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Reste im Restaurant einpacken lassen verdoppelt den Genuss und vermeidet Food Waste. (Bild: Andrey Popov / iStock)

Mahlzeit statt Müll

Von: Isabella Seemann

04. August 2020

Das Bulletin «Zürcher Umweltpraxis» stellt Projekte und Themen zum kantonalen Klima- und Umweltschutz vor. Teil 4: Food Waste. 

Geschätzt ein Drittel aller Lebensmittel landet im Mülleimer, obwohl sie noch geniessbar gewesen wären. Politik, Gemeinden, Organisationen und auch Privatpersonen suchen nach den Ursachen dieser Verschwendung und Lösungen, wie ihr Einhalt geboten werden könnte. Denn Food Waste ist ein Thema, das alle berührt, nicht bloss Umweltaktivisten.

Die Gründe für die Lebensmittelverschwendung sind vielfältig. Beispielsweise Uninformiertheit bezüglich des Mindesthaltbarkeitsdatums verleitet dazu, Abgelaufenes unausgepackt – ohne eine sensorische Prüfung – wegzuwerfen, obwohl die Qualität in den meisten Fällen noch einwandfrei ist. Der moderne und spontane Lebenswandel erschwert Planung und rechtzeitiges Verbrauchen von Lebensmitteln. Hinzukommen die teils geringen Kosten der Lebensmittel. In der Schweiz haben sich die Ausgaben für die Ernährung über die letzten Jahrzehnte stark verringert. 1945 machten die Kosten für Lebensmitteleinkäufe noch gut ein Drittel des Haushaltbudgets aus. Heute sind es durchschnittlich noch sieben Prozent.

Lebensmittelverschwendung ist aber nicht bloss eine private Angelegenheit, sondern ein komplexes Problem. Denn die Herstellung von Lebensmitteln ist zeit- und ressourcenintensiv. Wird ein Drittel der Lebensmittel verschwendet, so gilt das auch für sämtliche Ressourcen, die für deren Produktion und Distribution angefallen sind.

Die Liste dieser kostbaren Ressourcen ist lang: Land, Wasser, Energie, Treibstoff sowie weitere Güter wie Düngemittel, Pestizide, Chemikalien, Verpackungsmaterialien und vieles mehr. Gemäss einer Arbeit von der Zürcher ETH und dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) entspricht der Landverbrauch für den Anbau der weggeworfenen Lebensmittel der Hälfte der in der Schweiz landwirtschaftlich genutzten Flächen.

Je später in der Wertschöpfungs-kette Lebensmittel verloren gehen, desto höher ist die Umweltbelastung aufgrund aller vorangegangenen Arbeitsschritte und Transporte. Die Vermeidung von Food Waste in der Gastronomie und in den Privathaushalten ist daher besonders wichtig.


Mehrfacher Schaden

Allein in den Schweizer Haushalten gehen pro Person und Jahr durchschnittlich 90 Kilogramm essbare Lebensmittel verloren. Das entspricht 38 Prozent aller Lebensmittelabfällen. Food Waste in den Haushalten belastet damit die Umwelt deutlich am stärksten. An zweiter Stelle steht die Verarbeitungsindustrie (29 Prozent), gefolgt von der Gastronomie (14 Prozent).

Für Restaurants zahlt sich der optimale Umgang mit Resten und Abfällen im Betrieb aus – nicht nur der Umwelt zuliebe, sondern auch dem Portemonnaie des Unternehmers. Denn weggeworfene Lebensmittel sind nichts anderes als weggeworfenes Geld. Um dies zu vermeiden, greifen Gastronomen zu unterschiedlichen Lösungen. Eine davon ist die App «Too Good To Go». Bereits Dutzende Zürcher Restaurants, Bäckereien und Lebensmittelhändler verbinden sich via diese kostenlose Plattform mit Konsumenten, damit diese zu bestimmten Zeiten die übriggebliebenen Speisen erwerben können. Das kostet die Abnehmer viel weniger als normal und die Betriebe verkaufen ihre Waren trotzdem noch, anstatt sie einfach wegzuschmeissen.

Die aktuelle Ausgabe des Magazins Zürcher Umweltpraxis (ZUP), das sich dem Klimaschutz, den Klimafolgen und der Anpassung an den Klimawandel widmet, empfiehlt fünf ganz einfache Verhaltensweisen, wie jeder Food Waste reduzieren kann:
•  Planen und Einkaufsliste erstellen.
•  Lebensmittel richtig lagern und Haltbarkeiten verlängern.
•  Bei der Mindesthaltbarkeit den Sinnen vertrauen.
•  Reste und ältere Lebensmittel kreativ verwerten.
•  Sich die Reste im Restaurant einpacken lassen.

Und wenn es dennoch zu Food Waste kommt? Dann wird, wo immer möglich, dank Grüngutsamm-
lung, Vergärung oder Kompostierung das Beste daraus gemacht: Erde, Humus und Energie.


Die schweizweite Initiative «Save Food, Fight Waste» hat auf ihrer Webseite
Rezepte und weitere Tipps zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung:
www.savefood.ch

Weitere Informationen: www.zh.ch/umweltpraxis

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