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Das «mediterrane» Ambiente in Zürich nicht nur beim Eindunkeln geniessen? Bild: leh

Längere Öffnungszeiten sorgen für Diskussionen

Von: Christian Saggese

19. März 2019

Gartenbeizen sollen an Sommerwochenenden länger geöffnet haben, so ein Postulat. Die Quartiervereine sind unterschiedlicher Meinung.

Nach Mitternacht in einer Gartenbeiz die laue Sommernacht geniessen, dazu ein Glas Wein in der Hand. Dieses Szenario ist in der Stadt Zürich nicht möglich. Die Gemeinderäte Nicole Giger (SP) und Andri Silberschmidt (FDP) wollen dies ändern. Sie reichten ein Postulat ein, in welchem der Stadtrat gebeten wird, «mediterrane Wochen» in Zürich als Pilotversuch einzuführen. Das heisst: Bewilligte Terrassen- und Boulevardflächen sollen in den Monaten Juni bis August am Freitag- und Samstagabend zwei Stunden länger bewirtet werden dürfen, je nach heutiger Bewilligung also bis 2 Uhr. Das Pilotprojekt soll auf zwei Jahre befristet sein.

Nicole Giger und Andri Silberschmidt sehen in ihrem Vorschlag einige Vorteile. Wer heute in Zürich nach Mitternacht etwas trinken will, müsse in eine Bar, in einen Club «oder sich in einem 24-Stunden-Shop mit Getränken eindecken und irgendwo draussen verweilen. Daraus resultieren nicht selten Lärmbeschwerden und Littering», heisst es im Postulat. Sitzende Gäste hingegen seien leiser, «zudem ist die soziale Kontrolle durch das Personal gegeben, und der Müll wird entsorgt».

Quartiervereine uneins

Bei den Quartiervereinen (QV) gibt es unterschiedliche Ansichten. Der QV Zürich 1 rechts der Limmat beispielsweise nimmt «mit Besorgnis Kenntnis von diesem Vorhaben ohne flankierende Massnahmen». Präsident Peter Rothenhäusler: «Diese Ausweitung würde die Durchsetzung der Nachtruhe in der Altstadt noch weiter erschweren. Bereits jetzt ist die Belastung für Menschen mit einem höheren Erholungsbedürfnis, also Kinder, Familien und ältere Menschen, sehr gross.» 

Bei einigen Quartiervereinen war das Postulat noch kein Thema, weshalb die Präsidenten als Privatpersonen antworten. Maya Burri-Wenger vom QV Schwamendingen stellt sich nicht gegen die Idee. «Aber eine generelle Erlaubnis fände ich schwierig», sagt sie. Man müsste Genehmigungen punktuell verteilen, je nachdem, ob sich das Restaurant inmitten eines Quartiers oder am Stadtrand befindet. Auch Christian Relly vom QV Oerlikon hat keine Bedenken gegenüber einem solchen Versuch. «Wichtig ist aber, bei der Bilanz alle betroffenen Interessengruppen miteinzubeziehen. Ich glaube aber, dass die zwei zusätzlichen Stunden in der Güterabwägung zwischen den gegensätzlichen Bedürfnissen kaum oder höchstens sehr lokal ins Gewicht fallen.»

Sehr offen zeigt sich Urs Rauber vom QV Wiedikon: «Das mediterrane Lebensgefühl hat Zürich erreicht. Nach der Liberalisierung des Gastgewerbegesetzes Ende der 90-er-Jahre ergibt es Sinn, auch die heutige Regelung zu hinterfragen, solange es in einem zeitlich begrenzten Rahmen geschieht.»

Und in Thun?

Im Postulat wird auch Thun (rund 45 000 Einwohner) erwähnt, da dort ein ähnliches Pilotprojekt bereits 2016 umgesetzt wurde. Der dafür zuständige Thuner Vize-Stadtpräsident Peter Siegenthaler, Vorsteher der Direktion Sicherheit und Soziales, zieht ein positives Fazit. Zusätzliche Beschwerden aus der Bevölkerung habe es keine gegeben. Dies sei aber nur gelungen, weil sich verschiedenste Interessengruppen regelmässig an einen Tisch setzen, die Situation analysieren und Kompromisse vereinbaren. Dazu gehören nebst der Stadt ­beispielsweise auch Vertreter von Nachtlebenvereinen, Liegenschaftsbesitzer und Wirte. Ein ­Entscheid war beispielsweise, dass die teilnehmenden Gastrobetriebe ihren Ordnungsdienst selbst finanzieren müssen. Der Pilotversuch hat sich bewährt, das Konzept wird in Thun weitergeführt.

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