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Im Finale der ersten Fussball-EM, damals noch Europapokal der Nationen genannt, setzt sich die UDSSR (hier mit Goalielegende Lew Jaschin, 3. v. l.) mit 2:1 gegen Jugoslawien durch. Bild: Keystone

Kontinental-Turnier mit Geburtsschwierigkeiten

Von: Sacha Beuth

08. Juni 2021

EM-GESCHICHTE Die Endrunde einer Fussball-EM zieht heute Millionen von Zuschauern in ihren Bann und gilt inzwischen als der drittgrösste Sportevent weltweit. Dabei stiess die Initierung des Turniers Anfangs auf wenig Gegenliebe. Die Schweiz konnte sich 2004 erstmals für eine Endrunde qualifizieren.

Steter Tropfen höhlt den Stein. Das muss sich wohl auch Ebbe Schwartz gesagt haben, als nach den Kongressen der Uefa 1956 in Lissabon und 1957 in Kopenhagen die Initierung einer Fussball-EM erneut auf den Kongress 1958 in Stockholm verschoben wurde. Jedenfalls gab der Uefa-Präsident aus Dänemark nicht auf und setzte sich in Schwedens Hauptstadt erneut dafür ein, dass das Kontinentalturnier endlich ins Leben gerufen wird. Zuvor hatten sowohl die Vereine wie die meisten Landesverbände wenig Lust daran gezeigt. Erstere, weil sie ihre Spieler nicht noch mehr für Nationalmannschaftstermine freistellen wollten. Letztere weil «ein solches Turnier zu viele Termine im internationalen Spielkalender besetzen würde», wie Italiens damaliger Verbandspräsident Ottorino Barrassi stellvertretend für die Gegner argumentierte. Und so nahmen denn auch nur 17 Nationen bei der Premiere von 1958 bis 1960 teil, derweil namhafte Fussballnationen wie die Deutschland (genauer die BRD), Italien und England und auch die Schweiz lieber erst mal zuschauten.

Die eigentliche Endrunde des «Europapokals der Nationen» wie die Euro damals noch hiess, fand mit nur vier Teams in Frankreich statt. Dort konnte die Sowjetunion im Finale Jugoslawien mit bezwingen.

Zur nächsten Euro 1964 traten schon 29 Teams an. Für die Runde der letzten Vier in Spanien qualifizierten sich neben dem Gastgeber die Sowjetunion, Dänemark und Ungarn. Die beiden Erstgenannten trafen im Finale aufeinander, das die Spanier mit 2:1 für sich entschieden.

Überraschung durch Dänemark und Griechenland

1968 fiel die Entscheidung erst nach einem Wiederholungsspiel. Das erste Endspiel zwischen Endrunden-Gastgeber Italien und Jugoslawien endete 1:1 n.V. (damals gab es noch kein Elfmeterschiessen). Im zweiten Aufeinandertreffen siegten die Azzuri mit 2:0. 1972 schlug die grosse Stunde von Deutschland (BRD) mit Beckenbauer, Netzer und Gerd Müller, die in Belgien die Sowjetunion mit 3:0 überfuhren. Vier Jahre später musste sich das deutsche Team im Final der Tschechoslowakei geschlagen geben. Im entscheidenden Elfmeterschiessen (Spielstand nach Verlängerung 2:2) schoss Uli Hoeness den Ball in den Nachthimmel, derweil Antonin Panenka BRD-Goalie Sepp Maier düpierte. 1980 in Rom durfte sich dann wieder Deutschland mit Hrubesch, Rummenigge und Co. über den Titel freuen, wobei die Endrunde erstmals mit 8 Teams durchgeführt wurde. 1984 führte der grandiose Michel Platini Frankreich zum Erfolg. Und 1988 war gegen die Niederlande um Gullit, Rijkaard und Van Basten kein Kraut gewachsen. Einen wahren Coup landeten 1992 die eigentlich in der Qualifikation gescheiterten Dänen, die für Jugoslawien nachrückten, das wegen des Bürgerkriegs im Land ausgeschlossen worden war. Die Mannschaft um Peter Schmeichel und Flemming Poulsen besiegte Favorit Deutschland mit 2:0. 1996 waren in England dann wieder die Deutschen an der Reihe und 2000 holten sich die Franzosen ihren zweiten Titel. Eine weitere Überraschung gelang vier Jahre später den als krasse Aussenseiter ins Turnier gestarteten Griechen. 2008 begann dann die grosse Ära des spanischen Teams, dass nicht nur zwei Jahre später dem WM-Titel holte, sondern den EM-Titel 2012 souverän verteidigte. Den bislang letzten Titel holte sich 2016 Portugal mit Cristiano Ronaldo.

Die Historie der Schweiz in Sachen EM-Endrunde ist relativ kurz. Erst 1996 konnte sich die Nati dafür qualifizieren, wobei sie schon nach den Gruppenspielen wieder nach Hause reisen musste. Dito 2004. Trotzdem dürfte dieses Turnier zumindest Johan Vonlanthen in positiver Erinnerung bleiben, gelang ihm doch als jüngster EM-Endrunden-Torschütze das 1:1 gegen das grosse Frankreich (Endresultat 1:3). 2008 durfte die Schweiz zusammen mit Österreich als Gastgeber antreten, der Sprung ins Viertelfinale wurde aber ebenfalls verpasst. Genauso wie die nächste Endrunde. Erst 2016 in Frankreich war man wieder dabei, schaffte es sogar ins Achtelfinale, wo leider im Penaltyschiessen das nötige Glück gegen Polen fehlte (1:1 n. V, 4:5 i. E.)

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