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Soll Unternehmen durch die Coronakrise helfen: Behördenkredite. Symbolbild: iStock

Kredit oder keinen Kredit? – das ist für viele die Frage

Von: Sacha Beuth

09. April 2020

Wegen Corona haben viele Unternehmen mit Finanzierungsproblemen zu kämpfen. Zwar hat der Bund dafür Hilfspakete vorgesehen, doch das reicht nicht immer aus. Aus diesem Grund springt der Kanton Zürich ergänzend mit einer Kreditausfallgarantie bei den Banken für seine KMU ein. Für Selbständigerwerbende mit geringem Umsatz ist ein Kredit aber keine Lösung.

«Kann mein Geschäft die Coronakrise überstehen?» Diese Frage stellen sich insbesondere Selbständigerwerbende und KMU immer öfter, denn die vom Bund verordneten Massnahmen zur Bekämpfung des Virus sind für viele existenzbedrohend. Aus diesem Grund hat der Bund mehrere Hilfspakete geschnürt. Darunter auch Kredite für Unternehmen, die von den Banken schnell und unbürokratisch ausgehändigt werden und für die der Bund haftet. Zwei Bundesprogramme sind dafür vorgesehen. Das Bundesprogramm 1 umfasst Kredite bis 500 000 Franken, wobei die einzelnen Kredite zinslos gewährt und vollumfänglich durch den Bund gedeckt werden. Sie sollen vor allem kleineren KMU als Überbrückung dienen. Kredite ab 500 000 bis maximal 20 Millionen Franken fallen unter das Bundesprogramm 2. Hier kommt jeweils ein Zins von 0,5 Prozent hinzu und die Summe ist nur zu 85 Prozent durch den Bund gedeckt. Wer in den Genuss dieser «Solidarbürgschaftsverordnung des Bundes» gelangen will, muss allerdings einige Kriterien erfüllen (siehe www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/20200869/index.html). Und der Betrag muss inklusive allfälliger Zinsen innert fünf Jahren amortisiert werden.

Nun kann es sein, dass die Kredite des Bundes nicht ausreichen oder ein Unternehmen nicht alle Kriterien erfüllt. In solchen Fällen springt im Kanton Zürich seit Ende März der Kanton ein, der bei den Banken für KMU mit bis zu 250 Mitarbeitenden eine Kreditausfallgarantie von 425 Mio. Franken für Kredite in Höhe von 500 Mio. Franken übernommen hat.

Von Anträgen überrollt

Doch wie gelangt man an einen solchen Kredit? «Für Beträge bis zu 500 000 Franken reicht es, einen Online-Antrag bei seiner Hausbank auszufüllen», erklärt Patrick Sulser, Leiter Corporate Finance & Spezialfinanzierung bei der ZKB (siehe auch Box unten). «Die Bank überprüft dann die Einhaltung der Vergabekriterien. In der Regel ist hier keine Interaktion zwischen Kunde und Bank nötig, weshalb die Kreditvergabe meist sehr schnell erfolgen kann. Wir haben die Ambition, dass der Kunde bereits 30 Minuten nach Abschicken des Antrags das Geld auf seinem Konto hat. Anfangs war dies nicht immer möglich, da wir mit diesbezüglichen Anträgen regelrecht überrollt wurden. Bislang wurden rund 5800 Anträge bewilligt». Dagegen herrscht bei Anträgen für einen Kredit über 500 000 Franken noch Zurückhaltung. «Hierzu erhielten wir erst 62 Anfragen». Im Gegensatz zum Antrag für das Bundesprogramm 1, erfolgt die Vergabe weniger schnell, da bei Kreditbeträgen des Bundesprogramms 2 mehr Informationen nötig seien. «Die Soforthilfe bis 500000 Franken verschafft den KMU Zeit, die Planung für weitergehende Kreditbeträge anzugehen», so Sulser. Er empfiehlt, sich dabei unbedingt vom Kundenbetreuer der Hausbank beraten zu lassen. Besser haben es in dieser Situation Selbständigerwerbende. Sie erhalten vom Bund ein Taggeld, das auf 80 Prozent ihres Einkommens basiert (siehe Box unten), à fonds perdu. Das heisst, der Gläubiger (hier zumeist der Bund) verzichtet schon im Voraus auf die Rückzahlung.

Trotz aller Unterstützungsmassnahmen von Bund, Kanton und Gemeinden gibt es aber immer noch Personen, die durch das Raster fallen. Etwa Spielgruppenleiterinnen wie Narcisa Togni. Sie hätte als Selbständigerwerbende eigentlich Anrecht auf Tagesgeld. Doch dieses wurde ihr vom Bund verweigert, weil ihre Berufsgruppe nicht in der «Verordnung 2 über Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus» als berechtigt für eine Entschädigung vermerkt sei. Auch vom Kanton gab es keine Unterstützung. Einzig die Stadt liess ihr Nothilfe (siehe Box unten) zukommen. Bliebe nur die Aufnahme eines Kredits aus dem Bundesprogramm. «Das kommt für mich aber nicht in Frage», sagt Togni. «Mit meinem kleinen Verdienst werde ich eine Kreditschuld von mehreren tausend, wenn nicht zehntausend Franken kaum je zurückzahlen können.»

Unterstützung à fonds perdu für Selbständigerwerbende

Selbständigerwerbende (inkl. freischaffende Künstler) mit bis zu zwei Angestellten, die wegen behördlicher Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus Erwerbsausfälle erleiden, sollten zuerst beim Bund um Entschädigung nachsuchen. Wird dem Antrag stattgegeben, erhalten sie 80 Prozent des Einkommens, jedoch maximal 196 Franken pro Tag. Als Ergänzung stellt zudem der Kanton insgesamt 15 Mio. Franken aus der ZKB-Jubiläumsdividende den Gemeinden zur Verfügung. Damit die Selbständigerwerbenden die Zeit bis zum Erhalt der finanziellen Mittel durch den Bund beziehungsweise den Kanton überbrücken können, hat die Stadt Zürich eine Nothilfe geschaffen, die eine vorerst einmalige Pauschale von 2500 Franken pro Gesuch vorsieht und nach Möglichkeit zurückbezahlt werden soll. Die Unterstützung von Bund und Kanton erfolgt dagegen à fonds perdu.

Weitere Infos und Antragsformulare:
www.seco.admin.ch -> Neues Coronavirus -> Entschädigung bei Erwerbsausfällen für Selbständige
vd.zh.ch/wirtschaft-coronavirus
www.stadt-zuerich.ch -> Gesundheits- und Umweltdepartement -> Gesundheitsversorgung -> Public Health -> Coronavirus -> Wirtschaft
www.stadt-zuerich.ch/ku-nothilfe

Kredite bis und ab 500 000 Franken

Die «Verordnung zur Gewährung von Krediten und Solidarbürgschaften in Folge des Coronavirus» vom 25. März sieht vor, dass die Banken den KMU schnell und unbürokratisch Kredite gewähren, die durch den Bund teils oder vollumfänglich gedeckt werden. Ergänzend dazu hat der Kanton Zürich bei den Banken für KMU eine Kreditausfallgarantie von 425 Mio. Franken für Kredite in Höhe von 500 Mio. Franken übernommen.

Weitere Infos und Kreditantrag:
www.zkb.ch -> Unternehmen -> Finanzierungen & Immobilien -> KMU Corona-Hilfe

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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