. «Die Rate der jungen Männer, die Untauglichkeit vorschieben, ist enorm.» Da sehe sie keinen Unterschied zwischen Ausländern und Schweizern. Die Vorbehalte derjenigen, die aus ethischen Gründen nicht hinter dem Wehrdienst stehen, seien die gleichen. Im Allgemeinen sei das Interesse an einer Einbürgerung bei Jungen aber auch sonst eher gering. Mit den bilateralen Abkommen hätten Ausländer aus der EU praktisch die gleichen Rechte wie Schweizer. «Der Druck, sich einbürgern zu lassen, entfällt.»

Und was sagt die Armee, der so die Rekruten entgehen? «Wir beurteilen das nicht, jeder entscheidet für sich alleine», meint Sprecher Daniel Reist. Und es gebe auch einige Ausländer, die sich rechtzeitig einbürgern liessen, um ins Militär zu kommen. Für sie sei es eine Frage der Ehre.  

* Name geändert

Sollten junge Ausländer für den Schweizer Pass ins Militär?
echo@tagblattzuerich.ch

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