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Das Ende naht: Die Maag-Halle in Zürich-West wird abgerissen. Bild: Bymaag

Maag-Hallen droht Abriss

Von: Ginger Hebel

30. März 2021

Bauprojekt: Politiker, Kulturschaffende und Gewerbler wehren sich gegen den Abbruch der Maag-Hallen in Zürich-West. Das Theater sowie der provisorische Konzertsaal in der Holzbox werden verschwinden. Geplant ist unter anderem ein Hochhaus mit Kleinwohnungen. Auf dem Areal selbst soll künftig weiterhin Kultur stattfinden. 

Musicals, Comedy, Tanz-Shows. Seit über 20 Jahren ist die Maag- Halle in Zürich-West ein beliebter Kulturort. Jetzt wurde der Abriss der Hallen (Theater mit 900 Plätzen, Tonhalle Maag mit 1250 Plätzen) beschlossen. Diesen Sommer bricht die Tonhalle ihre Zelte auf dem Maag-Areal ab und zieht zurück in ihr restauriertes Stammhaus am See. Lange wurde versucht, den hochgelobten provisorischen Konzertsaal zu erhalten, doch die Bemühungen scheiterten. Die zehn Millionen Franken teure Holzbox-Konstruktion wird ab September in eine Lichthalle für animierte Kunst umgebaut. Künftig soll auf dem Areal unter anderem auch ein Hochhaus mit Kleinwohnungen entstehen (Projekt maaglive, Sauerbruch Hutton / Berlin).

Die einzelnen Projektschritte werden im Vorprojekt, welches im 3. Quartal 2021 beginnt, definiert. Der Baubeginn ist derzeit für das 3. Quartal 2023 geplant. «Dem finalen Entscheid für das Projekt ging ein umfangreicher Studienwettbewerb mit diversen Architekturbüros voraus», erklärt Mladen Tomic von Swiss Prime Site AG. Die Immobiliengesellschaft ist Grundbesitzerin des Prime-Tower-Areals. Das Projekt sehe die Sanierung und Umnutzung des bestehenden und geschützten «Gebäudes K», den Bau eines angrenzenden viergeschossigen Gebäudes sowie eines Wohnturms mit Dachgarten und Loggien vor. Auf dem Areal selbst soll auch künftig Kultur stattfinden.

Komitee wehrt sich

Mit diesem Plan sind viele Städter aber nicht einverstanden. Inzwischen hat sich ein Komitee zur Rettung der Maag-Hallen formiert. «Sie bringen Besucher und somit Lebendigkeit ins Quartier, wenn die Büroleute weg sind; auch die umliegenden Restaurants und Bars profitieren davon. Wir wollen deshalb, dass die Maag-Hallen bestehen bleiben» sagt Christoph Gysi, Präsident Kulturmeile Zürich-West. 3800 Personen aus Kultur, Politik und Gewerbe unterstützen die geplante Rettung. «Was bringt die Zürcher Hochschule für Künste, wenn man Arbeits- und Auftrittsorte ohne Widerstand abreissen lässt?», fragt sich Gysi. Die Hallen seien ein wichtiger Arbeitgeber für die gesamte freischaffende Kulturszene.

Die Swiss Prime Site AG erklärt auf Anfrage, dass mit ihrem Projekt ebenfalls für eine stetige Belebung des Quartiers gesorgt werden soll, dadurch werde die Lebensraumqualität für Mieter, Besucher und Bewohner erhöht. Auch führe die stark begrünte Umgebung zu einer Minderung der Hitzeinsel Zürich-West.

«Extremer Verlust»

Durch die Eröffnung des Theaters Anfang 2000 hat Zürich-West einen Aufschwung erlebt. Für Darko Soolfrank, Veranstalter und Co-Gründer der Maag-Halle, kommt die Planänderung überraschend, denn: Der Erhalt der Hallen sei mit einem neuen Überbau bis Ende letzten Jahres noch favorisiert worden. Der Entwurf der Pariser Architekten Lacaton & Vassal sieht Wohnungen über den bestehenden Industriegebäuden vor. Soolfrank hätte es sich für die Kulturschaffenden und das Quartier gewünscht, dass dieses Kulturzentrum auch nach Ablauf des Vertrages Mitte 2023 bestehen bleibt. «Die Halle ist zudem ein wichtiger Teil der Industriegeschichte des Zürcher Kreis 5», sagt Soolfrank.

FDP-Gemeinderätin Elisabeth Schoch wohnt in der Giessereihalle im Kreis 5 und schätzt die Kultur im Quartier. «Der Abbruch der Maag-Hallen wäre ein extremer Verlust für die Stadt», ist Schoch überzeugt. Sie wisse jedoch, wie kompliziert Bewilligungsverfahren in Zürich sein können. «Bauen in der Stadt ist oft ein Spiessrutenlauf. Es ist manchmal einfacher, alles abzureissen und neu zu bauen, statt Gebäude zu erhalten und zu ergänzen.»

Das Komitee «Retten wir die Maag-Hallen» bläst zur Charme-Offensive. Sie wollen die Bauherrschaft umstimmen. Gespräche sollen demnächst stattfinden.

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

 

 

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