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Die Menüplanung und die Zubereitung erfolgen in allen Zürcher Tagesschulen durch das Personal vor Ort. Vorbereitet werden die Menüs durch Menu and More, die frühere Stadtküche. Bild: Clipdealer

Nicht immer ein leichter Zmittag

Von: Jan Strobel

12. September 2017

Tagesschulen 2025: Das Projekt stösst auf breite Akzeptanz. Dennoch empfinden manche Lehrpersonen die Mittage als anstrengend.

Das Projekt Tagesschule 2025 ist zweifellos der grösste Umbau in der jüngeren bildungspolitischen Geschichte der Stadt. Es soll einerseits die Bildungsgerechtigkeit in der Volksschule fördern und die Organisation von Unterricht und Betreuung optimieren, andererseits die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern. Aktuell setzen sechs Stadtzürcher Schulen das Projekt um: Aegerten, Albisriederplatz, Am Wasser, Blumenfeld, Leutschenbach und Schauenberg. In einer zweiten Projektphase sollen zwischen 2018 und 2022 gestaffelt weitere 24 Schulen in das Modell überführt werden. Darüber soll die Stadtzürcher Stimmbevölkerung voraussichtlich im Juni 2018 abstimmen.

«Nur noch Aufpasser»

Eine externe Evaluation zeigte eine breite Akzeptanz sowohl bei Eltern und Kindern als auch beim Schulpersonal. Die Teil­nahmequote der Schüler in den sechs Pilotschulen liegt gemäss dieser ersten Bestandsaufnahme bei 90 Prozent. Allerdings, auch das zeigt die Evaluation, empfänden Lehrpersonen die Mittage zum Teil als anstrengend. Diesen Befund bestätigt auch eine Lehrperson, die in der Mittagsbetreuung einer Tagesschule arbeitet und anonym bleiben möchte, gegenüber dem «Tagblatt». Zwar steht sie vollumfänglich hinter dem Projekt, bringt aber auch eine gewisse Überforderung bei der Mittagsbetreuung zum Ausdruck. «Das kommt manchmal einem Durchlaufbetrieb gleich», sagt sie. «Man wird dann nur noch zum Aufpasser. Auf das einzelne Kind können wir unter diesen Umständen nicht immer wirklich eingehen.»

An gewissen Schulen, so die Lehrperson, sei ihrer Meinung nach zu wenig Platz vorhanden. Das zu ändern, sei häufig eine Frage der Improvisation. Turn- bzw. Mehrzweckhallen würden zu Speisesälen umfunktioniert. «Eigentlich müssten in Zukunft zusätzlich noch richtige Mensas gebaut werden. Das wäre die optimale Lösung», ist die Lehrperson überzeugt.

Beim Schulamt ist man sich bewusst, dass die Mittagsbetreuung durchaus als zusätzliche Belastung erlebt werden kann. Die Evaluation in fünf Pilotschulen zeigt auch, dass manche Lehrpersonen die Abgrenzung gegenüber Schülern schwierig empfanden und den Austausch mit Kollegen über Mittag vermissten.

Das Schulamt betont jedoch, dass die Beteiligung der Lehrpersonen an der Mittagsbetreuung freiwillig bleibe und niemand gezwungen werde. Zudem werde es im Gesamtpensum einer Lehrperson berücksichtigt, wenn sie in der Mittagsbetreuung tätig sei. «Die Verpflegung nimmt nur eine kurze Zeit der Mittagsbetreuung in Anspruch», so Regina Kesselring vom Schulamt. «In der freien Zeit stehen Kindern verschiedene Aktivitäten zur Verfügung, die von Betreuungs- und Lehrpersonen begleitet werden.» In diesen Settings bestehe die Möglichkeit, sich den einzelnen Schülern zu widmen.

Keine neuen Mensas
Im Rahmen der Projektphase II werden für die Einführung der Tagesschulen keine neuen Mensas gebaut, stellt das Schulamt klar. In den jetzigen Pilotschulen würden die Kinder nicht in Sporthallen essen, für die Verpflegung könnte aber unter Umständen der Mehrzwecksaal mitbenützt werden. «Die Verpflegung aller Kinder ist sichergestellt, wobei das Mittagessen in zwei Etappen eingenommen werden kann. Bei den notwendigen baulichen und infrastrukturellen Massnahmen geht es in den meisten Fällen um die Erweiterung der Küchenkapazität», sagt Kesselring.

Überdies entspreche der Raumbedarf der Tagesschulen demjenigen einer Regelbetreuung des heutigen ungebundenen Betreuungsangebots für 70 Prozent der Schüler. «Der Ausbau der Betreuung erfolgt kontinuierlich aufgrund der steigenden Schülerzahlen und des wachsenden Bedarfs nach schulischer Betreuung.» Auch unabhängig von den Tagesschulen sei in Zukunft zusätzlicher Raum zu schaffen, um den Betreuungsbedarf abzudecken.

Im Schuljahr 2016/17 besuchten etwa 30 250 Kinder und Jugendliche die Volksschule der Stadt Zürich. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einer Zunahme von rund 1070 Kindern. Bis 2024/25 rechnet das Schulamt mit einer weiteren Zunahme um etwa 24 Prozent an Kindern, die eine Regelklasse der Volksschule oder einen städtischen Kindergarten besuchen.

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